Tag 1 – Vom Abferkelstall bis zur Wursttheke
Alle Mastschweine selbst verarbeiten und vermarkten? Ich bin gespannt, wie der Aschara Landwirtschaftsgesellschaft mbH in Bad Langensalza das gelingt! Und ich bin neugierig, welche Absatzkanäle die Thüringer Vermarktungsprofis für ihr Fleisch entwickelt haben. Ich kann es kaum abwarten, dass mein einwöchiges Power-Praktikum endlich beginnt!
Pünktlich um 9 Uhr komme ich in der Schweinezuchtanlage Aschara in Bad Langensalza an. Die Aschara Landwirtschafts GmbH ist ein Tochterunternehmen der ADIB-Unternehmensgruppe, die aus einer ehemaligen LPG hervorgegangen ist. Zur Landwirtschaft GmbH gehören eine 1.300er Sauenanlage, 6.400 Ferkelaufzucht- und 8.100 Mastplätze. Das Besondere ist die Selbstvermarktung: Alle Ferkel werden selbst gemästet, im Schlachthof Heiligenstadt geschlachtet, komplett im eigenen Unternehmen zu Frischfleisch, Schinken bzw. Wurst verarbeitet und dann in 22 zur Unternehmensgruppe gehörenden Läden vermarktet.
Schon von außen sind die Dimensionen der vor gut einem Jahr auf der „grünen Wiese“ erbauten Sauenanlage absolut beeindruckend. Nachdem mir Herr Sickert, der Bereichsleiter der Schweineproduktion, einen Überblick über die ADIB Gmbh gegeben hat, zeigt er mir mit dem Auto einen Teil der Betriebsstandorte. Zum Unternehmen gehören auch ein neuer Milchviehstall für 1.000 melkende Kühe in Burgtonna, die Schweinemastanlage in Wiegleben und ein eigener Fleischverarbeitungsbetrieb in Bad Langensalza, in dem 65 Mitarbeiter beschäftigt sind.
Nach der Rundfahrt geht es in den Sauenstall. Bevor ich den Stall betreten darf, muss ich mich duschen und betriebseigene Arbeitskleidung anziehen, inklusive Unterwäsche, Strümpfe und Kopfbedeckung, um keine Krankheitskeime in den Schweinebestand einzuschleppen. Zunächst zeigte mir Herr Sickert den Wartestall, wo die Sauen in 60er bis 70er Gruppen von jeweils einer Abrufstation versorgt werden. Insgesamt verfügt der Betrieb über 12 Stationen, davon eine zum Anlernen der Jungsauen. Da es Probleme mit einer Station gibt, muss ich zusammen mit einem Mitarbeiter einen Teil der Sauen in ein anderes Abteil umstallen.
Nach der Mittagspause geht es dann ins Deckzentrum. Heute sollen die Sauen, die vor 28 Tagen besamt wurden, auf ihre Trächtigkeit untersucht werden. Die Untersuchung erfolgt durch den Betriebstierarzt mit einem Ultraschallgerät. Ich helfe ihm dabei. Von 58 besamten Tieren sind zwei nicht trächtig. Das entspricht einer Umrauschquote von knapp 4 % in dieser Gruppe. Das ist ein sehr gutes Ergebnis, entspricht aber nicht dem betrieblichen Durchschnitt, wie mit Herr Sickert später erklärt. Die Umrauschquote beträgt zurzeit im Schnitt 18 %.
Im Anschluss an die Trächtigkeitskontrolle wurden die rauschigen Sauen besamt. Der Betrieb arbeitet mit Hypor-Sauen, die mit Sperma von dänischen Duroc-Ebern belegt werden. Für Duroc hat man sich aufgrund des höheren intramuskulären Fettgehaltes und der besseren Schmackhaftigkeit des Fleisches entschieden. Zum Besamen werden die Sauen durch drei Eber stimuliert, die im Treibgang vor den Sauen stehen. Zusätzlich wird der Duldungsreflex durch Besamungsbügel unterstützt, die in die Flanken der Sauen drücken und gleichzeitig auch die Spermatuben halten. Beim Einführen des Katheters muss man darauf achten, dass kein Schmutz in die Scheide gelangt und dass der richtig sitzt, erläutert Herr Sickert. Die Sauen „saugen“ das Sperma selbstständig aus der Tube. Nach dem Besamen der Tiere folgt die Dokumentation. Zusätzlich zur Nummer der Sau wird die Nummer des Ebers notiert, es wird festgehalten, ob die Sau den Duldungsreflex gezeigt hat und wie oft die Sau bisher besamt wurde.
Zum Abschluss des Tages führten wir noch eine Gruppe Jungsauen zur Abrufstation, um sie daran zu gewöhnen, sodass es später im Wartebereich keine Probleme gibt.
Mein Fazit des Tages: Es ist beeindruckend, wie perfekt in Aschara alles ineinandergreift. Alle Ferkel von 1.300 Sauen selbst zu mästen, zu zerlegen und in eigenen Fleischergeschäften bzw. Restaurants zu verkaufen, ist enorm. Es macht Spaß im fast neuen Sauenstall zu arbeiten. Das viel Wert auf Hygiene gelegt werden muss, ist verständlich.