Am dritten Tag helfe ich Luc am Vormittag beim Einziehen der Ohrmarken. Über verschieden farbige Ohrmarken kennzeichnen wir, ob es sich um ein Ferkel für die eigene Nachzucht, ein Mast- oder ein Spanferkel handelt. Alle tauglichen Zuchtferkel erhalten grüne Ohrmarken – reinrassige eine rechts und eine links, Kreuzungstiere nur eine links. Untaugliche Zuchtferkel sowie Vermehrungsbörge bekommen rote Ohrmarken, alle weiblichen und männlichen Mastferkel gelbe Ohrmarken und die Spanferkel zwei rote Ohrmarken. Sie werden mit 15 kg geschlachtet. Ob ein Zuchtferkel als tauglich oder untauglich markiert wird, entscheidet Luc anhand der Zitzenzahl. Mindestens 14 Zitzen müssen es schon sein.
Nach dem Mittagessen besucht uns ein Mitarbeiter des niederländischen Zuchtunternehmen Topigs. Er selektiert die Jungsauen für die Remontierung der Kernherde, die etwa 90 Sauen umfasst. Auch hier spielt die Gesäugequalität mit der Zitzenzahl die entscheidende Rolle, gefolgt von der Kondition und dem Fundament der Tiere. Luc arbeitet mit Topigs20 Hybridsauen, d.h. einer Kreuzung von Large White mal Landrasse. Die Sau zeichnet sich durch hohe Fruchtbarkeit, hohe Geburtsgewichte, vitale Ferkel, sehr gute Muttereigenschaften und ein stabiles Fundament aus.
Luc testet außerdem – neben zwei weiteren Sauenhaltern in den Niederlanden – Endprodukt-Prüfeber für Topigs. Ganze 50 Sauen jeder 74er-Sauengruppe werden mit dem Sperma von vier Prüfebern belegt. Über eine Transponderohrmarke können die Daten der Tiere dann später mit einem Lesegerät individuell erfasst und an Topigs übermittelt werden. Neben der Futterverwertung und den täglichen Zunahmen spielt auch die Schlachtleistung der Nachkommen eine entscheidende Rolle, wie gut sich ein Endprodukteber letztendlich prüft.
Es ist wirklich beeindruckend, wie viele Informationen und Daten man über ein Tier sammeln kann. Um die Dateneingabe in den Sauenplaner kümmert sich Lucs Mutter. Sie druckt anschließend auch die Sauenkarte aus, die im Abferkelstall und Deckzentrum bei jeder Sau hängt. Darauf sind viele wichtige Informationen festgehalten: Beispielsweise mit welchem Eber die Sau angepaart wurde, wie viele lebend geborene und abgesetzte Ferkel sie in den vorherigen Würfen erreicht hat und und und. Normalerweise muss eine Sau nach neun Abferkelungen den Betrieb verlassen, allerdings dürfen Sauen, die weiterhin hohe Ferkelzahlen erbringen, erneut belegt werden.
Mein Fazit des Tages: Weil Luc seine Kern- und Produktionsherde selbst remontiert, muss er die Nachzuchttiere sorgfältig markieren und selektieren. Auch die Nachkommenprüfung der Endprodukteber muss gewissenhaft durchgeführt werden, damit nur die am besten geprüften Eber an den Besamungsstationen verbleiben.
Die Sauenkarte verrät viel über den aktuellen und abgeschlossene Würfe jeder Sau.
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