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Palmwedelartige Blätter im Raps: Was ist die Ursache?

Auf einigen Flächen treten dieses Frühjahr Rapspflanzen mit großen, palmwedelartigen Blättern auf. Welche Ursache gibt es für das Phänomen?

Lesezeit: 3 Minuten

Unser Autor: Gerrit Hogrefe, N.U. Agrar.

Landauf, landab waren im Herbst prächtig entwickelte Rapse zu sehen. Selbst sehr späte Saattermine erreichten wegen des warmen Herbstes eine ausreichende Vorwinterentwicklung. Mittlerweile bestimmt aber die Nässe das Bild auf den Feldern. Die Bestände werden aufgrund von Sauerstoffmangel infolge der anhaltend wassergesättigten Böden von Woche zu Woche schwächer.

Weniger Feinwurzeln schlecht für Hormonhaushalt.

Bereits ab Mitte Oktober konnte man ein schleichendes Absterben der Feinwurzeln beobachten – insbesondere auf Böden mit geringer Feldkapazität. Das hat nicht nur negative Folgen für die Wasser- und Nährstoffaufnahme im Frühjahr, sondern ist vor allem aus phytohormoneller Sicht bedenklich.

Der Grund: In den Spitzen der Feinwurzeln bilden sich die Cytokinine, welche die Zellteilung fördern und an der Ausprägung aller wichtigen Ertragsparameter maßgeblich beteiligt sind – von der Anzahl der Seitentriebe über die Kornzahl pro Schote bis hin zum TKG. Ein Mangel an Cytokininen kann deshalb empfindliche Ertragseinbußen nach sich ziehen.

Wie beeinflussen Pflanzenhormone die Entwicklung der Bestände?

Inwieweit Cytokinine die Entwicklung der Pflanze beeinflussen können, hängt jedoch nicht nur von ihrer absoluten Menge ab, sondern vorrangig von ihrem Verhältnis zu den Streckungshormonen (Auxinen). Und das macht die Lage noch etwas schwieriger: Denn die kürzer werdenden Tage ab Oktober gepaart mit geringer Strahlungsintensität und überdurchschnittlichen Temperaturen haben die Pflanzen dazu veranlasst, hohe Auxin-Mengen zu bilden, um sich „nach dem Licht zu strecken“.

Witterungsbedingt treffen damit sehr hohe Auxinpegel auf sehr geringe Cytokinin-Niveaus. Die Konsequenz daraus ist ein massives hormonelles Ungleichgewicht. Typische „Symptome“ dafür sind fast palmwedelähnliche, alte Blätter mit sehr langen Stielen und suppentellergroßen Blattspreiten.

So lassen sich Cytokinine durch richtiges Düngen fördern.

Die Produktion von Cytokininen in den verbliebenen Wurzelspitzen kann man durch Düngung stimulieren. Das funktioniert mit Anionen wie Nitrat, Sulfat oder Chlorid.

Wegen der hohen Herbst- und Winterniederschläge ist davon auszugehen, dass selbst auf besseren Böden ein Großteil der Anionen in tiefere Schichten verlagert worden ist. Der vergleichsweise geringe Vorrat im Boden verstärkt damit die Bedeutung einer anionenbetonten Düngung, um ausreichende Konzentrationen sicherzustellen.

Wie weit verlagern sich Nährstoffe im Boden?

Um das Verlagerungspotenzial von Nitrat, Sulfat und Co. des eigenen Standortes vor dem Hintergrund der Regenmengen überschlägig einzuschätzen, lässt sich folgende Faustregel nutzen: Teilen Sie dazu die Niederschlagssumme der vegetationslosen Monate (November bis Februar) durch einen bodenabhängigen Divisor (Sand: 2, Lehm: 3, Ton: 4).

Das Ergebnis zeigt an, wie weit sich Anionen (außer Phosphat!) im Boden in cm verlagert haben. Berücksichtigen Sie, dass es sich dabei um Näherungswerte ohne wissenschaftlichen Anspruch handelt. Hier einige Beispielrechnungen:

• anlehmiger Sand (<30 BP), 200 mm Niederschlag: 200 mm/2 = 100 cm Verlagerung.

• sandiger Lehm (60 BP), 200 mm Niederschlag: 200/3 = rund 65 cm Verlagerung.

• lehmiger Ton (40 BP), 200 mm Niederschlag: 200/4 = 50 cm Verlagerung.

Hinweis: Wenn die Böden, wie dieses Jahr, schon vor Vegetationsende „voll“ sind, muss man auch die Niederschläge aus dem Oktober berücksichtigen. In diesem Jahr sieht die Rechnung für die leichten Standorte in der besonders niederschlagreichen Nordwestdeutschen Tiefebene daher wie folgt aus: 400 mm/2=200 cm Verlagerung.

Damit dürften die Böden in dieser Region weitgehend anionenfrei sein. Sofern keine Mineralisation mehr stattfindet, erwarten uns damit historisch niedrige Nmin-Werte.

 

Der vorliegende Text ist ein Ausschnitt aus dem Beitrag „Raps mit richtiger Düngung stärken“, der in der Ausgabe 02/24 erschienen ist.

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