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topplus Wasser im Boden halten

Sven Plöger: Hitze und Starkregen werden das neue Normal​

Bisher versuchten die Landwirte, das Wasser schnell von den Flächen zu bekommen. Sven Plöger plädiert für ein Umdenken: Wasser muss im Boden gehalten werden. Die Dürresommer werden Normalität.

Lesezeit: 4 Minuten

Deutschland galt von jeher als ein wasserreiches Land, das regelmäßig mit Überflutungen an Rhein oder Elbe zu kämpfen hatte. Bauern legten auf ihren Feldern Drainagen und Entwässerungsgräben an, um des Regens Herr zu werden. Doch augenscheinlich müssen wir umdenken, es steht ein neues Zeitalter bevor.

Wasser ist neuerdings nicht mehr überall und jederzeit verfügbar; und der Trend geht weiter in diese Richtung, wie der Spiegel in einem großen Klimawandel-Schwerpunkt aufzeigt. Zu beobachten seien empfindliche saisonale Verschiebungen – mehr Regen im Winter, weniger im Sommer – sowie große regionale Unterschiede, bisweilen sogar lokale: Während es im Nachbarort schüttet, sitzt der Landwirt ein paar Kilometer weiter auf dem Trockenen.

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Diplom-Meteorologe Sven Plöger, bekannt aus dem ARD-Wetterbericht, sagt, er habe noch nie so krasse Daten studiert wie zuletzt. Er hat sich die Temperaturdaten von 1881 bis 1988 angeschaut und festgestellt, dass es nur 1934 wärmer war als 2021. Zuletzt hätten wir aber fünf Jahre am Stück Dürre – das sei gewaltig.

2021 kam uns kühl vor, weil die Jahre drumherum noch viel wärmer waren.

Womit wir wohl künftig leben müssen ist, dass die Verdunstung bei den hohen Temperaturen steigt. Ein Grad mehr Wärme bedeutet 7 % mehr Wasserdampf, sagt Plöger. Durch den langsameren Jetstream hält sich eine Wetterlage länger am selben Ort, erklärten unlängst auch schon andere Meteorologen. Das viele aufgenommene Wasser regnet also in einer Region umso heftiger wieder ab, während die andere weiter unter der Dürre ächzt.

Wassermassen fließen oberflächlich ab in die Flüsse

So werde Hitze erst zum Treiber von Austrocknung, dann von Niederschlägen in Form dramatischer, kurzzeitiger Starkregen, zuweilen mit Hagelkörnern, so groß wie Tischtennisbälle, zitiert der Spiegel den Wettermann weiter.

„Die Kombination von Trockenheit und Starkregen ist aber ungünstig für den Boden, weil er das Wasser schlecht oder nur langsam aufnehmen kann“, erklärt Plöger. Und Wasser, das nicht versickert, kann nicht in die tiefen Schichten des Grundwassers gelangen. Es wird abgeleitet in die Kanalisation, in die Flüsse, landet am Ende im Meer – und ist verloren.

Zehnjäh­rige Dürren werden normal

Laut Plöger muss es einen Paradigmenwechsel geben: „Wasser muss nicht mehr weg, Wasser muss bleiben. Wir müssen einen neuen Umgang mit Wasser lernen.“ Dass die vergangenen Sommer nur eine Laune der Natur gewesen sind, würden Experten nahezu ausschließen.

Im Gegenteil, sagt Plöger: „Wenn wir bei der Erwärmung global auf dem 2,7-Grad-Pfad bleiben – da befinden wir uns gerade –, könnten zehnjäh­rige Dürren in der Mitte Europas gewöhnlich werden.“ Durch die stärkere Erwärmung der Polarregionen und der Landmassen hat der Einfluss des Atlantiks auf das nordeuropäische Wetter abgenommen. Wo früher starke Westwinde die Luftmassen in Schwung brachten und trockenere Hochdrucklagen sich mit kälteren Einflüssen schnell abwechselten, bleiben die Wetterlagen heute über Deutschland länger hängen.

Ein bisschen findet eine klimatische Südeuropäisierung statt. Wir brauchen Pflanzen mit Migrationshintergrund.

„Wir müssen in Deutschland davon ausgehen, dass wir in Zukunft im Sommer im Mittel eine trockenere Phase erleben und die Verdunstungsrate steigt. Durch die längere Vegetationsphase – das wird gerne übersehen – benötigen die Pflanzen das Wasser für längere Zeit aus dem Boden.“

Sehenden Auges in die Krise

Die Zeiten des Überflusses sind laut Plöger vorüber, der Klimawandel mache Wasser zu einem knappen Gut. Also brauche es innovatives Management, Ideen, Tatkraft und Lösungen. Als Problem sieht er, dass wir Menschen nur auf unmittelbare Gefahren reagieren. Sobald es ausgiebig regnet, ist das Thema Wasserknappheit aus dem Sinn. „Die Bedrohung beim Klimawandel lautet derzeit: Irgendwann passiert irgendwo irgendjemandem etwas Schlimmes. Das ist diffus, und so bleiben wir passiv.“

Wir haben ja kein Wissensproblem, sondern ein Handlungsproblem.

Das würde sich wohl erst ändern, wenn jeder jeden Tag Gefahr liefe, sein Haus zu verlieren. Dann würden wir alles andere beiseiteschieben und uns nur noch darum kümmern – leider aber viel zu spät, so Plöger. Seiner Ansicht nach muss aber jetzt dringend etwas passieren, auch wenn wir gerade noch genug Wasser haben.

Der Klimawandel bedroht uns noch nicht täglich. Das Ergebnis ist eine Mischung aus Schönreden und Abwarten.

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