Erinnern Sie sich noch? Im September 2013 erklärten die Macher der Initiative Tierwohl voller Stolz, dass die ersten Tierwohl-Gelder bereits im Sommer 2014 fließen würden. Jetzt ist bald Sommer und ein Starttermin noch lange nicht in Sicht. Stattdessen wird hinter den Kulissen heftiger gerangelt denn je.
Der größte Quertreiber im Tierwohl-Poker soll die Edeka sein, das pfeifen die Spatzen mittlerweile laut von den Dächern. Und die Wunschliste der Edekaner hat es in sich. Wie zu hören ist, will die Edeka zum einen den von allen Beteiligten mühsam erarbeiteten Kriterienkatalog über den Haufen werfen. Zum anderen soll die Forderung im Raum stehen, die Tierwohl-Prämien weiter zu senken.
Öffentlich äußern mag sich die Edeka dazu nicht. Für die Beantwortung von fünf kleinen Fragen von top agrar hat man angeblich keine Zeit. Vertrauensbildende Maßnahmen sehen anders aus. Die wären aber bitter nötig. Denn viele Bauern sind skeptisch geworden, weil die zugesagten Gelder immer weiter zusammenschrumpfen. Sprach man zuerst von bis zu 500 Mio. € für drei Jahre, liegt das Angebot jetzt „nur“ noch bei 200 Mio. €. Geht die Schrumpfkur so weiter, muss man sich nicht wundern, wenn sich immer mehr Bauern enttäuscht abwenden.
Auch im LEH scheint der Frust groß zu sein. Mittlerweile seien sogar die Vertreter der Discounter derart genervt von den Sonderwünschen der Edekaner, dass man notfalls auch ohne den größten deutschen Lebensmittelhändler starten will.
Wenn das stimmt, wäre das ein starkes Signal zum richtigen Zeitpunkt. Denn statt die Bauern immer weiter hinzuhalten und sich in Kleinstaaterei zu verlieren, muss es endlich losgehen! Der große Verlierer wäre die Edeka. Wenn Bild, Spiegel oder Stern darüber berichten, dass die Edeka als einziger nennenswerter deutscher Lebensmittelhändler kein Geld für mehr Tierkomfort zur Verfügung stellt, wäre der Imageschaden gewaltig. Kann und will sich die Edeka das wirklich leisten?
Mehr:
Initiative Tierwohl: Wie geht es weiter? (21.5.2014)