Mehr Umwelt- und Naturforschung, mehr Klimaschutz, mehr Biolandwirtschaft, mehr Artenvielfalt. Das waren die politischen Wünsche und Vorgaben für die neue Förderperiode der GAP. Es sollte alles mehr und besser werden.
Doch nach der nunmehrigen Einigung über die nationale Umsetzung, samt teils neuer Maßnahmen und Prämienhöhen (siehe Beitrag "Pflügt Brüssel unsere Landwirtschaft um, Ausgabe 2/2022, Seite 10), stellt sich die Frage: Ist dem wirklich so?
Formal gesehen wird ab 2023 mit jährlich rund 1,6 Mrd. € sogar mehr Leistungsgeld verteilt als bisher. Allerdings sinken die Direktzahlungen und die Anforderungen an die Förderwerber werden höher. So fällt etwa die künftige Basis-Hektarprämie von 288 auf 208 €. Dieses Minus werden viele Bauern durch Teilnahme an LE-Maßnahmen nicht auffangen können.
Trotz mehr Fördermillionen steht die Existenz vieler Betriebe auf dem Spiel.
Viele Baustellen aus der Vergangenheit werden durch die Neuprogrammierung von ÖPUL & Co. zudem nur halb zugedeckt. Manches wird auch komplizierter, die Bauern aber noch gläserner. So gibt es keinen adäquaten Ersatz für die ehemalige Mutterkuhprämie, dem Bio-Paket muss Brüssel erst mal zustimmen. Prämien für Almauftrieb und Tierwohl sind löblich. Aber ob ein an sich zwingender Tierauslauf bei Bio extra förderbar ist, erscheint fraglich. Sicher ist nur, dass die Bürokratie erneut zunehmen wird.
Eine Neiddebatte hätte man sich aber auf alle Fälle schenken können: Das neue Capping betrifft gerade mal 43 Agrarbetriebe. Die von diesen erhofften gut 3 Mio. Euronen machen im 70 Mio. €-Umverteilungsposten für die ersten Hektare das Kraut nicht wirklich fett.
Allen Plänen, Maßnahmen und Prämienhöhen muss die EU-Kommission ohnedies erst ihren Sanktus geben. Aber auch für die Bauern heißt es, Maßnahmenpaket studieren und genau rechnen: Jede Betriebsführerin, jeder Betriebsführer muss seinen Betrieb neu bewerten und die Förderfähigkeit hinterfragen.
Dabei muss ihnen die eigene Standesvertretung massiv unter die Arme greifen und sie wirklich – sowie ohne Haftungsausschluss – beraten. Denn mehr Förderbudget bedeutet noch lange nicht, dass dieses Geld auf den Höfen auch ankommt und die Betriebe in der Landwirtschaft bleiben (können).