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topplus Retrofitting

Neueste Technik für alte „Schätzchen“

Einen vorhandenen Traktor zu geringen Kosten mit moderner Technik wie Lenksystem, Reifendruckregelanlage etc. aufzurüsten, hat sich die LK-Technik Mold zum Ziel gesetzt.

Lesezeit: 6 Minuten

Unser Autor: Simon Brandeis ist Referent für Landtechnik bei der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. Hier erklärt er, wie das „Retrofitting“ funktioniert.

Eine neue Maschine zu kaufen, ist immer eine schwierige Entscheidung und nicht immer wirtschaftlich sinnvoll. Gleichzeitig sind viele vorhandene Traktoren und Anbaugeräte trotz ihres Alters noch in einem sehr guten Zustand.

Schnell gelesen

Bestehende, robuste und funktionierende Maschinen mit moderner Technik nachzurüsten, ist eine Alternative zur Neuanschaffung.

Ziel des Projektes Retrofit ist, Landwirten zu zeigen, wie technische Neuerungen in der Praxis aussehen.

Durch Hands-on Workshops, detaillierte Tutorials und interaktive Demonstrationen wird gezeigt, wie technische Innovationen praktisch umgesetzt werden können.

Letztlich möchte die LK-Technik ­helfen, mit den technischen Hilfsmitteln den Arbeitsalltag zu erleichtern, die Lebensqualität zu erhöhen und den Fortbestand der landwirtschaftlichen Betriebe ­zu sichern.

Es geht auch kostengünstig

Da stellt sich die Frage: Warum sollte man in einen neuen Traktor investieren, nur um in den Genuss moderner Technik wie Lenksystem, Reifendruckregelanlage, automatische Teilbreitenschaltung oder ISOBUS zu kommen? Eine sinnvolle und wirtschaftlichere Alternative kann es sein, einen vorhandenen Traktor oder ein Anbaugerät aufzurüsten. In diesem Fall können Landwirte von den neuen technischen Hilfsmitteln profitieren, ohne die hohen Kosten für den Kauf einer neuen Maschine auf sich nehmen zu müssen.

Deshalb hat die LK-Technik Mold das Retrofit-Projekt ins Leben gerufen. Der englische Begriff „Retrofitting“ kommt aus der Industrie und bedeutet so viel wie nachrüsten oder modernisieren von älteren, oft nicht mehr produzierten Anlagen, um die Steuerung ­und andere Teile zu erneuern. Die Maschinen werden wieder fit für moderne Prozessabläufe gemacht. So können diese länger und wirtschaftlicher betrieben werden und weisen dadurch oft eine höhere Effizienz auf. Diese Methode wird auf Traktoren und Anbaugeräte mit Schwerpunkt im Ackerbau umgelegt.

Bedingt durch die Flächenstruktur in Österreich können viele neue Gerä­te aus dem deutschen oder weltwei­ten Markt nicht so ausgelastet werden und sind daher teilweise weniger wirtschaftlich.

Schwerpunkt Ackerbau

Bei der LK-Technik Mold liegt der Schwerpunkt auf dem Ackerbau. Daher richten sich unsere Projekte an Betriebe in diesem Bereich. Laut Agrarmarkt Austria (AMA) sind 51,3 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Österreich Ackerland und 33,4 % Grünland. Das bedeutet, dass der durchschnittliche Betrieb in Österreich derzeit rund 12,1 ha Ackerland bewirtschaftet.

Laut letzter Agrarstrukturerhebung bewirtschaftet die Mehrheit der Betriebe in Österreich (59,2 %) weniger als 15 ha Ackerfläche. Wir betrachten hier aber nur die Betriebe mit mehr als 15 ha Ackerfläche (siehe Übersicht).  Der größte Teil dieser Betriebe, etwa 87 %, bewirtschaftet zwischen 15 und 75 ha Ackerland.

Deren Bedeutung in Österreich darf nicht unterschätzt werden. Insbesondere, wenn es um die Auswahl und den Einsatz von Landmaschinen, wie Traktoren, geht. Viele Hersteller konzentrieren sich auf Großbetriebe in Europa und der Welt. Aufgrund dieser Ausrichtung sind einige der neuesten Maschinen oft nicht für die Bedürfnisse des österreichischen Marktes optimiert, weder in Bezug auf die Größe noch auf den Preis.

In diesem Zusammenhang wird eine Überlegung von der Modernisierung bestehender Maschinen durch Nachrüstungen interessant, besonders im Vergleich zum Kauf neuer Maschi­nen. Die Maschinenabschreibung neuer ­Geräte ist zwar ein Vorteil, die Kos­ten müssen dennoch wieder gedeckt werden.

Genau hier setzt das Retrofit-Projekt der LK-Technik Mold an. Ältere Maschinen sind nicht nur preislich interessant, sondern haben geringere Leistungen, Größen und Arbeitsbreiten. Diese passen oft besser zu einer kleinzelligen Betriebsstruktur.

Das Retrofit-Projekt

Das Projekt Retrofit wurde mit dem Ankauf eines Steyr 9145 aus dem Jahr 1999 mit ca. 8.000 Betriebsstunden begonnen. Dieses Modell ist gewählt worden, da die 90er-Serie noch sehr weit verbreitet und technisch ausgereift ist. Ein robustes Gerät ohne Schnickschnack. Der 9145 dient als Versuchsgerät, an dem herumhantiert und ohne schlechtes Gewissen Löcher gebohrt werden können.

Technisch wurde die Maschine in der hauseigenen Landtechnikwerkstätte repariert und serviciert. Der Traktor war im vorhergehenden Leben schonungslos im Einsatz. Die Betriebsstunden konnten auch am Lack deutlich gesehen werden. Deshalb wurde hier gleich ein neues Design in LK-Linie aufgezogen, zum Leid aller hart gesottenen Steyr-Fans. Die Zahl 9145 ist jedoch tatsächlich echt und hebt den Sechs-Zylinder mit 145 PS hervor. Der Traktor mit 5.300 kg Eigengewicht steht nun für die Demo-, Erklär- und Videoserien sowie für andere Landtechnikversuche und Anbaugerätetests am Standort ­bereit.

Jedes System oder Gerät wird beim Aufbau gefilmt und anschließend getestet. Ziel ist es, selbst Praxiserfahrungen zu sammeln und diese anschließend in Beratungs- und Bildungsmaßnahmen sowie in die Öffentlichkeitsarbeit einfließen zu lassen. Größtes Augenmerk liegt in der ortsunabhängigen Wissensverteilung in Form einer Videoserie mit Erklärungen, sogenannten Tutorials. Jeder einzelne Aspekt, vom Aufbau über die Einstellungen bis hin zu den ersten Praxiseinsätzen wird hier abgedeckt. Diese „Tutorials“ werden über YouTube verbreitet und stehen somit jedem kostenlos zur Verfügung. Hier wird wöchentlich ein neues Video veröffentlicht. Abonnieren lohnt sich unter ­ youtube.com/@lk-technikmold .

Arbeit an Lenksystemen

Derzeit wird an den Nachrüst-Lenksystemen verschiedener Hersteller gearbeitet. Das automatische Lenksystem der Fa. Sveaverken wurde bereits aufgebaut. Aktuell sind Dreharbeiten und Tests am System von FJ-Dynamics am laufen. Als Nächstes geplant sind ein Lenksystem von CHCNAV und anschließend von Trimble. Beginnend bei ca. 5.500 € in der abgespeckten Basisvariante und 6.400 € in der erweiterten Version mit den Freischaltungen, stellen die ersten zwei Testsysteme schon eine günstige Alternative dar. Hier kommen dann noch Kosten für Aufbau und sonstige Serviceleistungen hinzu.

Unserer Meinung nach handelt es sich hierbei um einen günstigen und fairen Preis für die gebotene Leistung. Die Systeme sind einfach im Aufbau und robust. Eines steht jedoch jetzt schon fest, wichtig ist nicht nur die Marke, sondern auch der Händler oder Dienstleister und das angebotene Servicepaket nach dem Kauf. Hier sollte nicht an der falschen Stelle gespart werden, schon gar nicht bei dem günstigen Preis. Detaillierte Testergebnisse werden einzeln je Produkt ausgewertet und anschließend veröffentlicht.

Für das erste Lenksystem stehen die Ergebnisse bald fest und sind in naher Zukunft auf unserem YouTube-Kanal neben den zum Teil bereits veröffentlichten Aufbau- und Erklärvideos zu finden.

Blick in die Zukunft

Da ISOBUS immer wichtiger wird, wird ein einfacher Kabelsatz dafür fix in der Kabine aufgebaut. So kann man bequem von einem Terminal auch ISOBUS-Maschinen steuern. Denn oft wird mit einem älteren Traktor für jedes neue Anbaugerät ein extra Terminal angeschafft, anstatt die ISOBUS-Version zu nutzen. Längerfristig kosten die vielen einzelnen Bedieneinheiten mehr und machen die Kabine unübersichtlicher als ein einzelnes ISOBUS-Terminal.

Der nächste größere Abschnitt für den Traktor ist die Nachrüstung einer Reifendruckregelanlage. Auch diese wird für Beratungs- und Bildungs­zwecke verwendet und es wird hierfür eine eigene Videoserie geben.

Ihre Ideen und Anregungen sind wichtig. Schreiben Sie hierzu gerne Ihre Problemstellungen oder Einfälle per E-mail an  simon.brandeis@lk-noe.at .

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