Drei Biogasanlagen aus Bayern und Niedersachsen wurden gestern auf der BioEnergy Decentral in Hannover ausgezeichnet. Bei dem vom Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. (KTBL) durchgeführten Bundeswettbewerb „Musterlösungen zukunftsfähiger Biogasanlagen“ waren Biogasanlagen gefragt, die durch innovative Verfahrenstechnik, effiziente Biomasseverwertung, Wirtschaftlichkeit und Umweltfreundlichkeit Modell- und Vorbildcharakter besitzen. Bei der Auswahl wurde außerdem auf technische Eignung, die Einbindung in den Gesamtbetrieb und in die landwirtschaftliche Struktur geachtet. Besonderes Augenmerk lag auf einem hohen Gesamtwirkungsgrad unter besonderer Berücksichtigung einer sinnvollen Abwärmenutzung.
Die Preisträger wurden mit einer Urkunde, einer Biogasplakette sowie einem Preisgeld
gewürdigt. Im Folgenden werden die prämierten Anlagen kurz vorgestellt.
Agrokraft Streutal GmbH & Co. KG, Unsleben
Die Agrokraft Streutal GmbH & Co. KG betreibt eine Biogasanlage mit einer installierten
Leistung von 889 kWel kombiniert mit einer Biogasaufbereitungsanlage mit einer Kapazität
von 700 mn³ Rohbiogas pro Stunde (siehe auch top agrar-Energiemagazin 3/2011) . An diesem Anlagen-Konzept sind 46 Landwirte als Gesellschafter beteiligt. Als Substrate werden Maissilage, Getreide-Ganzpflanzensilage (GPS) und Wirtschaftsdünger eingesetzt. Das BHKW der ersten Anlage liefert die Wärme für die Gasaufbereitung mittels Aminwäsche und versorgt ein Nahwärmenetz und eine Gärtnerei. Mit einer Abgasnachbehandlungsanlage werden Formaldehyd- und Methanemissionen aus dem BHKW weitgehend eliminiert. Um den Maisanteil zu verringern, führen die Landwirte Anbau- und Gärversuche mit Durchwachsener Silphie und Szarvazi-Gras durch. Darüber hinaus legen sie Blühstreifen an, die zur Erhöhung der Artenvielfalt beitragen und das Landschaftsbild verbessern.
Bio Energie Hofgut Räder GmbH & Co. KG, Bastheim
Die Biogasanlage der Bio Energie Hofgut Räder GmbH & Co. KG verfügt über eine installierte elektrische Leistung von 250 kWel und ist Bestandteil eines ökologisch wirtschaftenden Familienbetriebes. Etwa 80 % der eingesetzten Substrate sind Kleegras und Schweinemist. Die übrigen 20 % setzen sich aus Mais, Raps-GPS und minderwertigem Getreidekorn zusammen. Die entstehende Wärme wird zum größten Teil an öffentliche
Einrichtungen und Gewerbebetriebe geliefert und darüber hinaus zur Trocknung von Getreide und Holzhackschnitzeln auf dem Betriebsgelände genutzt. Zu Zeiten hohen Wärmebedarfs wird ein Biogasheizkessel zugeschaltet, um Versorgungssicherheit im Nahwärmenetz zu gewährleisten. Hervorzuheben ist der besonders hohe Kleegrasanteil von 50 %. Die benachbarten Kleegras liefernden Betriebe erhalten über die Rücklieferung der Gärreste einen Nährstoffausgleich. Dadurch steht diesen Biobetrieben dann jeweils zum Bedarfszeitpunkt ein hochwertiger Wirtschaftsdünger zur Verfügung.
Agrogas & Wärme GmbH & Co. KG, Malstedt
An der Agrogas & Wärme GmbH & Co. KG sind 18 Landwirte als Gesellschafter beteiligt. Die installierte elektrische Leistung der Anlage beträgt 1250 kW, die Kapazität der Aufbereitungsanlage 900 mn³ Rohbiogas pro Stunde. Als Substrate werden Schweine- und Rindergülle sowie Maissilage, Grassilage und Zuckerrüben eingesetzt. Der Anteil an Wirtschaftsdüngern beträgt 27 %. Insgesamt werden 5 BHKW mit jeweils 250 kWel
betrieben, davon stehen 2 am Anlagenstandort. Deren Abwärme wird vor Ort für die Fermenterbeheizung und Gasaufbereitung mittels Aminwäsche genutzt. 3 Satelliten-BHKW versorgen die nahe Ortschaft Malstedt und 2 landwirtschaftliche Betriebe mit Ferkelproduktion und Ferienwohnungen mit Wärme. Die Biogasanlage ist ein wichtiger Baustein des Bioenergiedorfes Malstedt und trägt damit auch wesentlich zur Förderung der
dörflichen Gemeinschaft bei.
Ausführliche Informationen bietet das Begleitheft zum Wettbewerb „Clevere Landwirte geben Gas – Musterlösungen zukunftsfähiger Biogasanlagen 2012“ (Bestell-Nr. 40097), das beim KTBL erschienen ist.