Milchprodukte aus Weißrussland seien häufig gepanscht, gefälscht und von schlechter Qualität, meinen die russischen Behörden. Deshalb haben sie die Einfuhr von verschiedenen Milchprodukten aus Weißrussland ab sofort verboten. Die Einfuhrsperre betrifft pasteurisierte Milch und Sahne, Milchtrockenerzeugnisse sowie konzentrierte Molke und Milcheiweiß, teilte der Föderale Aufsichtsdienst für die Tier- und Pflanzengesundheit Russlands (Rosselkhoznadzor) mit.
Der Agrarminister Russlands, Dr. Alexander Tkatschew, hält das verhängte Einfuhrverbot für gerechtfertigt, weil in der Vergangenheit sehr oft gefälschte beziehungsweise gepanschte sowie aus anderen Ländern reimportierte Milchprodukte schlechter Qualität aus Weißrussland nach Russland geliefert worden seien. Zudem habe es zahlreiche Verletzungen der veterinärhygienischen Anforderungen gegeben. Nach Angaben des Nationalen Verbandes der Milchproduzenten Russlands (Souzmoloko) ist Belarus der Hauptlieferant von Milcherzeugnissen für Russland. Der Anteil der weißrussischen Lieferungen an den Gesamtimporten wird auf 79 % geschätzt.
Die Minsker Regierung zeigte sich über die Importsperre „überrascht“. Man sei auf der Suche nach Gründen, erklärte der stellvertretende Agrarminister von Belarus, Leonid Marinitsch, gegenüber der Presse. Rosselkhoznadzor wies jedoch darauf hin, dass über die zahlreichen Verstöße gegen veterinärhygienische Vorschriften bei Lieferungen aus Weißrussland nach Russland auf der eigenen Website berichtet und die Behörden in Belarus darüber auch informiert worden seien.
Der Milchexperte vom Moskauer Institut für Agrarmarktkonjunktur (IKAR), Vadim Semikin, geht davon aus, dass die Einfuhrsperre auch marktpolitische Beweggründe hat. Im laufenden Jahr habe Weißrussland bereits zweimal die Exportpreise für Milchpulver gesenkt, was dazu geführt habe, dass das Preisniveau auf dem russischen Markt auf das Niveau von 2013 gesunken sei. Inländische Unternehmen könnten so mit den Wettbewerbern aus Weißrussland nicht mehr mithalten.