Die Landwirtschaftliche Rentenbank, Frankfurt am Main, widerspricht Spekulationen, sie plane die Einführung von Negativzinsen bei ihren Förderkrediten. Das Handelsblatt hatte berichtet, dass Milchbauern, die einen neuen Kuhstall finanzieren wollten, für Ihr Darlehen auch noch zusätzliche Zinsen erhalten würden.
Das sei aber derzeit noch Zukunftsmusik, schränkt die Zeitung dann selbst ein. Doch die Rentenbank tausche sich bereits mit anderen Förderbanken aus, um sich auf die Vergabe solcher Darlehen vorzubereiten. "Dass wir über mögliche Folgen der gegenwärtigen Niedrigzinsphase sprechen, stimmt. Dass wir konkret negative Zinsen für die Endkreditnehmer vorbereiten würden, hingegen nicht“, sagte Horst Reinhardt, Vorstandssprecher der Rentenbank, nun gegenüber topagrar.
Im Kreise der Förderbanken werde über verschiedene Zinsszenarien diskutiert, auch darüber, was die Konsequenzen wären, wenn das allgemeine Zinsniveau noch weiter fallen würde, etwa weil die EZB die Leitzinsen noch weiter absenkt. „Das halte ich für eine Selbstverständlichkeit. Wir wären ja unprofessionell, wenn wir nicht diskutieren würden, welche Konsequenzen verschiedene mögliche Entwicklungen hätten“, so Reinhardt. Das heiße aber nicht, dass die Rentenbank die Einführung negativer Zinsen plane.
„Wir können ja nur vermuten, in welche Richtung sich die Zinsen bewegen, ob nach oben, nach unten oder seitwärts.“ Außerdem könnte die Rentenbank negative Zinsen ohnehin nicht im Alleingang weitergeben. Denn die Förderbank vergibt ihre Darlehen wettbewerbsneutral über die Hausbanken. Und die seien technisch gegenwärtig zumeist nicht in der Lage, negative Zinsen zu empfangen. Sparkassen, Genossenschaftsbanken und private Geschäftsbanken müssten zuerst ihre IT-Systeme umstellen, und zwar alle gleichzeitig. Alleingänge einer Förderbank seien da schon aus praktischen Gründen gar nicht möglich.
Die Landwirtschaftliche Rentenbank ist die deutsche Förderbank für die Agrarwirtschaft und den ländlichen Raum. Der Grundstock ihres Eigenkapitals wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von der deutschen Land- und Forstwirtschaft aufgebracht. Deshalb verwendet die Bank auch ihren gesamten Bilanzgewinn zur Förderung der Agrarwirtschaft und des ländlichen Raums. Mit der Garantie der Bundesrepublik im Hintergrund kommt die Rentenbank extrem günstig an frisches Geld. Selbst zehnjährige Bundesanleihen rentieren nur noch knapp über der Nulllinie. Von diesem Zinsumfeld profitieren auch Förderinstitute wie die Rentenbank, die sich bei kurzen Laufzeiten schon jetzt gegen Negativzins frisches Kapital verschaffen kann. Die Bank erhält also Geld dafür, dass sie sich welches borgt.
Auch die KfW und die Landesförderbanken kommen äußerst günstig an frisches Geld. Die hessische Wirtschafts- und Infrastrukturbank bestätigte, dass sie in Sachen Negativzins „in engem Austausch mit anderen Landesförderinstituten“ steht. Bei der NRW-Bank heißt es dagegen, man habe derzeit keine Pläne, Darlehen mit Negativzins zu vergeben.
Im vergangenen Jahr vergab die Rentenbank mit rund 7,8 Mrd. Euro so viele Darlehen wie noch nie.
Mehr: Förderkredite der Rentenbank auf Rekordniveau (27.4.2016)
