Obwohl Mitteleuropa weltweit zu den agrarischen Gunststandorten zählt und deshalb in besonderem Maße Verantwortung für landwirtschaftliche Produktivität und Leistungsfortschritt trägt, zielen die gesellschaftlichen Strömungen gerade in Deutschland in eine andere Richtung. Ursache dafür sei oft eine undifferenzierte Sehnsucht des heutigen Verbrauchers nach der „guten alten Zeit“. Das hat Dr. Andreas Möller auf dem diesjährigen KWS-Agrarforum erklärt, das vom Einbecker Züchterhaus vergangene Woche am Stammsitz durchgeführt wurde.
Die neuen Schlagworte hießen „Small is beautiful“ oder „Nachhaltigkeit“. An diesen Leitbildern der Gesellschaft könne man die Sehnsucht nach der Natur ablesen, so Möller. Natur sei zu einer Metapher geworden für Werte wie Stabilität oder Entschleunigung, die der Verbraucher heute vielfach vermisse. Dies zeige beispielhaft die Entwicklung der Zeitschrift „Landlust“, die heute mit einer Auflage von 1,1 Mio. Exemplaren erfolgreicher sei als Spiegel, Stern oder Focus. „Landlust“ stelle das ländliche Leben ausschließlich positiv dar und wecke die Sehnsucht nach der Heimeligkeit der vorindustriellen Zeit.
Der heutige Verbraucher sei zudem der medial vermittelten Natur sehr viel näher als der unmittelbaren, ihn umgebenden Umwelt. Für die Landwirtschaft sei es daher heute viel schwerer, die Verbraucher zu erreichen und aufzuklären. Möller rät der Branche trotzdem, die Sorgen der Leute ernst zu nehmen und ihnen kommunikativ entgegenzukommen. Das löse zwar nicht alle Probleme, aber man könne damit viel erreichen. „Wir brauchen Wagemut statt Landlustidylle“, so sein abschließendes Fazit.
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