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Biogas-Einspeiseziel kaum zu realisieren

Deutschland wird vermutlich kaum bis zum Jahr 2020 seine selbst gestecketen Biogas-Einspeise-Ziele erreichen. Eigentlich sollen in zehn Jahren wenigstens 6 Mrd. m3 Erdgas durch Biomethan ersetzt werden. Allerdings wurden im vergangenen Jahr weniger als 0,2 Mrd m3 Biogas eingespeist.

Lesezeit: 4 Minuten

Deutschland wird vermutlich kaum bis zum Jahr 2020 seine selbst gestecketen Biogas-Einspeise-Ziele erreichen. Eigentlich sollen in zehn Jahren wenigstens 6 Mrd. m3 Erdgas durch Biomethan ersetzt werden. Allerdings wurden im vergangenen Jahr weniger als 0,2 Mrd m3 Biogas eingespeist.


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Aus der Landwirtschaft heraus lässt sich die Vorgabe nicht umsetzen. Vielmehr müssten auch wegen der starken Nutzungskonkurrenz beim Ackerland erheblich mehr organische Abfälle als bisher zur Biogasgewinnung genutzt werden. In dieser Einschätzung waren sich die Referenten und Teilnehmer bei der Euroforum-Konferenz "Bio-Erdgas - Geschäftsmodelle mit Zukunft" einig, die Anfang vergangener Woche in Düsseldorf stattfand.


Helmut Döhler vom Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) wies mit Blick auf die Flächenkonkurrenz auch auf den anhaltenden Landverbrauch von durchschnittlich 120 ha täglich hin. In 20 Jahren entspreche dies fast 1 Mio. ha; zumeist sei es Ackerland, das verloren gehe. Als realistische Variante für die heute übliche Art der Ernährung in Deutschland ergibt sich laut Döhler ein Pro-Kopf-Flächenbedarf von 0,18 ha. Es blieben dann 2,2 Mio. ha übrig, was in etwa der schon heute mit nachwachsenden Rohstoffen bestellten Fläche entspreche.


Auch Wolfgang Schulz vom Bremer Energie Institut hält das Flächenpotential in Deutschland für die Bioenergie für weitgehend ausgeschöpft. Er verwies auf eine Studie der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena), wonach unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen 40 % des 7 %-Biogasziels erreichbar seien. Auch dies sei eine optimistische Annahme, sagte Schulz. Als Problem sieht er die auf Kleinanlagen ausgerichtete Förderung, die die Biomethanerzeugung in großen Einheiten unrentabel mache. Mit dem Bau von 10-MW-Anlagen könnten technisch effiziente Einheiten geschaffen werden, und es wäre kein Problem, das Ausbauziel zu erreichen, so Schulz, der aber grundsätzlich die Verwertung des Biogases in einer Kraft-Wärme-Kopplungsanlage (KWK) propagierte.


Döhler widersprach Annahmen in Studien, wonach bundesweit in der Zukunft bis zu 6 Mio. ha landwirtschaftliche Fläche für die Erzeugung von Bioenergie genutzt werden könnten. Hierbei werde fälschlicherweise davon ausgegangen, dass keine weiteren Areale für die Infrastruktur verloren gingen, und auch die wachsenden Flächenansprüche des Naturschutzes sowie der steigende Bedarf nach nachwachsenden Rohstoffe für die Industrie blieben unberücksichtigt.


Einen Pro-Kopf-Bedarf von lediglich 0,15 ha, wie er in einzelnen Studien für die Ernährung angenommen wird, hält der KTBL-Biogasexperte ebenfalls für unrealistisch, da er klimabedingt nur noch eine geringe Steigerung der Hektarerträge erwartet, wenn nicht die Pflanzenzucht hier für Auswege sorgt. Außerdem rechnete Döhler vor, dass zur Erzeugung von 6 Mrd. m3 Biogas allein auf Agrarflächen gut 1,2 Mio. ha mit Mais bestellt werden müssten. Darüber hinaus verwies er auf die Nutzungskonkurrenz der Biogaserzeugung mit der Milchproduktion. Bei Milchpreisen von weit weniger als 30 Cent/kg sei dies kein Thema gewesen.


Beim aktuellen Milchpreisniveau ist nach Ansicht Döhlers aber schon nicht mehr mit einem Anhalten des Biogasbooms zu rechnen, nachdem sich die Zahl der landwirtschaftlichen Biogasanlagen im Jahr 2009 um mehr als 1.000 auf rund 5.000 erhöhte. Bei einem Milchpreis von 33 Cent/kg sei eine 500-kW-Biogasanlage ohne Güllebonus schon nicht konkurrenzfähig. Bei einem Milchpreis von 34 Cent/kg verzichte der Milchviehhalter, der Biogas erzeuge, auf Geld. In der Sauenhaltung sieht Döhler diese Schwelle in etwa bei einem Ferkelpreis von 40 Euro erreicht.


Wie Schulz berichtete, sollen sich aktuell 36 Biomethananlagen in Deutschland in Betrieb befinden. Bis Ende des Jahres würden 70 Anlagen erwartet. Als mögliche Maßnahmen zur Belebung dieses Sektors nannte der Ingenieur die Anhebung der Entgelte für die vermiedene Nutzung vorgelagerter Gasnetze, die stärkere Förderung größerer Biogaserzeugungskapazitäten, einen privilegierten Zugang zu Gasnetzen sowie die Zulassung des Einsatzes von Biogas in Spitzenlastkesseln und Brennwertkesseln.


Schulz kritisierte, dass mit dem aktuellen Förderahmen kleine, eher ökologisch ineffiziente Biogasanlagen gefördert würden. Allgemeine Vorteile der Biomethanerzeugung und -einspeisung sieht er unter anderem in ihrer generell guten Einfügung in bestehende Kreisläufe, in der möglichen Nutzung in KWK bis hinunter zu kleinen Einheiten, in der relativ kostengünstigen Möglichkeit der Gas- und Wärmespeicherung sowie der Witterungsunabhängigkeit der Erzeugung. Nachteile seien also, weil nur relativ große Kapazitäten wirtschaftlich arbeiten können, der hohe Investitionsbedarf und die relativ geringe Zahl an geeigneten Gaseinspeisungspunkten. Eine Aufbereitung von Biogas zu Biomethan und die Einspeisung in das Erdgasnetz sind derzeit laut Schulz nur für Anlagen ab 1 MW elektrische Leistung rentabel. Grundsätzlich sprach auch er sich für eine stärkere Verwendung von Abfällen aus. Als eine Möglichkeit nannte er die intensivere Nutzung der Faultürme von Kläranlagen zur Biomethanerzeugung.

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