Die Bundesregierung ist gegen konkrete Mengenvorgaben zur Minderung des Antibiotikaeinsatzes in der Tierhaltung. „Ich denke nicht, dass uns derartige Reduktionsziele weiterbringen würden“, sagte der zuständige Abteilungsleiter vom Bundeslandwirtschaftsministerium, Bernhard Kühnle, bei einer Veranstaltung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zu „Antibiotika-Resistenzen“ vergangene Woche in Berlin.
Gleichzeitig bekräftigte der Ministerialbeamte die Notwendigkeit eines sachgerechten Einsatzes von Antibiotika nach dem Standard der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse. Hier gebe es „erheblichen Handlungsbedarf“, so Kühnle. Gefordert sei dabei zum einen die Wirtschaft. Tierhalter und Tierärzte müssten ihre Eigenkontrollen ausbauen und effektiver gestalten. Zum andern müsse der Staat künftig mehr als in der Vergangenheit dafür Sorge tragen, dass Antibiotika tatsächlich sachgerecht eingesetzt würden. Dafür seien möglicherweise verbindlichere Regeln notwendig.
In diesem Zusammenhang müsse der Wechsel von Antibiotika im Zuge einer Behandlung ebenso kritisch hinterfragt werden wie der Einsatz bestimmter Wirkstoffe. Im Ergebnis könne dies dann sehr wohl zu einer Minderung der Mengen an eingesetzten Antibiotika führen, betonte der Ministerialbeamte.
Auch BfR-Präsident Prof. Andreas Hensel warnte vor einfachen Lösungsansätzen für ein vielschichtiges Problem. Beispielsweise sei die Größe eines Tierbestandes nicht automatisch gleichbedeutend mit einem schlechten Hygienestatus und einem damit verbundenen erhöhten Antibiotikaeinsatz. Neben einer vollständigen Transparenz des Einsatzes von Antibiotika in Tierbeständen und einer Offenlegung der Stoffströme bedürfe es einer stärkeren Orientierung an Best-Practice-Beispielen für ein optimales Tiergesundheitsmanagement, sagte der BfR-Präsident. (AgE)
vgl.:
Nüssel: Wirtschaft zur Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes bereit (28.11.2011)
EU-Kommission legt Maßnahmenkatalog gegen Antibiotikaresistenz vor (17.11.2011)