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Maiszünslerbekämpfung: Stoppeln direkt bei der Maisernte zerschlagen

Der am Maisgebiss montierte StalkBuster von Kemper zerschlägt Stoppeln, noch bevor der Feldhäcksler sie überfährt. Wir sprachen mit zwei Lohnunternehmern über die Vor- und Nachteile im Feld.

Lesezeit: 8 Minuten

SCHNELL GELESEN
Mit dem StalkBuster lassen sich Maisstoppeln direkt bei der Ernte mulchen.
Die Technik ist seit 2018 marktverfügbar. Wir haben interessante Stimmen dazu aus der Praxis eingefangen.
Lohnunternehmer Hante erntet rund 900 ha im Jahr mit der Maschine. Ihn überzeugen vor allem die neuen Schlegelwerkzeuge.
Georg Föstl hat den StalkBuster mit ­einem Mulcher verglichen und die Ergebnisse ausgewertet.

Mulchen, bevor die Stoppeln von Erntefahrzeugen überfahren werden – das klingt im ersten Moment nach der Lösung im Kampf gegen den Maiszünsler. Alle Stoppeln werden erfasst, das schaffen nachfolgende Geräte in der Regel nicht. Die Antwort von der Maschinenfabrik Kemper dazu heißt StalkBuster. Auf der Agritechnica 2017 gab es dafür die Goldmedaille.

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Bis heute ist der Hersteller aus dem Münsterland der einzige, der eine praxisreife Maschine anbietet. Verfügbar ist das System am Erntevorsatz 460 Plus mit 6 m Arbeitsbreite seit 2018. Nach nun fünf Jahren im Feld wollten wir wissen, wie die Technik läuft und unterhielten uns dazu mit den beiden Lohnunternehmern Christoph Hante aus dem Münsterland sowie Georg Föstl aus Marktschwaben.

Mulchen am Erntevorsatz – so funktioniert es

Den StalkBuster bietet Kemper bisher nur für den 6 m breiten, reihenunabhängigen Erntevorsatz 460 Plus mit großen Einzugstrommeln an. Zum Zerschlagen der Stoppeln ist hinter jeder „Reihe“ ein separater, schräg angestellter Schlegel montiert. Diese Schlegel drehen mit etwa 1 700 U/min. Sie schreddern die Stoppeln von oben nach unten klein. Große Stücke in denen der Zünsler überleben kann, will man damit vermeiden.

Die acht Werkzeuge sind einzeln unter Mulcherhauben platziert und ge­zogen aufgehängt. Damit sie jeweils den Bodenkonturen folgen können, pendeln die Schwenkgetriebe um eine Sechskantwelle. Gegen Überlast schützen Nockenschaltkupplungen an jeder Reihe.

Alle Elemente lassen sich per Druckluftzylinder und einem einstellbaren Druck auf den Boden pressen. Damit kann man auch auf unterschiedliche Bodenverhältnisse reagieren. Beim Stillstand oder bei Rückwärtsfahrten heben die Mulchereinheiten mit dem Zylinder automatisch aus.

Den zusätzlichen Leistungsbedarf gibt Kemper mit 4 PS pro Reihe an. Laut technischen Daten liegt das zusätzliche Gewicht im Vergleich zu einem herkömmlichen Maisgebiss bei 500 kg.

Die ersten Modelle des StalkBusters setzten als Schlegelwerkzeuge auf starre Rundprofile. Mittlerweile hat Kemper diese gegen bewegliche Schlegelmesser getauscht. Diese können Fremdkörpern besser ausweichen und sollen leichtzügiger sein.

Mulchen auch beim Dreschen möglich

Direkt am Vorsatz die Stoppeln zu zerschlagen, ist nicht nur beim Maisgebiss für den Feldhäcksler möglich. Auch bei Maispflückervorsätzen für die Körnermaisernte gibt es in der Praxis zwei technische Lösungen. Eine davon kommt von Geringhoff. Beim Horizon Star 3 setzt man auf eine Kombination aus Schneidwalze, die die Restpflanze zerkleinert, und ein horizontal arbeitendes Häckselmesser. Dieses ist am Ende nach unten abgewinkelt. Dadurch schneidet das Messer den Maisstängel ab und zerfasert die restliche Stoppel.

Den Pflücker Corio von Claas gibt es seit Kurzem mit dem Stubble-Cracker. Dieser „Unterflurhäcksler“ arbeitet nach einem ähnlichen Prinzip wie der StalkBuster. Hier sind hinter den Pflückerreihen ebenfalls horizontal rotierende Schlegelwerkzeuge montiert. Eine Einheit umfasst zwei Gleitteller mit je zwei Schlegeln unter einer Haube. Die gezogenen Elemente sind an drei Punkten befestigt. Hydraulikzylinder heben diese bei Stillstand oder Rückwärtsfahrt automatisch an. Über Gelenkwellen sind je zwei Einheiten zusammen angetrieben. Die Gleitteller sorgen für die Bodenanpassung.




Lohnunternehmer Hante: Die sinnvollste Technik

Lohnunternehmer Christoph Hante aus dem nordrhein-westfälischen Velen hat seit 2018 einen StalkBuster im Betrieb. Die Maschine macht einen Großteil ihrer Arbeit bei Kunden in Brandenburg.

Der StalkBuster-Erntevorsatz ist bei Hante an einem John Deere Feldhäcksler 8400i montiert. „Die Technik hat mich von Anfang an überzeugt, da es unserer Meinung nach der sinnvollste Weg ist, Maisstoppeln zu zerkleinern. Wir überfahren sie nicht und erwischen alle.“ Vor allem von seinen Kunden aus Brandenburg kam eine große Nachfrage. Hier bereitet der Maiszünsler den Landwirten große Probleme. „Nachdem wir den StalkBuster dort vorgeführt hatten, wollten die Kunden keine andere Technik mehr auf ihren Feldern sehen“, beschreibt Hante die Anfänge.

Mit den starren Schlegeln hatte Hante in der ersten Zeit Probleme. Auf steinigen Flächen waren die Standzeiten der Werkzeuge zu gering. „Seitdem wir die neuen, beweglichen Schlegel montiert haben, kommen wir mit einem Verschleißteilsatz durch die Saison. Steinen weichen die Bauteile einfacher aus“, so Hante. Mit der Maschine erntet er jährlich rund 900 ha Silomais.

Den zusätzlichen Leistungsbedarf schätzt er in Summe auf maximal 40 PS ein. Unterschiede lassen sich laut Hante vor allem zwischen den verschiedenen Böden erkennen. Unebenere Flächen seien kein Problem für die Technik, da die Mulchereinheiten einzeln über den Boden gleiten. Auffällig sei aber, dass es auf schwereren Böden deutlich leichter geht als auf sandigen Flächen, wo die Werkzeuge auch schon mal schneller in die Erde greifen. „Bewegen die Schlegel Sand, kostet das Kraft“, schildert uns Hante seine Erfahrungen. Den Auflagedruck muss der Fahrer deshalb auf den Standort anpassen. Den Dieselverbrauch hat er ausgewertet und mit einem herkömmlichen Maisgebiss verglichen: 3 l mehr je ha mit dem StalkBuster.

Mit dem Mulchergebnis ist Christoph Hante zufrieden. Teils müsse man sich die Stoppeln auch genauer anschauen, denn hin und wieder scheint es von Weitem so, als seien sie nicht zerschlagen. „Wenn wir auf Flächen ernten, auf denen die Maispflanzen einen sehr weichen Stängel haben, stehen die Stoppelreste manchmal wieder auf. Schaut man sie sich aber von Nahem an, zeigt sich, dass sie bis zum Boden aufgespleißt sind. Hier sollte kein Zünsler mehr überleben können“, so die Einschätzung des Unternehmers. An die Grenzen komme die Technik aber bei großen Wildschweinschäden, hier müsse man im Nachgang nochmal mit dem Mulcher ran.

Im Münsterland kommt der StalkBuster von Hante hauptsächlich auf Betrieben zum Einsatz, die anschließend in Mulch- oder Direktsaat Getreide säen. Einige Landwirte übernehmen die Stoppelbearbeitung auch selbst. Das Mulchen im Nachgang bietet er nicht an. „Das können wir mit dem StalkBuster besser“, ist er von seiner Maschine überzeugt. Für den StalkBuster berechnet der Lohnunternehmer zwischen 35 und 50 € je ha zusätzlich plus einen Zuschlag von 3 l Diesel.




Lohnunternehmer Föstl: Der direkte Vergleich

Der Lohnbetrieb von Georg Föstl ist in Marktschwaben, nordöstlich von München ansässig. Er setzt den Kemper StalkBuster auf recht steinigen Böden ein.

Einige Kunden traten vor rund fünf Jahren an den Unternehmer heran, ob er nicht in den Erntevorsatz Kemper 460 Plus StalkBuster investieren könne, da sie in der Ernte häufig keine Zeit und Arbeitskräfte zum Mulchen der Stoppeln hätten. Oft würde die Arbeit vernachlässigt, trotz der Wichtigkeit dieser Maßnahme. Denn in der Region sind Föstls Einschätzung nach etwa 20 − 30 % der Flächen vom Maiszünsler befallen. Dem Ruf der Kunden folgte er und investierte zur Saison 2019 in den Vorsatz. Den StalkBuster fährt er an einem Claas Jaguar 970. Nach vier Erntejahren zieht er ein positives Resümee: „Der StalkBuster funktioniert im Feld zuverlässig. Jährlich ernten wir etwa 250 ha mit der Maschine. Der Mehrpreis bei der Ernte liegt bei 45 € je ha, den viele Kunden auch bereit sind zu zahlen.“ Einige Landwirte übernehmen die Stoppelbearbeitung allerdings auch selbst, um z. B. die eigenen Maschinen besser auslasten zu können. Hier wechselt der Lohnunternehmer den Vorsatz und erntet mit einem zehnreihigen Claas Orbis.

Auch Föstl hatte zunächst die beschichteten Rohrschlegel montiert. Die Standzeit der Schlegel gefiel ihm, trotzdem wechselte er auf die neuen, beweglichen Messer. „Seit einiger Zeit rückt die ­mechanische Unkrautbekämpfung im Mais immer stärker in den Fokus. Wir bieten diese Maßnahmen ebenfalls als Lohnarbeit an. Allerdings holen wir damit auch wieder Steine an die Oberfläche. Da sind die beweglichen Schlegel im Vorteil“, erklärt er die ackerbaulichen Ansprüche.

Föstl setzt auf zwei Jaguar 970 Feldhäcksler, von denen aber immer nur einer mit dem StalkBuster fährt. „Aufgefallen ist uns der unterschiedliche Verschleißgrad der Crackerwalzen. Beim Einsatz mit dem Unterflurhäcksler ist ein größerer Abrieb an den Walzen zu erkennen“, beschreibt er seine Erkenntnisse. Föstl führt das darauf zurück, dass durch das Mulchen mehr Sand und/oder kleine Steine aufgewirbelt werden und zusammen mit den Maispflanzen in den Häcksler kommen.

"Ohne den StalkBuster überfahren wir nach unseren Schätzungen ca. 40 % der Stoppeln bei der Ernte, mit ihm gar keine“, so Föstl. Er wollte es aber genau wissen und startete im letzten Jahr dazu einen eigenen Versuch. Er teilte eine rechtekige, 2 ha große Fläche genau in der Mitte und erntete eine Hälfte mit und die andere ohne den StalkBuster. Auf der Parzelle „ohne“ kam anschließend eine Front-Heck-Mulcherkombination mit ebenfalls 6 m Arbeitsbreite zum Einsatz. Nach einem genauen Versuchsschema wertete er dann das Mulchergebnis an verschiedenen, genau definierten Punkten im Feld aus. Zur Bewertung kategorisierte er die Stoppeln in: zünslerfähig, beschädigt und zerstört. „Die Ergebnisse waren eindeutig, denn beim StalkBuster blieben nur noch 8 % zünslerfähige Stoppeln zürück, bei der Variante Mulcher plus Schlepper hingegen 36 %“, erklärt uns der Lohnunternehmer. Auch beim Gesamtdieselverbrauch lagen die Varianten ca. 5 l je ha auseinander, mit dem Vorteil für den StalkBuster.

Im Hinblick auf die einzelnen Stoppel erklärt uns Föstl, dass diese beim Standardmulcher besser zerschlagen seien, allerdings nur die stehenden. Deshalb sieht er den StalkBuster deutlich im Vorteil. Wünschen würde er sich aber einen breiteren Vorsatz, um die großen Feldhäcksler noch besser auslasten zu können.

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