Insektenprotein in Futtermitteln

Die Insektenzucht könnte landwirtschaftlichen Betrieben künftig neue Perspektiven bieten: Insekten gelten als eine nachhaltige Proteinquelle und werden bereits erfolgreich in der Futtermittelproduktion, vor allem im Heimtier- und Fischbereich, verwendet. Dabei werden in Insektenfarmen Arten wie die Schwarze Soldatenfliege oder der Mehlkäfer gezüchtet und daraus Insektenmehl als Grundlage für eiweißreiches Futter produziert. Insofern die Insekten mit organischen Reststoffen gefüttert werden, ist Insektenprotein eine umweltfreundlichere Alternative zu den meisten klassischen tierischen Proteinquellen.

Zuchtanlagen und gesetzliche Regulierung in der EU

Zuchtanlagen zur Insektenproduktion sind mittlerweile weitgehend automatisierte Systeme und ermöglichen die präzise Regulation von Temperatur, Feuchtigkeit und Futterzufuhr. Technologieunternehmen der klassischen Nutztierhaltung und auch Agrar-StartUps entwickeln die Anlagen zur Insektenmast stetig weiter. Bekannte Beispiele für in diesem Bereich bereits tätige Unternehmen sind der niedersächsische Futteranlagenhersteller Big Dutchman, das Münchner Agrar-Start-up farminsect, das Leipziger Agrar-Start-up madebymade oder das große, französische Unternehmen Ynsect.

Die Verfütterung von Insektenprotein an Nutztiere wie Schweine, Rinder und Geflügel ist gesetzlich reguliert. Sieben Insektenarten sind aktuell (Stand 2024) als Futter zugelassen und sollen eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Futtermitteln wie bspw. Sojamehl bieten. Weil Insekten als Futtermittel den Bedarf an importierten Proteinquellen senken könnten, könnten sie die Umweltbilanz der Landwirtschaft zusätzlich verbessern.

Ein Globaler Wachstumsmarkt?

In einer Studie aus dem Jahr 2021 ermittelt die Rabobank ein großes Wachstumspotenzial für die weltweite Insektenzucht. Die Experten rechnen mit einem Bedarf von 500.000 t im Jahr 2030. Zukunftsmärkte für das Insektenmehl seien besonders Aquakulturen, Heimtierfütterung und Geflügelfutter.

Die Entwicklung der Insektenzucht zum weiteren Standbein landwirtschaftlicher Betriebe ist möglich, aber nicht ausgemacht. Zwar produzieren Farmen in Deutschland, den Niederlanden und Frankreich mittlerweile in größerem Umfang Insektenprotein und die Anlagen werden immer effizienter. Auch bietet das erste Unternehmen landwirtschaftlichen Betrieben Abnahmegarantien für auf den Höfen produziertes Insektenmehl. Aber ob die Nachfrage nach und der Glaube an Insektenprotein ausreichend steigt, bleibt abzuwarten.

2023 beispielsweise widmete die Leitmesse für Landtechnik Agritechnica der Insektenzucht einen Messetag. Auf der diesjährigen Eurotier 2024 veranstaltet die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) die Inhouse Farming - Feed & Food Show, auf der u.a. die Insektenzucht thematisiert wird.

Zur Wahrheit gehört auch, dass es in Europa ausgeprägte Vorbehalte der Verbraucher gegenüber Insekten als Nahrungsquelle gibt, die die Einführung von Produkten mit Insektenprotein erschweren könnten.