Die Stimmung der Biogasbranche ist in diesem Jahr nicht mehr ganz so negativ wie noch zur Messe EnergyDecentral /EuroTier im vergangenen Jahr. Das zeigen Gespräche während der Messe Agritechnica 2015 in Hannover. Zur Halbzeit ziehen die Aussteller ein verhalten positivesFazit. Viele Besucher zeigten sich weiterhin sehr interessiert an der Biogastechnologie. Im Neuanlagengeschäft bewegt sich die Nachfrage fast ausschließlich im Kleinanlagensegment bis 75 Kilowatt (kW) Leistung, wobei die meisten Hersteller Konzepte für Rinderhalter anbieten. Denn die dünnere Schweinegülle bringt deutlich weniger Biogas als Rindergülle. Es gibt aber auch weiterhin noch vereinzelt größere Anlagen, z.B. zur Einstromversorgung.
Ansonsten sind viele Anlagenbauer im Ausland aktiv. Neben Osteuropa und Italien gilt im Moment besonders Frankreich als aussichtsreiches Exportland, weil der Gesetzgeber dort ein dem deutschen EEG analoges Fördersystem für Gülleanlagen einrichten will.
Weiterhin starke Nachfrage verzeichnen Firmen, die Lösungen für die Modernisierung von Anlagen anbieten. Dazu zählen größere Gasspeicher, neue Gärrest- oder Güllebehälter, Steuerungen und natürlich neue Blockheizkraftwerke (BHKW). Besonders Anlagenbetreiber, die ihre Anlage für die bedarfsgerechte Stromproduktion flexibilisieren und dafür die Flexprämie nach dem EEG in Anspruch nehmen wollen, stehen teilweise vor großen Investitionen im Millionenbereich. Viele Dienstleister raten dazu, jetzt die Flexprämie in Anspruch zu nehmen, um damit ein neues BHKW zu finanzieren und die Anlage damit auf die Zeit nach dem Wegfall der EEG-Vergütung vorzubereiten.
Außerdem nimmt die Zahl der Servicedienstleistungen zu, die vom Austausch einzelner Rührwerke über Laboruntersuchungen bis zum Vollwartungsvertrag reichen. Dabei ist der Trend zu spüren, dass sich die Hersteller aus Kostengründen zur Instandsetzung der Anlagen bemühen oder generalüberholte Komponenten anbieten, anstatt diese wie früher gegen neue auszutauschen.
Allerdings gibt es auch immer mehr Landwirte, die schon deutlich vor Ende der zwanzigjährigen Vergütungslaufzeit über ein Ausstiegsszenario nachdenken, sobald die Biogasanlage finanziert ist. Denn derzeit gibt es immer noch keine Perspektive, wie es nach zwanzig Jahren mit dem EEG weitergeht. Vor allem im nördlichen Schleswig-Holsteinist nach Aussagen von Marktbeobachten die Lage dramatisch. Dort haben die Landwirte in den vergangenen drei bis vier Jahren qualitativ sehr schlechten Mais geerntet.
