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topplus Wachstumsregler muss passen

So steht der Weizen bis zur Ernte

Welche Folgen lagerndes Getreide haben kann, mussten viele Landwirte im letzten Sommer schmerzhaft erfahren. Unser Autor gibt Tipps, wie Sie Ihr Getreide stabil halten.

Lesezeit: 7 Minuten

Unser Autor: Tobias Schulze Bisping, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

Der Einsatz von Wachstumsreglern ist wegen der von Jahr zu Jahr stark schwankenden Witterung schwer zu kalkulieren. Hatten wir es im Frühjahr 2023 oft mit sehr üppigen Getreidebeständen zu tun, ist in diesem Jahr das genaue Gegenteil der Fall. Der Dreh- und Angelpunkt beim Einsatz von Wachstumsreglern wird in diesem Jahr wohl die hohe Bodenfeuchte sein. Denn schon im letzten Herbst lag die nutzbare Feldkapazität über Gesamtdeutschland bei 100 % und mehr. Die Aussaatbedingungen waren vielerorts schwierig und erforderten Kompromisse. Entsprechend geschwächt kommen viele Bestände aus dem Winter.

Reicht beim Weizen ein geringer Input?

Als das Getreide mit dem größten Anbauumfang ließ sich der Weizen im Süden und in den neuen Bundesländern noch unter einigermaßen guten Bedingungen aussäen. In diesen Regionen präsentieren sich die Bestände zurzeit sicherlich nicht optimal, aber mit oftmals zwei bis drei Seitentrieben durchaus akzeptabel.

Im Nordwesten und an der Westküste Schleswig-Holsteins hingegen ließ sich nur ein Bruchteil der geplanten Weizenfläche überhaupt aussäen. Der Weizen, der es in den Boden geschafft hat, präsentiert sich bedingt durch die hohen Niederschläge aktuell oft gestresst und zu dünn. Ursache ist häufig Sauerstoffmangel. Generell gilt Winterweizen unter den Getreidearten aber als am wenigsten empfindlich.

Zwischenfazit: Grundsätzlich ist die Lagergefahr in den dünnen Beständen in 2024 als gering einzuschätzen! Der Grund: Durch den hohen Lichteinfall bis auf den unteren Stängel­abschnitt kommt es zu einer natürlichen Verholzung (Lignifizierung) der Halme. Für die extremen Spätsaaten, die im Dezember oder Januar auf Frost erfolgten, ist maximal nur ein minimaler Wachstumsreglereinsatz als Einfachbehandlung oder gar kein Einsatz erforderlich. Welche Faktoren generell Einfluss auf die Wachstumsreglerintensität haben, entnehmen Sie der Übersicht 1.

Bei den sehr dünnen Beständen stellt sich immer wieder die Frage, wie sich die Triebzahl pro Quadratmeter effektiv erhöhen lässt. Durch eine frühe Behandlung mit Chlormequatchlorid (CCC) kann man die Bestockung anregen, da die Gibberelline (Streckungshormone) gehemmt werden. Allerdings ist dabei zu beachten, dass die Wirkung einer frühen CCC-Maßnahme auf den Ertrag überschaubar ist. Denn ein dünner Bestand erreicht einen akzeptablen Ertrag in der Regel über die Kornzahl je Ähre und über das TKG. Das heißt, dass letztlich die Haupttriebe den ­Ertrag bilden. Beispielsweise geht der Kornertrag vom Weizen beim Halm der 2. Ordnung gegenüber dem Haupttrieb schon um 10 % zurück.

Effektiver und für die Pflanzen stressfrei, können Sie mit der N-Düngungsstrategie die Bestandesdichte beeinflussen. Sobald die Flächen befahrbar sind, sollten Sie möglichst unter Kurztagsbedingungen (bis zum 10. April) die erste Stickstoffgabe ausbringen. Wichtig: Verwenden Sie dabei zumindest Teilmengen nitrathaltiger, schnellwirksamer N-Dünger. Eine ergänzende Blattdüngung mit AHL + Mikronährstoffen vitalisiert die Bestände zusätzlich.

Stauchung durch ­Gräsermittel im Frühjahr

Um die jungen Weizenbestände im Herbst nicht noch zusätzlich zu schwächen, haben viele Anbauer richtigerweise auf eine Behandlung mit einem Flufenacet-haltigen Mittel verzichtet. Vielfach hat aber auch schlichtweg die fehlende Befahrbarkeit eine Behandlung verhindert. Auf den typischen Ungrasstandorten, die eher in Westdeutschland zu finden sind, steht daher oft noch eine Behandlung mit einem ALS-Hemmer an (Atlantis, Niantic, Broadway etc.).

Dabei gilt es zu beachten, dass die Gräserherbizide zu einer nicht zu unterschätzenden Stauchung des Weizens führen. Diese ist in etwa mit der Wirkung von 0,8 l/ha CCC vergleichbar. Insbesondere in den ohnehin schon dünnen, schwachen Beständen können Sie dann auf die erste Wachstumsreglermaßnahme in einer Zweifachstrategie verzichten. Besser ist es, gegebenenfalls die Aufwandmenge der zweiten Maßnahme zu erhöhen. In jedem Fall lässt sich aber die Aufwandmenge der ersten Behandlung um 35 % reduzieren.

Empfehlungen für den Weizen

Die Basis der Wuchskontrolle im Winterweizen bildet schon seit Langem der bewährte Wirkstoff Chlormequatchlorid, z. B. enthalten in CCC 720, Stabilan 720 oder Acucel. Die Wirkung basiert auf der Hemmung der Gibberellinsynthese, wodurch sich die Internodien verkürzen und die Halmwände verdicken. Wegen der guten Verträglichkeit können Sie die Spanne der Aufwandmenge je nach Sorteneinstufung und Bestandesdichte relativ großzügig gestalten.

Der entscheidende Vorteil von CCC ist, dass bereits ab 6 °C und bei mehr als acht Sonnenstunden erkennbare Wirkungen eintreten. Zusätzlich ist es mit vielen anderen Pflanzenschutzmitteln, AHL und Mikronährstoffen gut mischbar. Eine Mischung von CCC mit Gräsermitteln (Atlantis, Broadway etc.) empfiehlt sich aus Verträglichkeitsgründen jedoch nicht – zumal die jeweils optimalen Anwendungstermine nicht zueinander passen. Für die immer wieder negativ benannte Wirkung von CCC auf das Wurzelwachstum, lässt sich keinerlei Literatur finden.

Die  erste Einkürzung im Winterweizen  können Sie ab EC 25 mit Beginn des Langtages mit 0,6 bis 1,5 l/ha CCC durchführen. Oftmals ergeben sich ab der letzten Märzdekade gute Termine. Offenes, strahlungsreiches Wetter mit Temperaturen oberhalb von 8 °C ist optimal für CCC. Leichte Nachtfröste von bis zu –2 °C können Sie dabei tolerieren. Ist es überwiegend bewölkt, sollten mindestens 10 °C vorherrschen. Die Zugabe von Trinexapac-ethyl zur ersten Maßnahme bleibt in 2024 sicherlich die absolute Ausnahme und empfiehlt sich nur in üppigen Beständen (Septembersaaten in Ostdeutschland) im Übergang von EC 29 zu 30.

Bei der Aufwandmenge von CCC zur ersten Behandlung sollte man sich in erster Linie an der individuellen Bestandesentwicklung orientieren. Grundsätzlich ergeben sich die in der Übersicht 2 aufgeführten Empfehlungen aus der Sorteneinstufung. Diese wiederum leiten wir von den Ausprägungsstufen (APS) nach Bundessortenamt und unseren Erfahrungen aus der Praxis und dem Versuchswesen ab. So ist z. B. die relativ neue Sorte Debian in der Neigung zu Lager mit einer 4 eingestuft. Unsere eigenen Erfahrungen aus 2023 haben aber gezeigt, dass hier eher die APS 6 angebracht ist. Auch die individuelle Verträglichkeit von Wachstumsreglern testen wir. So ist beispielsweise die lageranfällige Sorte Keitum gut zu führen. Hier lassen sich höhere Mengen Wachstumsregler einsetzen, ohne dass Mindererträge auftreten.

Mischungen mit Mikronährstoffen und Fungiziden

Gemeinsam mit der ersten Wachstumsreglerbehandlung können Sie idealerweise Mikronährstoffe wie etwa 0,5 bis 2,0 l/ha Mangannitrat + 5 bis 7,5 kg/ha Epso Combitop ausbringen. Mittel gegen Mehltau lassen sich bei Bedarf zumischen, sollten aber die Ausnahme sein.

Zweite Maßnahme baut auf der ersten auf

Die Wirkdauer der ersten CCC-Gabe liegt bei etwa zehn Tagen. Da die  zweite Behandlung  auf die erste Maßnahme aufbaut, empfiehlt es sich, nicht zu früh zu starten. Zum zweiten Termin sollten Sie die Aufwandmenge individuell an die Sorteneinstufung und Bestandesdichte anpassen. Zusätzlich richtet sich die Menge zu diesem Zeitpunkt nach dem grundsätzlichen Wassernachlieferungsvermögen des Standorts (Bodengüte) in Verbindung mit den Frühjahrsniederschlägen. Optimalerweise können Sie bei den oben genannten Witterungsbedingungen ab EC 31 die zweite Maßnahme flexibel, orientiert an der Witterung, fahren. Bewährt hat sich über die Jahre eine Mischung aus CCC + Moddus. Die Aufwandmengen können dabei zwischen 0,3 bis 0,6 l je ha CCC + 0,1 bis 0,25 l/ha Moddus (oder anderes Trinexapacprodukt) liegen.

Mittlerweile hat sich in der Praxis aber auch eine Mischung aus CCC + Prodax bewährt. Prodax enthält neben Trinexapac-ethyl auch Prohexadion. Letzterer Wirkstoff hat den Vorteil, auch bei kühlerer Witterung noch Einkürzungseffekte zu zeigen. Vor allem wenn sich ein kühler Mai einstellt, ist Prodax im Vorteil. Moddus oder Prodax solo nachzulegen, ist kaum kalkulierbar.

Vor dem Hintergrund der dünnen und schwachen Bestände ist in diesem Jahr ein Mischpartner zum CCC nicht immer notwendig. In diesen Fällen und in weniger lagergefährdeten Sorten, wie z. B. Rubisko, kommen Sie auch mit 0,15 bis 0,4 l/ha CCC solo aus. Wichtig ist es, die individuelle Zulassung der CCC-Produkte zu beachten. Über EC 31 hinaus sind nur wenige CCCs zu­gelassen (z. B. Stefes CCC 720 oder Gexxo).

Mischungen mit Fungiziden

Zum Zeitpunkt der zweiten Einkürzung in EC 31/32 ist es für eine erste Fungizidmaßnahme in den immer häufiger vorkommenden Gesundjahren oftmals noch zu früh. Wer beide Maßnahmen zusammenfassen möchte, kann mit 0,25 bis 0,6 l/ha Medax Top + gleicher Menge Turbo flexibel bis EC 34 nachkürzen. Sicherlich ist die Kombination aus Mepiquat-chlorid und Prohexadion bei höheren Temperaturen griffiger. Dies lässt sich aber durch die Aufwandmengengestaltung gut ausgleichen. Kritisch sind oft Übergangsphasen von kühler zu warmer Witterung.

Dritte Einkürzung nur in Ausnahmefällen

Nur in besonders üppigen Beständen und bei mäßiger Wirksamkeit der ersten beiden Maßnahmen empfiehlt sich eine  dritte Einkürzung . In 2024 ist dies möglicherweise auf Gunststandorten bei zeitiger Aussaat der Fall. Hier ist Medax Top + Turbo das Mittel der Wahl. Nachregulierungen mit Ethephon-haltigen Mitteln empfehlen wir nicht – denn diese haben in unseren Versuchen regelmäßig zu Mindererträgen geführt.

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