Die Mafia steigt - jetzt in Zeiten der Wirtschaftskrise – immer stärker in das Geschäft mit Lebensmitteln und der Landwirtschaft ein. So entscheidet in manchen Regionen nicht mehr der Markt über den Preis von Agrarprodukten, sondern der Pate, berichtet die Süddeutsche Zeitung.
Ob die Bauern ihre Ernte für zehn Cent oder einen Euro loswerden, entscheide er, brüstete sich etwa Massimo Sfraga am Telefon, das von den sizilianischen Staatsanwälten abgehört wurde. "Wir können sie zu jedem Preis verkaufen. Von 1000 Melonen-Reihen in Marsala gehören 800 uns", prahlte Sfraga. Und dabei sei das Melonen-Kartell von Marsala kein Einzelfall. Italien steckt in der Krise, mafiöse Verbindungen hätten da leichtes Spiel, schreibt die Zeitung weiter.
So habe die Justiz infolge ihrer Ermittlungen in den vergangenen Jahren 90 Nahrungsmittelhersteller und 2500 Ländereien beschlagnahmt. Darunter seien auch landwirtschaftliche Firmen, bäuerliche Urlauberherbergen und Supermärkte von Matteo Messina Denaro gewesen, einem der obersten Paten der sizilianischen Cosa Nostra. Das amerikanische FBI sucht ihn schon lange als einen der gefährlichsten Rauschgifthändler der Welt.
Eines der größten und wertvollsten Landgüter Italiens fanden die Ermittler kürzlich in der Toskana. Hier soll die gefürchtete Familie Graviano aus Palermo ihre Einnahmen aus der Schutzgelderpressung und dem Drogenhandel investiert haben, so die Süddeutsche. Der Betrieb umfasst 713 ha Land für Korn- und Gerstenanbau, Olivenhaine, Wälder, 13 Gutshäuser, eine herrschaftliche Villa, ein Jagdrevier, 200 Schweine und 2000 Schafe.
Nach einem aktuellen Bericht des Bauernverbands Coldiretti soll der Umsatz der Agro-Mafia in den vergangenen beiden Jahren um 12 % auf 14 Mrd. Euro gestiegen sein. "Die Nahrungsbranche ist zur neuen Quelle mafiöser Bereicherung geworden", stellen die Forscher in der ersten Studie über Lebensmittel-Kriminalität fest. Trotz der notorischen Ertragsschwäche der Nahrungsbranche regt das Agrargeschäft also verstärkt den Appetit der Mafiosi an.
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