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topplus Mietgärten als Kundenmagnet

Zum Nachmachen? Wie dieser Landwirt es schafft, Kunden an seinen Hof zu binden

Seit Jan-Bernd und Maria Edelbusch Ackerparzellen als Gemüsegärten an Verbraucher vermieten, wurden die Schweinehalter zu Direktvermarktern. Ein regionales Konzept, das zum Nachmachen ermuntert?

Lesezeit: 6 Minuten

"Wir wollten die Schweine-Rallye nicht weiter mitrennen.“ So begründen Jan-Bernd und Maria Edelbusch die Suche nach neuen Standbeinen für ihren Betrieb, die im Jahr 2019 begann. Damals hatte Sohn Hendrik die Ausbildung beendet und wollte sich als Hofnachfolger durchaus noch der Schweinehaltung widmen. Heute, sechs Jahre später, unterstützen die Senior-Chefs ihren Sohn selbstverständlich im Stall, haben aber unter der Marke „Bauer Jumbo“ gleich eine Handvoll neuer Betriebszweige für ihren Hof im nordrhein-westfälischen Lüdinghausen erschaffen.

„Wir wollten eigentlich erstmal nur etwas herumprobieren“, sagt Jan-Bernd Edelbusch, den alle nur Bauer Jumbo nennen. „Aber seit dem sind wir in so viele neue Sachen reingerutscht.“ Den Stein ins Rollen brachte die Idee, Gemüsegärten an Verbraucher zu vermieten. Und seitdem gilt: Ein neues Standbein kommt selten allein.

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Schnell gelesen

  • Jan-Bernd und Maria Edelbusch bieten unter der Marke Bauer Jumbo Mietgärten à 45 m² pro Parzelle an.

  • Der Direktvermarkter bereitet die Gärten vor, die Kunden sind für Pflege und Ernte zuständig. Preis: 248 € / Saison.

  • Neben Mietgärten betreibt die Familie einen Hofladen, bietet Campingplätze und ein Maislabyrinth: Die Idee: Sind die Kunden erst auf dem Hof, kaufen sie auch.

  • Kundenkontakt auch am Wochenende und Offenheit gehören zu diesem Konzept dazu.

Am Anfang waren die Mietgärten

Alles begann also im Jahr 2019. Aufgabenstellung war, neue Wege für den nah am Ortsrand gelegenen Betrieb mit 65 ha Ackerbau und 120 Sauen im geschlossenen System zu finden, ohne die Schweine aufzugeben. Gemeinsam mit einer Kammerberaterin erarbeitete das Paar zuerst die Idee, Mietgärten am Hof anzubieten. Dabei handelt es sich um Ackerparzellen, die Verbraucher für eine Saison als Nutzgarten mieten, sie selbst pflegen und das Gemüse ernten.

Zum Start der Saison bereitet der 58-jährige Jan-Bernd Edelbusch die Fläche maschinell vor und übernimmt die Grunddüngung. Damit die Mietgärtner direkt starten können, sät er rund 20 klassische Gemüsesorten aus oder setzt die entsprechenden Jungpflanzen. Dafür hat er im vergangenen Jahr eine Pflanzmaschine angeschafft, die den Zeitaufwand erheblich reduziert. Ein Drittel jeder Parzelle bleibt frei für die Wünsche der Kunden. „Dort werden meist Kürbisse, Zucchinis oder Tomaten angebaut“, sagt Bauer Jumbo.

Eine Parzelle ist 45 m² groß und kostet pro Jahr 248 €. Bis Ostern müssen sich die Mietgärtner verbindlich anmelden, sodass Edelbusch Ende April die Gesamtfläche der Saison festlegen und in Parzellen aufteilen kann. Am 1. Mai findet die Übergabe an die Kunden statt, die von diesem Zeitpunkt an teilweise täglich auf den Betrieb kommen, bis im Oktober die Saison endet.

Gärtner auch am Wochenende auf dem Hof

„Dafür muss man schon geboren sein“, sagt Jan-Bernd Edelbusch. „Wer keine Leute auf seinem Hof haben will oder keine Lust hat, die Fragen der Kunden auch am Wochenende zu beantworten, für den ist das nichts.“ Und Fragen gibt es nach Erfahrung des Betriebsleiter-Ehepaares viele. Sie können mehrere Anekdoten erzählen. Da werden zum Beispiel nur zwei oder drei Kartoffeln aus der Erde geholt, in dem Glauben, dass der Rest weiterwächst. Oder vom Spinat werden nur ein paar Blätter abgezupft, statt die ganze Reihe zu ernten. Und von einem Vlies gegen Spätfröste haben die wenigsten Mietgärter mal gehört.

„Die meisten Verbraucher sind weit weg von der Landwirtschaft“, resümiert die 55-jährige Maria Edelbusch, die sofort auf den Lerneffekt vieler Kunden hinweist, wenn sie eine Saison für den Garten verantwortlich waren. „Den meisten geht es gar nicht um das geerntete Gemüse, sondern um das Hacken und Gießen“, sagt Jan-Bernd. Die Freizeit draußen zu verbringen und den Kopf frei zu kriegen, stehe bei den Mietgärtnern meist im Vordergrund.

Sind die Kunden erst auf dem Hof, kaufen sie auch

Trotz allen Ausprobierens stand am Anfang die Analyse der Kundschaft. „Damit sollte sich jeder Betrieb vorher auseinandersetzen“, empfiehlt Maria Edelbusch. So hat der nahegelegene Ort Lüdinghausen etwa 24.000 Einwohner. Hiervon haben lediglich 2 bis 3 % Stammkundenpotenzial, weil sie nah genug am Hof wohnen und bereit sein könnten, mehr Geld für Lebensmittel auszugeben. „Unsere Preise liegen rund 20 bis 25 % über denen im Supermarkt. Das darf man nicht unterschätzen“, so Jan-Bernd Edelbusch. Die vorab angenommene Kundenzahl von 480 bis 720 passt heute – allerdings mit Bewegung.

So startete die Familie 2019 mit 14 Mietparzellen. In diesem Jahr sind es mit 16 Gärten ähnlich viele. „Während Corona, als die Leute nicht in den Urlaub fahren konnten, boomten die Gärten“, erinnert sich Bauer Jumbo. „Wir hatten zwischenzeitlich 38 Mietgärten.“ Ähnliche Erfahrungen machte die Familie bei Ausbruch des Ukraine-Kriegs, seitdem alle vermehrt aufs Geld schauen.

Mietgärten ziehen Neukunden an

Doch die Mietgärten sind geblieben. Auch, weil Investition und Risiko für das Standbein überschaubar sind. Außerdem lernten die Direktvermarkter sofort, dass sie wie ein Kundenmagnet wirken. Jumbo sagt: „Wenn man die Leute einmal auf dem Hof hat, dann kaufen sie auch ein.“ Also kam der Hofladen kurz nach Einführung der Mietgärten hinzu, in dem Edelbuschs heute die Eier von 550 Legehennen aus zwei Mobilställen, Zukaufprodukte aus der Region und Fleisch von den eigenen Schweinen vermarkten, das ein benachbarter Metzger verarbeitet.

Der Landwirt fordert Spaziergänger und Spielplatzbesucher nicht auf, etwas zu kaufen. Er bietet den Kunden lieber etwas. Die Idee: Wer im Maislabyrinth umherstreift, hat danach Lust auf ein Eis. So kam der Eisautomat hinzu. Wer sieht, wie gut es den Hühnern im Mobilstall auf der Wiese geht, kauft Eier. Und wer sowieso für selbst angebautes Gemüse kommt, nimmt regionale Milchprodukte mit.

Apropos selbst angebaut: Die Mietgärten ziehen auch andere Neukunden an. Seit der Bäcker aus dem Ort dort die Rote Beete gesehen hatte, nimmt er den Edelbuschs in der Saison wöchentlich rund 50 kg für ein regionales Rote-Beete-Brot ab.

Und auch bei Campern ist der Hofladen beliebt. Über die Plattform Landvergnügen angemeldet, müssen diese für eine Übernachtung auf einem der drei Stellplätze nichts zahlen, kaufen aber nach Erfahrung der Familie allein aus Dankbarkeit dafür im Hofladen ein.

Bürokratische Kehrseite: kleinteilige Buchführung

Maria Edelbusch händelt die bürokratische Kehrseite des vielfältigen Betriebs: die kleinteilige Buchführung. „Ob Barkasse auf Vertrauensbasis im Laden, Eis- oder Eierkasse und Eiertour – Ich mache täglich für jede Kasse eine eigene Abrechnung“, sagt die Betriebsleiterin. Sie verschickt einmal im Jahr Rechnungen und Verträge an die Mietgärtner.

Trotzdem empfiehlt sie anderen Landwirten, auf mehrere Standbeine zu setzen. Bauer Jumbo sagt: „Mietgärten mit Hofladen, das ist als Konzept so regional, dass es viele Betriebe aufbauen können, ohne sich gegenseitig Konkurrenz zu machen.“ Ein Faible für Vielfalt scheint Grundvoraussetzung zu sein.

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