Der vom EU-Parlament verabschiedete Vorschlag zur Krisenbewältigung am Milchmarkt für die Zeit nach dem Quotenende 2015 stößt bei den europäischen Molkereien auf harten Widerstand. Das wurde auf einer Konferenz des EU-Milchindustrieverbandes EDA (European Dairy Association) in dieser Woche in Brüssel deutlich, wie Teilnehmer berichten.
Der Vorschlag des französischen Abgeordneten Michel Dantin sieht vor, dass Milcherzeuger, die in "Krisenzeiten" nach 2015 ihre Produktion drosseln, entschädigt werden. Gleichzeitig sollen Milcherzeuger, die ihre Produktion ausdehnen, bestraft werden.
Michael Keane von der irischen Universität in Cork hält den Vorschlag nur für umsetzbar, wenn der Binnenmark gegenüber dem Weltmarkt abgeschottet ist. "Das ist aber seit Jahren nicht mehr der Fall", so der Experte. Die Preise des BInnenmarktes würden direkt mit denen des Weltmarktes korrelieren. Der EU-Parlamentsvorschlag bedeute daher nichts anderes, als dass sich die EU-Milcherzeuger bei schlechten Erlösen zurückhalten, während die Erzeuger außerhalb Europas Freiraum für weitere Expansionen erhalten würden.
Zudem wird es aus Keanes Sicht sehr schwierig werden, den Zeitpunkt einer "EU-Milchkrise" zu bestimmen. Die Daten zu den Milchpreisen in der EU seien nie aktuell. Deshalb würden auch Krisenmaßnahmen immer viel zu spät greifen.
Der Experte folgert deshalb, dass die Ausgleichszahlungen im Krisenfall genau die Erzeuger erreichen würde, die ihre Produktion ohnehin drosseln wollen. Zudem würde die EU die Milchbauern mit schlechter Produktivität fördern und die mit hoher Produktivität bestrafen.
Der niederländische Marktexperte Mark Voorbergen sieht das ähnlich: "Eine Selbstbeschränkung der EU-Milchwirtschaft ist nichts anderes als eine Selbstbestrafung!"
Im April wird entschieden, ob der Vorschlag tatsächlich umgesetzt wird.