Fast den gesamten dritten Tag begleite ich Jildau, die schon seit vielen Jahren für John Lorist arbeitet und sich um den Abferkelbereich kümmert. Wir beginnen mit einem Kontrollgang. Jildau prüft, ob und wie viel die Sauen über Nacht gefressen haben, ob sie fit wirken, ob beispielsweise ihre Zitzen stark gerötet sind, ob sich andere Auffälligkeiten zeigen und wie es um die Klauen bestellt ist. Zudem beobachten wir, wie sich die Ferkel in der Gruppe verhalten und ob sie stark genug sind, um sich einen Zitzenplatz erstreiten zu können. Neben der Tierkontrolle überprüfen wir außerdem die Abteiltemperatur, die Funktion der Bodenheizung im Ferkelbereich und die Wärmelampen.
Nach dem Kontrollgang beginnen wir mit den Erstbehandlungen der Ferkel, die am Tag zuvor geboren wurden. Um möglichst wenige Keime von Bucht zu Bucht zu übertragen, ziehen wir uns vor jedem neuen Wurf frische Plastik-Handschuhe über und kleiden die Waage mit einem frischen Plastiksack aus. Wir wiegen jedes Ferkel einzeln und ziehen ihm eine Ohrmarke mit einer persönlichen Identifikationsnummer ein. Die Nummer und das Gewicht tippen wir anschließend in ein Handterminal ein, das über W-LAN mit dem Computer verbunden ist. Die Zitzen der weiblichen Ferkel kleben wir mit einem Tape ab, damit sie sie am Boden nicht wundscheuern können. Alle Würfe mit mehr als zwölf Ferkeln bekommen zusätzlich ein Schälchen mit warmer Ersatzmilch in die Bucht gestellt. Die kleinsten und schwächsten Ferkel aus großen Würfen werden zudem an eine Sau mit weniger Ferkeln versetzt. Jedes Versetzen wird dabei ganz genau dokumentiert und in das Computersystem übertragen, so dass man zu jeder Zeit weiß, wo sich welches Schwein befindet und ob und wie oft es in irgendeiner Weise behandelt wurde.
Nach dem Mittagessen kupieren wir noch die Schwänze und verabreichen den Ferkeln eine Eiseninjektion. Der Arbeitstag endet schließlich mit einem erneuten Kontrollgang. Zudem bereiten Jildau und ich die leer stehenden Abferkelställe auf die erneute Belegung am nächsten Tag vor, indem wir beispielsweise die Futterleitungen kontrollieren und den Raum aufheizen.
Mein Fazit des Tages:Heute habe ich eine Menge über die Behandlung der neugeborenen Ferkel gelernt. Auf dem Basiszuchtbetrieb von John Lorist ist es besonders wichtig, dass diese sorgfältig durchgeführt werden, und jeder Schritt dokumentiert wird. Zudem wird großen Wert darauf gelegt, möglichst wenige Ferkel zu versetzen, um so noch gezielter auf die Fruchtbarkeits- und Aufzuchtleistung der Sauen selektieren zu können.
Jedes Abferkelabteil hat seine eigene Schaufel.
Weitere Infos zur top agrar-Aktion Power-Praktikum und zum Tagebuch von Hanna Kettnacker.