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Herbizide in Rüben: Gehen Sie nicht zu „scharf“ ran

2023 bleibt das Herbizid-Angebot gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert. Vorsicht gilt den Resistenzbildungen, wichtig ist hier ein nachhaltiges Management über die Fruchtfolge.

Lesezeit: 5 Minuten

Unsere Autoren Stefan Geyer, Agrana Research & Innovation Center GmbH, Friedrich Kempl, Agrana Sales & Marketing GmbH berichten.

In den letzten Jahren haben sich Kombinationen aus blatt- und bodenaktiven Wirkstoffen in drei Nachauflaufbehandlungen im Keimblattstadium der Beikräuter (NAK-Verfahren) etabliert.

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Auch 2023 stehen für das klassische NAK-Verfahren die bewährten Phenmedipham-Ethofumesat-Kombinationen (Betanal Tandem und Belvedere Duo) sowie die jeweiligen Einzelkomponenten (Betosip SC, Betasana SC und Tramat 500, Ethofol) in Kombination mit einem Metramitron-Produkt zur Verfügung. Wichtig ist aufgrund der SC-Formulierungen der Herbizide auf einen ausreichenden Zusatz von Öl oder ähnlichen Additiven zu achten. Nur so kann eine optimale Wirkung der Herbizidbehandlung sichergestellt werden.

Wirkung gezielt verstärken

Zur Wirkungsverstärkung gegenüber schwer regulierbaren Beikräutern kommen Wirkstoffe wie Dimenthenamid-P (z. B. Spectrum), Triflusulfuron-methyl (Debut), Lenacil (Venzar) und Clopyralid (z. B. Lontrel) eine größere Bedeutung zu. Treten zum Beispiel Vogel-Knöterich, Bingelkraut oder Klettenlabkraut auf, so kann mit Triflusulfuron (Debut) bzw. Triflusulfuron und Venzar (Debut DuoAktiv) die Wirkung der Basismischung erhöht werden. Mit Quinmerac und Dimethenamid-P (Tanaris) kann die Wirkung gegen Hundspetersilie, Hirse, Kamille oder Amarant verstärkt werden.

Clopyralid (Lontrel) kann gegen Distel, Nachtschatten oder auch Ausfallsonnenblumen bedeutend sein. Allgemein ist eine generelle Beimischung von allen Wirkstoffen jedoch aus phytotoxischen und ökonomischen Gründen nicht zielführend. So zeigten die Versuche der Agrana Research & Innovation Center GmbH im Jahr 2022, dass bei „scharfen“ Tankmischungen Ertragsunterschiede von bis zu 7 % im Vergleich zu „milderen“ Tankmischungen auftreten können, wenn die Wirkung bei beiden Varianten zufriedenstellend ist (siehe Übersicht 2).

Bei voraussichtlichem spätem Auflaufen von Hirse oder Amarant kann mit Dimethenamid-P (z. B. Spectrum) eine Bodenversiegelung durchgeführt werden. Dabei ist entweder eine Beimischung bei der dritten Nachauflaufbehandlung im Keimblatt (3. NAK) oder bei früher 3. NAK und geringer Rübenentwicklung ein separater Termin zu empfehlen.

Gräsermittel: Vorsicht bei ­Zulassung

Auch die zur Kontrolle der Schadgräser zur Verfügung stehenden Herbizide sind wie im Jahr 2022 verfügbar. Vorsicht ist bei der Zulassung geboten. Ähnliche Produkte mit denselben Wirkstoffgehalten können sich teils deutlich in der zugelassenen Anwendungsmengen unterscheiden. Zu beachten ist auch, dass bei Panarex, Grasser und Fusilade max je eine Anwendung pro Indikation zugelassen ist, bei allen anderen Graminiziden nur eine Anwendung pro Saison. Die Zulassung von Ready verbietet zudem die weitere Anwendung eines anderen Herbizides mit dem Wirkstoff Propaquizafop.

Durch das System Conviso smart steht auch 2023 den Rübenbauern die Möglichkeit offen, die Beikrautregu­lierung mittels Conviso One durchzuführen und damit Flexibilität zu gewinnen. Mit zweimal 0,5 l Conviso One + 1,5 l Mero/ha im 2-Blattstadium des Weißen Gänsefußes bleibt die Empfehlung unverändert. Bei sehr trockenen Bedingungen oder dem Auftreten von Weißem Gänsefuß im 6-Blattstadium empfiehlt sich die Beigabe von Phenmedipham und Ethofumesat, um eine sichere Wirkung zu erzielen.

Zwei Splittinganwendungen

Die 1. Splittinganwendung findet dabei normalerweise einige Tage nach der traditionellen 1. NAK statt. Die 2. Splittinganwendung darf frühestens 10 Tage nach der ersten Anwendung erfolgen. Dabei kann diese je nach Witterung und Entwicklung der Beikräuter auch erst 20 Tage danach stattfinden. Aus Sicht der nachhaltigen Regulierung von Hirse, aber auch Amarant kann die Zugabe von Dimethenamid-P (z. B. Spectrum) bei der 2. Splitting-Applikation Vorteile bringen. So kommt ein zweiter Wirkungsmechanismus zur Anwendung und das Risiko einer Selektion von resistenten Beikräutern sinkt deutlich.

Weiters zu beachten:

  • Sollten nach einer Conviso One-Spritzung konventionelle Zuckerrübenkulturen behandelt werden, ist unbedingt eine Komplettreinigung der Feldspritze notwendig, da herkömmliche Zuckerrübenbestände auch nur durch geringe Verunreinigungen der Spritze mit Sulfonylharnstoff vernichtet werden.
  • Sollte ein Rübenbestand nach der Behandlung mit Conviso One umgebrochen werden, so ist nur ein Nachbau mit Conviso-Smart-Sorten, Mais und Express-toleranten Sonnenblumen aufgrund der Herbizidbehandlung möglich. Sojabohne oder Hirse wird durch das Herbizid massiv geschädigt.

Resistenzmanagement wichtig

Da mit dem System Conviso smart nur auf die Wirksamkeit von der HRAC-Klasse B (zukünftig HRAC 2) zugeordneten ALS-Hemmern vertraut wird, muss das Pflanzenschutzkonzept für die gesamte Fruchtfolge überdacht werden.

Da in diesem System die Rübe nicht mehr als „automatischer Resistenzbrecher“ fungiert, ist umso mehr auf gutes Resistenzmanagement (speziell in Sommerungen) zu achten. Wichtig dabei ist, dass Resistenzen meist vom Landwirt selbst verursacht und feldspezifisch sind. Durch Lohndrusch, Gemeinschaftsmaschinen, aber auch Flächentausch bzw. Flächenzukauf ist jedoch niemand vollständig vor diesem Problem bewahrt.

So entsteht eine Herbizid­resistenz

Durch eine zufällige Mutation kann eine einzelne Pflanze (z. B. Amarant) gegen einen Wirkmechanismus (z. B. HRAC-Code B/2) unempfindlich geworden sein, die Beikrautregulierung überleben und aussamen. Eine Amarantpflanze bildet dabei zwischen 1.000 und 5.000 Samen aus, die im Boden bis zu 40 Jahre keimfähig bleiben. Wenn im Rahmen der Fruchtfolge in Sommerungen überwiegend Herbizide mit dem Wirkmechanismus „B“ (ALS-Hemmer bzw. Sulfonylharnstoffe) eingesetzt werden, können sich diese ALS-resistenten Biotypen beim Amarant massiv ausbreiten und folgend zu massiven Ertragseinbußen führen.

Auch in Österreich treten immer wieder Fälle von ALS-resistenten Beikräutern auf. Speziell Sulfonylharnstoff-resistenter Amarant, vereinzelt auch Weißer Gänsefuß, hat in den letzten Jahren zu verunkrauteten Feldern in Rübe, aber auch in Sojabohne und Sonnenblume geführt. Bei befürchtetem Auftreten von ALS-Resistenzen auf dem Acker muss unbedingt ein gegen das betreffende Beikraut wirksames Herbizid zusätzlich zu Conviso One eingesetzt oder wieder auf das klassische NAK-System gewechselt werden!

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