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„Ich bin einfach nur überwältigt“

Lesezeit: 6 Minuten

Power-Praktikantin Fenna Behrens hat eine Woche lang auf dem Betrieb von Dirk Böschen mitgearbeitet. Dabei hat sie die Arbeitsabläufe in einem großen MIlchvieh­betrieb kennengelernt. Hier ihr Erlebnisbericht.


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Als ich zum ersten Mal im Stall von Dirk Böschen stand, war ich überwältigt: Noch nie vorher hatte ich 1 000 Kühe auf einmal gesehen.


Während meines Praktikums habe ich aber noch einige Male öfter gestaunt. Die bis ins Detail geplanten Arbeitsabläufe des Betriebes haben mich total fasziniert. Ich hatte schon viel über Arbeitsorganisation in Großbetrieben gehört. Nun konnte ich selbst hautnah dabei sein.


Viel Wert auf Tierkomfort:

Schon beim ersten Gang durch den Laufstall fiel mir sofort auf: Hier wird alles für das Tierwohl gemacht. Die Kühe bewegen sich in breiten Laufgängen, es gibt offene Wände und dadurch viel Licht und Luft. Durch viel Komfort im Liege- und Fressbereich will Dirk der Kuh einen möglichst angenehmen „Arbeitsplatz“ bieten. Denn erst dann „arbeitet“ die Kuh gerne für dich, sagt Dirk. Tierwohl ist für ihn die Grundlage einer gesunden und leistungsfähigen Herde.


Auf dem Betrieb der Familie Böschen arbeitet ein 18-köpfiges Team. Für sie gibt es einen Wochenarbeitsplan, in dem genau geregelt ist, wann was zu tun ist. Zum Beispiel kontrollieren die Herdenmanager jeden Morgen die Frischabkalber, jeden Montag kommt der Tierarzt zur Trächtigkeitsuntersuchung und jeden Donnerstag werden Kühe trockengestellt. Für die Arbeitsbereiche Melken, Füttern und Besamen gibt es jeweils einen Experten, der dafür sorgt, dass es „rund läuft“. Dirk erklärte mir, dass die Arbeit in und mit Systemen wichtig für die Betreuung von Einzeltieren ist. Vor allem im Zeitraum rund um die Geburt wird jedes Tier genau beobachtet. Nur dann hat man eine Chance, Probleme früh zu erkennen, um entsprechend zu reagieren.


Die beste Arbeitsorganisation nützt aber nur etwas, wenn Mitarbeiter und Chef miteinander kommunizieren. Dirk legt deshalb großen Wert auf einen vertrauensvollen Umgang und regelmäßigen Austausch mit seinen Mitarbeitern.


Frischmelker das A & O!

Während des Praktikums ist mir vor allem eins deutlich geworden: Ein optimales Management der Frischabkalber ist die Grundvoraussetzung, hohe Leistungen zu erzielen und eine gesunde Herde zu erhalten. Zweimal am Tag durfte ich die Frischabkalber mit einem der Herdenmanager betreuen. Wir haben zusammen Fieber gemessen, die Pansenfülle kontrolliert und das Allgemeinbefinden der Kühe beurteilt. Für alle Mitarbeiter, die diese Gruppe betreuen, ist der Ablauf identisch, sodass die Arbeit immer auf die gleiche Art und Weise erledigt wird und die Dokumentation für jeden durchschaubar ist. Stellten wir fest, dass mit einem Tier etwas nicht stimmt, so wird die Kuh selektiert und genau untersucht, um zielgerichtet zu handeln.


Auf dem Betrieb Böschen werden diese Kühe übrigens Special Needs-Gruppe genannt. „Special Needs“ heißt „besondere Bedürfnisse“. Sie brauchen eine besonders intensive Beobachtung und Kontrolle.


Viel Futter von Fläche!

Der Betrieb bewirtschaftet rund 460 ha, die sich zur Hälfte in Grünland und Silomais aufteilen. Für Dirk ist es wichtig, auf den Flächen möglichst viel Grundfutter zu ernten. Deshalb versucht er, das Grünland möglichst oft zu mähen, damit das Gras einen möglichst hohen Energie- und Rohproteingehalt hat. Das geerntete Gras der eigenen Flächen wird ausschließlich an die Milchkühe verfüttert. Für das Jungvieh und die Trockensteher wird Grundfutter zugekauft.


Die Technik des Futtermischwagens hat mich besonders fasziniert. Er verfügt über ein Programm, das ausrechnet, wie viele Umdrehungen die Paddelmischer zum Herstellen der Mischung benötigen. Haben sie die Zahl der Umdrehungen erreicht, schaltet das Programm die Paddelmischer automatisch ab. So ist gewährleistet, dass die Ration jeden Tag gleich gemischt ist und die Kühe möglichst wenig Komponenten aussortieren. Außerdem zeigt die elektronische Waage dem Fahrer die Reihenfolge der Komponenten an, mit denen er den Mischwagen beladen muss. Fünf verschiedene Rationen kommen bei der Herdengröße täglich zusammen.


Aber damit nicht genug im Bereich der Fütterung. Einmal in der Woche bestimmen die Mitarbeiter die Trockenmasse der Ration. Anhand der Werte berechnet Dirk die tatsächliche Futteraufnahme seiner Kühe. Denn nur dann weiß er, ob die Annahmen in der Rationsberechnung wirklich stimmen.


Ruhige Tiere:

Es war kaum vorstellbar für mich, dass eine große Herde so ruhig sein kann. Doch wann immer ich auf dem Betrieb durch die Gruppen gegangen bin, blieben die Tiere gelassen liegen und guckten mich interessiert an. Man müsse sich das Vertrauen der Tiere erarbeiten und pflegen, sagt Dirk.


Öffentlichkeitsarbeit:

Dirk engagiert sich stark in der Öffentlichkeitsarbeit. Bereits seit 20 Jahren lädt er Schulen und Kindergärten auf seinen Betrieb ein, um ihnen einen Einblick in moderne Landwirtschaft zu ermöglichen.


Darüber hinaus präsentiert er seinen Betrieb im Internet. Seit drei Jahren gibt es eine eigene Homepage (www.böschen-milch.de), auf der sich Verbraucher über den Betrieb informieren können. Außerdem dreht er Videos für die Internet-Plattform „My KuhTube“, ein Projekt der Landesvereinigung der Milch-wirtschaft Niedersachsen. Jede Woche laden Landwirte zwei neue Videos hoch. Sie zeigen Verbrauchern darin die tägliche Arbeit auf ihren Milchviehbetrieben. Von dem Betrieb Böschen gibt es dort schon fünf Filme.


Warum 1 000 Kühe?

Da ich selbst von einem Familienbetrieb mit 160 Kühen komme, habe ich mich gefragt, woher die Idee für so viele Tiere kommt.


Nachdem Dirk klar war, dass sein Herz für die Milchproduktion schlägt, stockte er den Milchviehbestand immer weiter auf. Er startete im Jahr 1998 mit 95 Kühen. Um sich freie Kapazitäten für den nächsten Wachstumsschritt zu schaffen, optimierte er die Arbeitsabläufe und die Futterproduktion. 2004 hat er den ersten großen Wachstumsschritt mit dem Bau eines Boxenlaufstalles für 400 Kühe gewagt. 2010 wurde der Transitbereich gebaut und weitere Liegeboxen errichtet, sodass heute 1 000 Kühe auf dem Betrieb Böschen Platz haben.


Mein Fazit:

Während des Power-Praktikums habe ich einiges über das Management eines Großbetriebes gelernt. Was ich nicht gedacht hätte: Ich konnte viele Ideen für unseren Betrieb zu Hause mitnehmen. Zum Schluss hat Dirk mir seinen Leitspruch mit auf den Weg gegeben, der ihn bei seinen Wachstumsschritten in den letzten 15 Jahren immer begleitet hat: „Ehrt das Alte, wagt das Neue“.-pei-

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