Wenn konventionelle Kraftwerke nicht weiter subventioniert werden, droht nach Ansicht von RWE-Chef Peter Terium ein Energie-Engpass in Deutschland. „Werden konventionelle Kraftwerke nicht gezielt am Leben gehalten, dann geht in Deutschland das Licht aus", sagte der Vorstandsvorsitzende laut der Süddeutschen Zeitung wörtlich.
Das sieht das Bundesumweltministerium ganz anders. In einem internen Papier heißt es, für den kommenden Winter sei "bei nationaler Sichtweise ein Leistungsüberschuss von mehr als zwölf Gigawatt zu erwarten" - die Leistung von 15 großen Kraftwerken. Einen solchen Überschuss gebe es hierzulande selbst im Jahr 2024 noch, wenn das letzte Atomkraftwerk abgeschaltet ist. Wie die Zeitung weiter zitiert, könne ein Abbau von Überkapazitäten in einem relevanten Umfang stattfinden, ohne die Versorgung mit Strom in den nächsten Jahren zu gefährden. "Es besteht derzeit kein akuter Handlungsbedarf."
Die neue Diskussion trifft nun direkt in die laufenden Beratungen zwischen Union und SPD zur künftigen Energiepolitik. So klagen die großen Energiekonzerne, die fallenden Börsenpreise für Strom würden die Kraftwerke zunehmend unrentabel machen. Wenn der Wind weht und die Sonne scheint, drücken die Ökoenergien den Preis. Schwarz-Rot will daher einen Mechanismus finden, der den Weiterbetrieb fossiler Kraftwerke sichert. Denn werden zu viele Kraftwerke stillgelegt, fehlen sie irgendwann als Reserve für wolkenverhangene Flautentage. Die zu lösende Frage ist nur, wird es jemals solch einen Mangel geben.
Das Umweltministerium ist sich dabei sicher, künftige Engpässe mit Strom aus dem Ausland abfedern zu können. Fachleute warnen allerdings davor, sich in Sicherheit zu wiegen. (ad)