Die Gemeinsame EU-Agrarpolitik (GAP) gibt den Mitgliedsstaaten einen Spielraum zur Verteilung der finanziellen Mittel. Die Landesvereinigung Ökologischer Landbau Nordrhein Westfalen ist daher der Ansicht, dass 15 % der EU-Agrar-Direktzahlungen für gezielte Agrarumweltmaßnahmen genutzt werden könnten.
Wie Heinz-Josef Thuneke, Vorsitzender der LVÖ am Montag erklärte, schöpft Deutschland die Gelder der sogenannten 2. Säule bei Weitem nicht aus. Nur 4,5 % würden in der BRD gezielt für Umwelt-, Tier- und Klimaschutzmaßnahmen in der Landwirtschaft eingesetzt, sagt er. „Es ist längst Zeit, die Umschichtung der Mittel anzugehen. Die Ausschüttung finanzieller Hilfen für Landwirte im Gießkannenprinzip hat schon zu lange eine positive Entwicklung in der Bio-Landwirtschaft verzögert. Darüber hinaus fehlt es einer pauschalen Flächenprämie auch an gesellschaftlicher Akzeptanz." Seiner Meinung nach bräuchten die Landwirte jetzt eine finanzielle Honorierung der Umstellung auf Ökolandbau und gezielte Maßnahmen zum Schutz der Böden, Tiere und Pflanzen.
Jörn Bender, stellvertretender Vorsitzender der LVÖ, weist unterdessen darauf hin, dass Nordrhein Westfalen ein wichtiger Absatzmarkt für Bio–Produkte in Deutschland sei. Die Nachfrage nach regional, nachhaltig, ökologisch und tiergerecht produzierter Ware steige. "Das Wachstum der Öko-Fläche in NRW fällt aber vergleichsweise gering aus, in 2014 gab es nach Angabe des Landwirtschaftsministeriums sogar einen leichten Rückgang der Ökoflächen in NRW. Vorhandene Gelder dürfte man daher jetzt nicht vergeuden.
Das aktuell große Interesse an ökologischer Landwirtschaft ist laut Bender eine echte Chance, Landwirtschaft in der Zukunft umweltverträglicher, tier- und menschengerechter zu gestalten. Die LVÖ erwart eine klare Positionierung des NRW Landwirtschaftsministers Remmel für eine spürbare Aufstockung der 2.Säule. Die EU-Agrarpolitik müsse zwingend ökologisch beeinflusst werden, meint die LVÖ-Spitze. Nur durch die richtigen Weichenstellungen könne ein Nährboden für eine nachhaltigere Nutzung der Ressourcen geschaffen werden.
Sollte Deutschland die 15 % der 2. Säule voll ausschöpfen und somit zusätzlich weitere 10,5 % umschichten, würden diese Mittel ab 2019 wirksam. Das entspräche rund 525 Mio. Euro jährlich, die ohne Kofinanzierung für bessere Einkommenschancen der Landwirte, eine Ökologisierung der Landwirtschaft, den Gewässerschutz und mehr Tierschutz eingesetzt werden könnten, rechnet die Landesvereinigung vor. Die Mitgliedstaaten müssten der EU-Kommission einen entsprechenden Beschluss bis zum 1. August 2017 mitteilen.