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Unkrautsamen stoppen: Stoppel- und Grundbodenbearbeitung ­mit System

Die Stoppel- und Grundbodenbearbeitung darf den Bodensamenvorrat von Ungräsern nicht weiter erhöhen – im besten Fall sollte sie ihn vermindern. Hier finden Sie einige Hinweise dazu.

Lesezeit: 8 Minuten

Unsere Autoren: Ulrich Henne, LUB Unternehmens­beratung und Manja Landschreiber, LK Schleswig-Holstein

Wichtig ist den Bodensamenvorrat an Ackerfuchsschwanz möglichst nicht weiter zu erhöhen. Laut dem englischen Ackerfuchsschwanzspezialisten Dr. Stephen Moss ist dazu allerdings ein Bekämpfungserfolg von mindestens 97 % erforderlich.

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Ein derart hoher Wirkungsgrad lässt sich selbst mit einer Folge aus Boden- und Blattherbizid nur selten und vor allem nicht dauerhaft erzielen. Das heißt: Auf vielen Standorten erhöht sich der Bodensamenvorrat laufend, was dann den Selektionsprozess auf Herbizidresistenzen beschleunigt. Ist die jeweilige Herbizidgeneration vergeigt, sind die Einstiegshürden für die nächste in zweifacher Hinsicht höher: Zum einen sind neue Wirkungsmechanismen erforderlich und zugleich trifft die neue Herbizidgeneration auf ein selektiertes und höheres Bodensamenpotenzial.

Somit stellt sich natürlich die Frage, welchen Beitrag neben der Fruchtfolge auch die Bodenbearbeitung leisten kann, um den Besatz mit Samenungräsern in den Beständen gering zu halten und gleichzeitig den Bodensamenvorrat zumindest nicht weiter zu erhöhen – oder besser noch, ihn zu vermindern.

Es gibt keine Eierlegende Wollmilchsau

Lange Zeit hat Experte Moss unter Berufung auf ein umfangreiches englisches Projekt die standardgemäße Stoppelbearbeitung als „waste of time“ bezeichnet, also als Zeitverschwendung in puncto Fuchsschwanzkontrolle. Denn es ließen sich in dem Projekt mit mischender Stoppelbearbeitung (Scheibenegge, Grubber) keine positiven Effekte auf die Samenminderung feststellen. Doch was sind die Ursachen dafür?

Ein wesentlicher Grund ist, dass man auf schweren Standorten oft nur ein klutiges Saatbett ohne eine hinreichende Rückverfestigung hinbekommt. Verschärft wird die Situation dann noch durch Strohmatten. Zusätzlich kommt Folgendes hinzu: Zur Mähdruschernte sind einige Gräsersamen noch nicht reif und somit nicht keimfähig. Zumindest in Norddeutschland trifft das auf Roggentrespe, Weidelgras und späte Nachschosser von Ackerfuchsschwanz zu. Werden unreife Samen im Rahmen der Bodenbearbeitung in den Boden eingemischt, verfallen sie meist in eine länger anhaltende sekundäre Keimruhe – das gilt für Wild- und Kulturpflanzen.

Wildpflanzen bilden unter bestimmten Witterungsbedingungen auch eine primäre Keimruhe aus. Wie lang diese bei Ackerfuchsschwanz ist, lesen Sie in der Zusatzinfo „Keimruhen“.

Grundsätzlich ist demnach festzu­halten, dass niemals alle Ungrassamen gleichzeitig keimen bzw. keimfähig sind. Für die Ungraskontrolle mit Bodenbearbeitungsgeräten hat das folgende Konsequenzen:

Situation 1

Reife Samen und Samen ohne primäre Keimruhe (bei passenden Bedingungen erfolgt die Keimung zügig): Gegen Trespenarten würde sich in diesem Fall eine gut mischende, nicht zu flache und gut rückverfestigende Stoppelbearbeitung empfehlen. Denn Trespen sind Dunkelkeimer und benötigen wegen ihrer ausgeprägten Bespelzung feuchte Böden für die Keimung.

Ackerfuchsschwanz als ausgesprochener Lichtkeimer sollte bei passender Bodenfeuchte dagegen an oder nahe der Erdoberfläche verbleiben, da er dort die höchsten Keimraten erzielt. Werden die reifen Ackerfuchsschwanzsamen in Dunkelheit vergraben, fallen sie in eine ausgeprägte sekundäre Keimruhe.

Situation 2

Unreife Samen und Samen mit primärer Keimruhe: Diese reifen nur unter Licht- und Sauerstoffeinfluss nach, was im Übrigen generell für alle Gräser gilt! Die Nachreife erfolgt somit nur auf oder nahe der Erdoberfläche! Andernfalls – wenn sie also in tiefere Bodenschichten gelangen – tritt eine sekundäre Keimruhe ein, die bei Trespen kürzer und bei Ackerfuchsschwanz ausgesprochen lang ist.

Nach langjährigen Datenreihen von englischen Projekten erlangen unreife Trespenarten an der Erdoberfläche meist innerhalb eines Monats die Keimfähigkeit. Hingegen ist der Zeitraum, in dem Ackerfuchsschwanz die primäre Keimruhe überwindet, nicht exakt vorherzusagen.

Zwischenfazit: Befinden sich mehrere Ungrasarten auf einem Acker, gibt es nicht die eine richtige Bodenbearbeitungsstrategie. Denn einerseits befinden sich reife und nicht reife Samen auf der Fläche und andererseits unterscheiden sich die Arten in ihren Keimruhen. Daher sollte sich die Strategie eher auf die wichtigste Ungrasart fokussieren.

Versuche zu Stoppel­bearbeitungsstrategien

Im Folgenden geht es darum, mit welchen Maßnahmen zur Stoppelbearbeitung man den Auflauf von Ackerfuchsschwanz am besten beeinflussen kann. Dazu ein kurzer Rückblick: Mit immer breiteren Mähdrescherschneidwerken begann etwa Mitte der 2000er-Jahre die Einführung von Strohstriegeln auch in Europa. Ursprünglich wollte man damit vornehmlich die unbefriedigende Querverteilung des Strohs verbessern.

In verschiedenen wissenschaftlichen Arbeiten ließ sich im Laufe der Zeit aber feststellen, dass Ackerfuchsschwanz an oder ganz nahe an der Erdoberfläche die höchsten Verlustraten aufweist – neben der normalen Keimung sind dafür eine ineffiziente Keimung, Verpilzung und Mikroorganismen verantwortlich.

Um zu prüfen, welche Geräte sich zum Stoppelmanagement gegen Ackerfuchsschwanz am besten eignen, wurde in Siebenbäumen in Schleswig-Holstein ein Versuch angelegt. Auf dem Schlag traten rund 100 Fuchsschwanzähren/m2 auf – der Druck nahm von der einen zur anderen Schlagseite hin ab. Insgesamt wurden fünf Gerätestreifen angelegt, wovon vier in Übersicht 1 dargestellt sind. Vor Anlage der Streifen wurde die Fläche mit einer Flexegge (flexible Eggenbalken) über Kreuz abgeeggt.

Beim ersten Bearbeitungsgang wurde die Fläche einheitlich mit einem Experimentalgerät mit mehreren Reihen Wellscheiben auf 2 cm Arbeitstiefe „angekratzt“. So sollte die Ausfallsaat unter Lichteinfluss mit Erde in Berührung kommen. Beim zweiten Arbeitsgang wurden die Varianten „a“ erneut mit dem Wellscheibengerät auf ­2 cm Tiefe bearbeitet. In den Varianten „b“ kamen am 11. September des Versuchsjahres unterschiedliche Stoppelbearbeitungsgeräte in der flachsten Tiefeneinstellung zum Einsatz.

Hier die wichtigsten Ergebnisse (siehe Übersicht oben): Auffällig ist, dass in allen Varianten die Hauptauflaufwelle des Ackerfuchsschwanzes erst in der zweiten Oktoberhälfte stattfand. Das ist nach eigenen Beobachtungen in den meisten Jahren der Fall. In den Varianten, in denen der zweite Arbeitsgang etwas tiefer und mischend (Varianten b) erfolgte, sind in diesem Fall die Ackerfuchsschwanzaufläufe praktisch gleich. Bis ins Frühjahr war nur noch wenig Auflauf zu beobachten.

Hinweis: Bei ausgeprägter primärer Keimruhe ist es sinnvoll, die Fläche mehrfach abzustriegeln, und sie erst ab Ende September sehr flach mischend ­zu bearbeiten, um eine konzentrierte Auflaufwelle von Fuchsschwanz auszulösen.

In einem weiteren Versuch, der im Rahmen des sogenannten Ackerfuchsschwanzprojektes der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein und der Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung (GKB e.V.) auf der Insel Fehmarn stattfand, haben wir uns schon vor zwölf Jahren zu Projektbeginn mit der Striegelarbeit beschäftigt. Wie stark der Striegel im Vergleich zu einer Kurzscheibenegge den Auflauf von Ackerfuchsschwanz beeinflusste, entnehmen Sie der Übersicht 2. In der Vorfrucht standen rund 100 Fuchsschwanzähren/m2.

Die Ergebnisse

Im Versuchsjahr erfolgte die Hauptauflaufwelle des Ackerfuchsschwanzes bereits im September, was für eine geringe primäre Keimruhe spricht. Beim Striegeln war der Auflauf deutlich höher als bei der Kurzscheibenegge, die 2 bis 5 cm tief arbeitete.

Zwischenfazit: Die beiden Versuche zeigen, dass man in Jahren mit geringer primärer Keimruhe erst striegeln und danach flach mischend arbeiten sollte, um den Fuchsschwanzauflauf zu fördern. In Jahren mit einer ausgeprägten primären Keimruhe empfiehlt sich dagegen mehrfaches Striegeln, um dann später (gegen Ende September) flach mischend zu arbeiten.

Wie sollte die Grundboden­bearbeitung erfolgen?

Da in den meisten Jahren die Hauptauflaufwelle des Ackerfuchsschwanzes in der zweiten Oktoberhälfte erfolgt, gibt es auf herbstnassen Standorten ein Problem mit der Grundbodenbearbeitung. Weil man diese trocken durchführen muss, um die Bodenstruktur zu schonen, sollte sie in diesen Regionen eigentlich bis zum 10. Oktober abgeschlossen sein.

Wer die Grundbodenbearbeitung allerdings vor Ende September erledigt, wird selbst bei extrem flacher Stoppelbearbeitung viel Ausfallsaat in den Boden einbringen. Auf bindigen Böden bleiben die Samen dann im Bodenvorrat über zehn Jahre keimfähig.

Pflügen ist nur dann eine vorübergehende Lösung, wenn deutlich mehr frische Saat vergraben, als aus dem Bodensamenvorrat hochgeholt wird. Zu bedenken ist auch, dass das Pflügen nur dann erfolgreich ist, wenn die Mulchdecke vollständig tiefer als 15 bis 20  cm in den Boden gelangt – das setzt sauber wendende Pflugkörper, den Einsatz von gut eingestellten Vorschälern und eine angepasste Fahrweise voraus.

Grubbern ist grundsätzlich problematischer als Pflügen, weil die ausgefallenen Samen zusammen mit den Ernterückständen 0 bis ca. 10 cm tief in den Boden eingemischt werden. Durch die Strohrotte ist der Boden zudem ständig in Bewegung, wodurch über eine längere Phase mit Lichtreizen die Keimung der Ackerfuchsschwanzsamen ausgelöst wird. Das führt zu einem verzettelten Auflauf, der hinsichtlich eines Bodenherbizideinsatzes besonders negativ zu beurteilen ist.

Tipp: Auf Starkbefallsstandorten ist nach wie vor die Scheinbestellung eine sinnvolle Bearbeitungsstrategie. Mehr zum Thema Scheinbestellung/falsches Saatbett inklusive der neuen rechtlichen Bestimmungen dazu erfahren Sie in folgendem Artikel:

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K E I M R U H E N

Wie lange dauern sie?

Um die Hauptauflaufwelle von Ackerfuchsschwanz bekämpfen zu können, ist es wichtig zu wissen, wie lange die primären Keimruhen bei bestimmten Witterungsverhältnissen andauern. Bei Ackerfuchsschwanz ist das gut erforscht: Bei trocken warmer Witterung in einem Zeitraum von 19 Tagen nach dem Ährenschieben ist die primäre Keimruhe gering und bei gegenteiliger Witterung meist ausgesprochen lang.

Die englische Beratungsorganisation ADAS hat über lange Zeit jährlich die Spannbreite der primären Keimruhen von verschiedenen Ackerfuchsschwanzproben veröffentlicht. Die Ergebnisse finden Sie unter

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