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topplus Praxistest Rundballenpresse

Einfach pressen mit der Kuhn VB 3195

Kuhn bewirbt die variable Rundballenpresse VB 3195 als vielseitige Maschine für den Einsatz in Trockengütern wie auch in Silage. Wir verraten, ob sie auch schweren Anforderungen standhält.

Lesezeit: 8 Minuten

Die Rundballenpresse VB 3195 von Kuhn gehörte zu unserem Testgespann des Systemvergleiches „Press-Wickelkombination aus dem Baukasten“ (top agrar 03/2024). Da die Planungen für das Projekt schon früh im Jahr 2022 begannen, setzten wir noch die „alte“ Baureihe VB 3100 ein.

Im letzten Sommer stellte Kuhn die neue VB 3200 vor, die vor allem breitere Konfigurationsmöglichkeiten bietet. An der Presskammer sowie Rotor und Pick-up hat Kuhn aber nichts verändert. Deshalb sind gerade die Leistungsdaten der Maschine weiterhin aktuell.

Die VB 3100 gibt es, genau wie der Nachfolger VB 3200, mit zwei verschiedenen Presskammergrößen. Unsere VB 3195 hatte die größere der beiden Kammern mit einem maximalen Ballendurchmesser von 1,85 m (VB 3165 bis 1,60 m).

Schnell gelesen

  • Im Segment der variablen Rundballenpressen bietet Kuhn zwei unterschiedliche Baureihen. Die VB 3100 bzw. VB 3200 ist dabei die ­untere Klasse.

  • Unsere Testpresse, die VB 3195, wurde zwar im letzten Jahr durch die neue VB 3200 abgelöst, die grundlegende Technik ist aber meist gleich geblieben.

  • Das Schneidwerk arbeitet mit maximal 23 Messern. Unsere Testmaschine presst Ballen bis zu einem Durchmesser von ­maximal 1,85 m.

  • Bei den Durchsatzmessungen lieferte die VB 3195 ordentliche Werte. Die Technik ist zudem solide und arbeitet ­zuverlässig.

Zügig angebaut

Die Pressen lassen sich wahlweise oben oder unten anhängen, per Zugöse oder Kugelkopfkupplung. Unsere Presse kam mit Zugöse und Obenanhängung. Zu unserer Ausstattung gehörte auch eine Druckluftbremsanlage, die es optional gibt. Die Pick-up steuert man über ein dw-Steuergerät, genauso wie die Heckklappe. Die Weitwinkelgelenkwelle kommt von Bondioli. Im Test bedienten wir die Presse per Isobus (Serie). Optional geht es über das Kuhn eigene VT 30-Bedienterminal als geschlossene Lösung.

Sauber aufnehmen

Die Breite der Pick-up gibt Kuhn nach DIN mit 212 cm an. Wir haben 194 cm zwischen den beiden äußersten Zinken gemessen – hier ist noch Luft nach oben. Im Test hat die gesteuerte Pick-up das Futter mit ihren fünf Zinkenreihen aber immer sauber aufgenommen.

Über je ein Lochraster mit 15 Bohrungen lässt sich die Höhe der Zinken über die Tasträder einstellen. Die Tasträder sind serienmäßig starr, in Testausstattung waren die optional lenkbaren Räder montiert. Auf unebenen Untergründen kann die Pick-up seitlich um bis zu 10 cm pendeln – gut. Für Einsätze, z. B. im Stroh, lässt sie sich auch über Ketten aufhängen. Dann werden die Tasträder nicht so stark beansprucht.

Ein Rollenniederhalter mit einem Durchmesser von 217 mm presst das Futter vor. Diesen hat Kuhn bei der neuen Serie vergrößert. Stäbe halten das Futter runter und führen es gradlinig zum Rotor. Insgesamt hat uns die Arbeit der Pick-up gut gefallen. Im Test gab es hiermit kaum Probleme. Gelegentliche Verstopfungen ließen sich leicht beseitigen, meist ohne vom Schlepper abzusteigen.

Bewährtes Prinzip

Beim Einzug setzt man auf das aus dem Pressenwerk in Geldrop (Niederlande, früher PZ-Werk) bekannte Integralro-torprinzip mit 480 mm Durchmesser. Hier sind sowohl die Förderzinken wie auch die seitlichen Zuführschnecken auf einer Welle zusammengefasst. Der Kunde hat die Wahl zwischen drei Ausstattungsvarianten:

  • Optifeed ohne Messerschneidwerk

  • Opticut 14 mit 14 Messern, theoretische Schnittlänge: 70 mm

  • Opticut 23 mit 23 Messern, theoretische Schnittlänge: 45 mm

Bei den Rotoren mit Messerschneidwerk sind alle Messer einzeln per Federn gegen Überlast gesichert. Die Zinken des Rotors fertigt Kuhn aus Hardox-Stahl. Für eine gute Futterübernahme sorgt der geringe Abstand von 2 cm zwischen Pick-up-Zinken und Rotorsternen.

Zahlen und Daten zur Maschine

Modell

Kuhn VB 3195

LxBxH

5,05 x 2,83 x 3,01 m

Bereifung im Test

500/45-22.5, BKT Flotation 558

Gewicht in Testausstattung

3.620 kg

Aufnahmebreite der Pick-up (Zinken bis Zinken)

194 cm

Anzahl Pick-up-Zinken/Zinkenreihen

80/5

Abstand Pick-up-Zinken zu Rotor

2 cm

Breite der Presskammer

120 cm

Rotordurchmesser

480 mm

Anzahl Messer

23

Theoretische Schnittlänge

45 mm

Anzahl der Riemen/Riemenbreite

5/21 cm

Listenpreis in Grundausstattung*

73.920 €

Listenpreis in Testausstattung*

80.300 €

top agrar; Quelle: eigene Messungen; * Herstellerangaben

Größtes Schneidwerk

Unsere Presse war mit dem Opticut 23-Schneidwerk ausgestattet. Die Messer sind in Gruppen geschaltet (0; 7; 11; 12 oder 23). Über einen Hebel seitlich unten am Schneidwerk lässt sich das vorwählen.

Sowohl die Messer als auch der Messerboden (Kuhn nennt das Dropfloor) lassen sich absenken. Das geht über ein Umschaltventil und das doppeltwirkende Steuergerät, mit dem man ansonsten die Pick-up steuert. Fährt man längere Zeit ohne Messer, sollte man die Schneiden auf jeden Fall gegen die mitgelieferten Blindmesser tauschen. Ansonsten setzen sich die Messserschächte schnell mit Staub und Futter zu und schwenken nicht mehr ein.

Das Schnittergebnis mit allen Messern in Silage wie auch in Heulage und Stroh ist gut. Trotzdem spielt Kuhn in dieser Kategorie mit der theoretischen Schnittlänge von 45 mm nicht in der obersten Liga mit. Hier geht noch was.

Drei Presswalzen, fünf Riemen

Die Presskammer ist 1,20 m breit, die fünf Riemen messen jeweils 21 cm. Von der Gelenkwelle aus teilt sich der Antriebsstrang über ein T-Getriebe auf die linke und rechte Seite auf. So sind Presskammer und Rotor jeweils „einzeln“ angetrieben. Sollte man eine Verstopfung durch Absenken des Messerbodens nicht beseitigen können, lässt sich der Rotorantrieb mechanisch entkoppeln, um den Ballen abzubinden und auszuwerfen. Das brauchten wir im Test aber nicht.

Insgesamt sind an der Presse drei Ketten montiert. Bei dem Hauptantrieb kommt eine 1 ¼ ‘‘-Ketten zum Einsatz, beim Rotor und Pick-up sind es 1 ‘‘ große. Die Ketten werden automatisch geschmiert. Bei der VB 3165/3195 bzw. der neuen VB 3260/3290 sind im Gegensatz zur einfacheren Baureihe (früher VB 3155/3185, jetzt VB 3255/3285) ein zweiter Riemenantrieb, verstärkte Lager an den Rollen, eine verstärkte Presskammerwalze und zusätzliche Reinigungswalzen installiert, was die Maschinen auch für Einsätze in schwerem Futter fit macht. Sogar sehr nasses Gras Anfang Februar diesen Jahres (!) konnte die Maschine problemlos pressen.

Ansteigender Pressdruck

Der Pressdruck lässt sich in zwei Zonen mit unterschiedlich wählbaren Durchmessern einstellen. Werkseitig voreingestellte Modis bietet die Software nicht. Hier muss man sich herantasten. Den Druck gibt man über bar-Werte ein. Dabei variiert ein Proportionalventil den Druck zwischen 20 und 200 bar. Über ein automatisches Umschaltventil kann die Software zusätzlich ein 235 bar-Ventil für noch höhere Ballendichten ansteuern. Kuhn nennt das Progressive Density Plus.

Außerdem arbeitet die VB 3100 (auch 3200) mit der Funktion „Progressive Density“. Dabei wird der Riemenspannarm über zwei Hydraulikzylinder und einer Spannfeder mit wachsendem Ballen immer weiter gespannt. Dadurch schafft es die Presse, dass der Ballen vor allem außen hoch verdichtet und der Kern nicht zu hart wird. Beim Auflösen von Silageballen hatten wir trotz hohem Pressdruck im Kern keine Probleme.

Sicher binden

Bei der Netzbindung sind Rollen bis zu einer Lauflänge von 4.200 m und einer Breite von 1,30 m möglich. Die Rolle liegt lose in einer „Wanne“. Die Bindung ist recht hoch angeordnet und man muss die z. T. bis zu 40 kg schweren Rollen über einen Tritt zur Wanne heben. Hier wäre eine seitliche Rutsche eine sinnvolle Ergänzung.

Das Einlegen des Netzes ist mit etwas Übung zügig erledigt. Ein Aufkleber hilft dabei. Hier sollte Kuhn aber die Symbolik verbessern. Denn man muss das Netz um eine Rolle legen, die in der Bindung rot gefärbt ist, nicht aber auf dem Aufkleber.

Solide Leistungsdaten

Bei den Ballendichten braucht sich die Kuhn VB 3195 nicht verstecken. Wir haben die Ballengewichte in Silage sowie in Stroh ermittelt. So schaffte es die Presse z. B. im Stroh mit vollem Messersatz und einer Ballengröße von 1,50 m auf eine Pressdichte von 136 kg/m³. Mit halbem Messersatz waren es noch 120 kg/m³ und ohne Messer 100 kg/m³. Das sind ordentliche Werte. Für noch mehr Pressdruck und damit Ballendichten steht die größere Baureihe VB 7100.

Neben der Dichte ermittelten wir auch die Durchsatzleistung in Ballen sowie in Tonnen Trockenmasse je Stunde. In der Spitze fielen stündlich 66 Ballen aus der Kammer. Diesen Wert erreichten wir in Heulage ohne den Einsatz von Messern. Im Stroh mit dem gesamten Messersatz, 4,2 Lagen Netz und vollem Pressdruck brachte es die VB 3195 auf 51 Ballen in der gleichen Zeit. Das entspricht bei 1,50 m großen Ballen und einem durchschnittlichen Ballengewicht von 289 kg rund 14,74 t je Stunde.

Auffällig war die recht langsam schließende Heckklappe. Da waren andere Hersteller aus früheren Tests schneller. Kuhn hat das nach eigenen Angaben bei der VB 3200 verbessert.

Zuverlässig arbeiten

Im Test zeigte sich die VB 3195 vor allem als einfache und zuverlässige Maschine. Wir hatten unter den rund 1.100 gepressten Ballen nur einen einzigen mit einem Netzriss. Die Bedienung der Presse ist, bis auf das Einstellen des Pressdruckes, selbsterklärend. Standardisierte Voreinstellungen für z. B. Heu, Silage und Stroh würde es noch etwas einfacher machen. Die Symbolik der Bedienmaske ist ausreichend, von einem modernen Bild kann man allerdings nicht sprechen.

Wer eine vielseitige, variable Presse auch für schwere Silageeinsätze sucht, der trifft unserer Meinung nach mit der Kuhn VB 3195 eine gute Wahl. Gerade für Milchviehbetriebe sollte sie allerdings noch mehr Messer und damit eine kürzere Schnittlänge bieten. Bleibt noch der Preis: Die Presse steht mit 80.300 € Listenpreis in den Büchern. Für Silage braucht man noch einen Wickler. Welche interessante Lösung Kuhn dazu bietet, haben wir ja bereits gezeigt (top agrar-Ausgabe 03/2024).

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