Ein Kommentar von Marcus Arden:
Der Agrarausschuss des Bundesrates hat gestern den Antrag Bayerns, die betäubungslose Ferkelkastration weitere fünf Jahre zuzulassen, abgelehnt. Ziel war es, mehr Zeit für die Entwicklung tragfähiger Alternativen zu bekommen. Abgeschmettert wurden auch die Kompromissvorschläge Niedersachsens und Thüringens, die Zulassung um drei bzw. ein Jahr zu verlängern.
Die Reaktionen darauf fallen erwartungsgemäß sehr unterschiedlich aus. Während die Landwirte und landwirtschaftlichen Interessenverbände nun das Ende vieler bäuerlicher Familienbetriebe kommen sehen, jubelt man im Lager der Tierschützer.
Doch der Sieg, den die Tierschutzorganisationen gestern errungen haben, könnte am Ende ein Pyrrhussieg sein. Denn mit dem Verbot der betäubungslosen Kastration zum 1. Januar 2019 ist dem Tierschutz nicht wirklich geholfen. Sollte auch das Plenum des Bundesrates am 21. September die Fristverlängerung ablehnen, sofern überhaupt ein entsprechender Antrag gestellt wird, werden viele deutsche Sauenhalter aufhören. Das belegt die Umfrage der ISN mehr als deutlich.
Die Ferkel beziehen die deutschen Schweinemäster dann künftig aus Holland, Dänemark, Polen, Tschechien oder Rumänien. Zumindest in den osteuropäischen Staaten denkt man aber nicht einmal im Traum über ein Verbot der betäubungslosen Kastration nach! Und obendrein werden die Ferkel dann noch stundenlang mit dem Lkw quer durch Europa transportiert. Ist das wirklich im Sinne der Tierschutzorganisationen?
Wenn der Bundesrat nicht handelt, kommt es auf Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner an. Dann sollte Sie die Initiative ergreifen! Tut sie es nicht, brauchen wir bald über das Thema Tierschutz in der Sauenhaltung nicht mehr zu diskutieren. Dann stehen die deutschen Sauen auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere.