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Forscher testen Kälber-Transportalter - Sind 14 oder 28 Tage besser?

In den Niederlanden wurde die Gesundheit von Mastkälbern in Abhängigkeit vom Transportalter untersucht. Die Ergebnisse der Studie im Überblick.

Lesezeit: 4 Minuten

Unser Autor: Dr. Mark Hohlsteg, Fachtierarzt für Rinder und Reproduktionsmedizin Haus Düsse, LWK NRW.

Bei welchem Transportalter sind Kälber gesünder? Bei 14 oder 28 Tagen? Diese Frage stellten sich Wissenschaftler in den Niederlanden anlässlich der Diskussion zum Transportverbot für Kälber jünger als 28 Tagen.

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Für die Untersuchung wurden 683 Kälber aus 13 Betrieben im Alter von 14 Tagen oder 28 Tagen in etwa gleicher Anzahl transportiert und in acht Mastbeständen (>1000 Mastplätze) untergebracht. Dabei verglichen Mitarbeiter der Uni Wageningen Gesundheitsstatus, Behandlungshäufigkeit und Entwicklung sowohl im Milchvieh- als auch im Mastbetrieb.

Einbezogen wurden das Schlachtgewicht, die Laktationsnummer der Mutter, Kalbeverlauf, Kolostrumqualität, Rasse und Geschlecht. Zusätzlich wurden Blutproben in der ersten Lebenswoche, am Tag vor dem Transport, 14 Tage und zehn Wochen nach Transport genommen.

Gehalt an Immunglobulin

Eine Auswertung fokussiert auf die Robustheit des Immunsystems:

  • Beim Blutbild ergeben sich zwischen den Transportaltersgruppen nur geringe Unterschiede bezüglich Anzahl der weißen Blutzellen, Hämoglobingehalt und dem Volumen der roten Blutkörperchen. Diese Unterschiede sind innerhalb des Normalbereichs gesunder Kälber und spiegeln die natürliche a ltersbedingten Veränderungen wider. Eine erhöhte Behandlungsintensität konnte bei Tieren mit niedrigeren Werten genauso wenig gefunden werden wie einen Einfluss auf das Schlachtgewicht. Erste Veröffentlichung hier bei sciencedirect.com



  • Die Kolostrumversorgung und die Qualität des Kolostrums spielen eine große Rolle beim Gehalt an Immunglobulinen (mütterliche Antikörper) im Blut der Kälber. Diese bilden in den ersten Wochen einen wichtigen Bestandteil des Immunsystems gegen Infektionen. Kälber, die mit 14 Tagen transportiert wurden, hatten zum Zeitpunkt des Transportes und zwei Wochen danach eine höhere Konzentration von Immunglobulin G im Blut als Kälber, die mit 28 Tagen transportiert wurden. Zehn Wochen nach dem Transport war dieser Unterschied nicht mehr messbar.



  • Den größten Einfluss auf den Immunglobulingehalt hatte die Laktationsnummer der Mutter und die Qualität des Kolostrums. Die Autoren folgern, dass die natürliche Widerstandskraft der Kälber durch eine Verschiebung des Transportalters nicht signifikant verbessert wird. Die Unterschiede zwischen den Gruppen sind gering und sprechen sowohl für als auch gegen das eine oder andere Transportalter.

Höhere Schlachtgewichte

In der zweiten Veröffentlichung werden die Erkrankungs- und Behandlungshäufigkeit sowie das Schlachtgewicht bewertet:

  • Hier zeigte sich, dass im Alter von 14 Tagen im Vergleich zu 28 Tage alten Kälbern häufiger am Tag vor dem Transport Anzeichen für Durchfall gefunden wurde (fast 24 % zu 7 %). Zwei Wochen nach der Ankunft im Mastbestand war zwischen den unterschiedlichen Transportaltersgruppen kein Einfluss auf die Gesundheit feststellbar. Bei individuellen antibiotischen Behandlungen war zwischen den Altersgruppen kein Unterschied, dagegen war bei nicht antibiotischen Behandlungen (Entzündungshemmer, Antiparasitika und Schmerzmittel) die Häufigkeit in der Transportaltersgruppe 14 Tage um 5,4 % größer. Dies relativiert sich, wenn man die Behandlungen vom Herkunftsbetrieb und dem Mastbetrieb zusammenfasst. Behandlungen auf den Herkunftsbetrieben waren oft gegen Durchfallerkrankungen gerichtet; in den Mastbeständen überwiegend gegen Atemwegserkrankungen.



  • Bemerkenswert ist, dass das Schlachtgewicht in der älteren Transportgruppe im Mittel um 14,8 kg über dem Schlachtgewicht der jüngeren Kälbern lag.



  • Kälberverluste auf den Milchviehbetrieben waren mit 4,3 % in der 28-Tage-Gruppe gegenüber 2,7 % in der 14-Tage-Gruppe größer, jedoch nicht signifikant.



  • Umgekehrt verhielt es sich bei Abgängen in den Mastbeständen. Hier ist der Unterschied schwach signifikant zwischen Kälbern aus der Transportaltersgruppe 14 Tage (5,9 %) gegenüber den Verlusten bei den älteren Kälbern (2,8 %).

Festzuhalten bleibt

Die Studien lassen keinen eindeutigen Vorteil für Kälbertransporte ab dem 28. Lebenstag erkennen. Das höhere Körpergewicht mit 28 Tagen macht die Tiere robuster. Bei den medizinischen Behandlungen und der Tiergesundheit kommt es durch den späteren Transport lediglich zu einer Verschiebung der medizinisch notwendigen Behandlungen in der Aufzucht – zuungunsten der Milcherzeuger.

Die klassischen Jungtiererkrankungen (Durchfall, Lungenentzündung) sind Infektionen, die – wie bei Kinderkrankheiten – jedes junges Individuum durchmachen muss. Der Verlauf und die Schwere dieser Erkrankungen ist vom Management im Betrieb abhängig (Kolostrumversorgung, Hygienemaßnahmen). Kälbermastbetriebe sind hier im Vorteil, da eine Fokussierung auf die Aufzucht vorliegt.

Im Milcherzeugerbetrieben zählt dagegen die Aufzucht von Mastkälbern nicht zum betrieblichen Einkommen. Mit der neuen Verordnung wird ein Teil der Risiken während der Aufzucht in die Kuhbetriebe verlagert, was das Betriebsergebnis der Mastbetriebe verbessert. Somit ist eine echte Verbesserung der Kälbergesundheit nicht zu erwarten.

Im Sinne der Tiergesundheit kann nur eine branchenübergreifende Zusammenarbeit zwischen Milcherzeugern und Mästern mit reeller Entlohnung der erforderlichen Mehrkosten zu einer Verbesserung für die Kälber führen. Größeres Augenmerk muss bei der Prophylaxe gelten: Das beinhaltet eine Impfung gegen Rindergrippe im Erzeugerbetrieb. Die Transportverordnung sollte genutzt werden, um das System des Kälberhandels zum Vorteil aller Beteiligten inklusive der Kälber zu verbessern.

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