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Nach Putenfleisch Skandal

So soll die heimische Putenmast gestärkt werden

Ein EU-Verbot des Wegschmelzens der Krallen bei Küken, die Herkunftskennzeichnung im Handel und ein größerer Österreich-Anteil in der öffentlichen Beschaffung soll die heimische Putenmast stärken.

Lesezeit: 4 Minuten

Obwohl Österreich nur einen Selbstversorgungsgrad von 51 % bei Putenfleisch hat, wurden zuletzt 20 % des bei uns zu höchsten Haltungsstandards produzierten Putenfleisches in die EU exportiert. Als Grund führte Geflügelwirtschaft Österreich (GWÖ)-Obmann Markus Lukas heute in einer Pressekonferenz an, "weil es einfach nicht in Österreich absetzbar war."

Importware zum halben Preis von österreichischer Pute angeboten

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Österreichisches Putenfleisch sei im Vergleich zu billiger Importpute einfach so teuer, dass der Verbraucher trotz aller Lippenbekenntnisse für Tierwohl zu der ausländischen Ware greife. So habe Lukas bei Billa einen Preis für österreichische Pute von 16 bis 17 € ermittelt, während Importware beim Spar um 8 bis 9 € angeboten worden sei. Vor allem in der Fleischtheke sei nicht einmal zu erkennen, ob das Fleisch aus Österreich oder dem Ausland komme, weil es nicht gekennzeichnet werden müsse. Ganz schlimm sei die Lage bei der Biopute. Laut ARGE Pute Österreich (APÖ)-Obmann Dietmar Hipp sei der Verkaufsanteil von Biopute innerhalb eines Jahres von 9 bis 10 % auf aktuell max. 5 % zusammengebrochen. Hipp: "Biopute ist fast gänzlich unverkäuflich geworden."

Putenfleisch aus italienischer Haltung mit Toe Trimming

In dieser katastrophalen wirtschaftlichen Situation macht den Branchenvertretern der jüngst aufgedeckte Skandal gewisse Hoffnung. Laut einer Recherche der Initiative "Oekoreich" sollen Puten eines italienischen Herstellers, deren Fleisch in österreichischen Supermarktregalen liegt, mit sogenanntem "Toe Trimming" behandelt werden: Die Krallen der Küken werden bereits kurz nach dem Schlüpfen weggeschmolzen, damit sich die Tiere nicht gegenseitig verletzen.

Laut Markus Lukas wird mit dieser Methode eine rote Linie deutlich überschritten, "das ist Tierqual hoch drei". Konkret handelt es sich hierbei nach Aussage von Lukas um Putenfleisch der Firma AIA aus San Martino Buon Albergo in Italien. Die Abkürzung steht für „Agricola Italiana Alimentare“, zu Deutsch: Italienische landwirtschaftliche Lebensmittel. AIA ist eine Marke der „Gruppo Veronesi“, einem der größten Agrarkonzerne Italiens mit einem Umsatz von über 3 Mrd. € jährlich, wie Oekoreich berichtet. Über diesen Konzern haben laut Lukas Spar, M-Preis und Maximarkt das Putenfleisch aus Haltung mit Toe Trimmung angeboten. Inzwischen habe Spar "schriftlich mitgeteilt, es auszulisten", erklärte Lukas heute.

In Österreich, wo die Besatzdichte in Ställen wesentlich geringer ist (40 kg/m2), ist diese Praxis gesetzlich verboten - in anderen EU-Ländern hingegen nicht. In der EU seien laut Hipp im Schnitt 60 bis 70 kg/m2 üblich.

"Tierleid vom Teller verbannen"

Als Konsequenz dieses neuerlichen Haltungsskandals - erst Anfang 2022 war AIA durch Aufdeckung katastrophaler Haltungsbedingungen in die Medien geraten - stellten heute Hipp, Lukas und Bauernbundpräsident Georg Strasser einen 3-Punkte-Plan auf. Damit solle Tierleid vom Teller verbannt und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der rund 200 österreichischen Putenmäster gestärkt werden. en.

  1. EU-Politik: Gleiche Standards im freien Binnenmarkt

In der Putenmast gelten in Österreich deutlich höhere Haltungsstandards als im EU-Ausland. Damit die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Landwirtschaft gegeben ist, braucht es eine Angleichung. Konkret bedeutet das etwa, die Methode des "Toe Trimmings" EU-weit zu verbieten. Hier ist die EU-Politik gefordert.

2. Handel: Tierleid auslisten, Herkunft kennzeichnen

Der Lebensmitteleinzelhandel muss seiner Verantwortung nachkommen und Produkte, die unter derartigen Bedingungen hergestellt wurden, sofort auslisten. Es kann nicht sein, dass die ausländische Tierqual-Pute im Regal direkt neben der österreichischen Qualitätspute liegt. Außerdem gibt es eine gesetzliche Lücke: Putenfrischfleisch, das unverpackt in der Theke liegt, muss bislang nicht gekennzeichnet werden. Das muss sich ändern.

3. Öffentliche Beschaffung: Österreich-Anteil erhöhen

Mit dem österreichischen Aktionsplan für eine nachhaltige öffentliche Beschaffung (naBe-Plan) müssen Möglichkeiten geschaffen werden, den Österreich-Anteil der Lebensmittel zu erhöhen. Dazu gehören auch finanzielle Anreize, mit denen sichergestellt werden soll, dass hochwertiges österreichisches Putenfleisch in der öffentlichen Beschaffung bevorzugt wird.

Strasser, Lukas und Hipp betonen, dass die Konsumentinnen und Konsumenten bereits jetzt durch das AMA-Gütesiegel die Sicherheit haben, dass das Putenfleisch zu europaweit höchsten Standards hergestellt und transparent kontrolliert wurde. "Wo das rot-weiß-rote AMA-Gütesiegel draufsteht, ist auch rot-weiß-rote Qualität enthalten. Neben den Maßnahmen des 3-Punkte-Plans ist es unser Ziel, das AMA-Gütesiegel auszubauen und heimische Qualität entsprechend zu würdigen", so Strasser abschließend.

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