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topplus "Politik trifft Praxis"

Grünen-Politiker Bär sieht keine Zukunft für Mineraldünger und Agrarchemie

Der grüne Bundestagsabgeordnete Karl Bär hält die Grüne Gentechnik im Interview mit top agrar für einen Irrweg und hätte die Forschungsmittel lieber in den Ökolandbau investiert.

Lesezeit: 4 Minuten

Am 19. März findet die dritte Ausgabe des top agrar-Formats „Politik trifft Praxis“ statt, bei dem Landwirtinnen und Landwirte mit Fachpolitikern auf Tuchfühlung gehen und Klartext reden können. Thema ist diesmal der "Pflanzenbau im Wandel". Diskutiert werden soll konkret darüber, wie der Ackerbau in Zukunft Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit gleichermaßen gerecht werden kann.

Mit dabei sind diese Bundestagspolitiker:

  • Dr. Franziska Kersten (SPD)

  • Carina Konrad (FDP)

  • Albert Stegemann (CDU)

  • Karl Bär (Grüne)

  • Sowie der Leiter der Abteilung Pflanzen­schutz­mittel beim Bundesamt für Verbraucher­schutz und Lebensmittel­sicherheit, Dr. Martin Streloke

Im Vorfeld der Veranstaltung haben wir dem grünen Bundestagsabgeordneten fünf Fragen zum Pflanzenschutz, neuen Züchtungsmethoden sowie den Unterschieden zwischen konventionellem und ökologischen Ackerbau gestellt:

Eine Steuer auf Pestizide wäre eine gute Sache

Herr Bär, sind Mineraldünger und chemischer Pflanzenschutz im Ackerbau auch in Zukunft noch Bestandteil des Werkzeugkastens der deutschen Landwirte oder muss es irgendwann ohne gehen?

Es wird irgendwann ohne gehen. Daran führt kein Weg vorbei.

Um den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln zu senken, wird immer wieder eine Pflanzenschutzsteuer diskutiert. Würden Sie eine solche Abgabe begrüßen und wie müsste sie ausgestaltet werden, was Höhe und Erfassungsbereich angeht?

Ja, eine Steuer oder Abgabe auf Pestizide wäre eine gute Sache. Die Erfahrung mit der Abgabe in Dänemark zeigt, dass der Einsatz der Mittel um fast 40 % zurückgegangen ist. Das geht, ohne ein Verbot auszusprechen oder Betriebe mit Bürokratie zu belasten. Mit Hektar-Basispreisen von 20 € für Fungizide und 30 € für Herbizide und Insektizide, bezogen auf die maximal zulässige Aufwandmenge pro Jahr könnten wir in Deutschland schätzungsweise 0,6-1,2 Mrd. € Einnahmen generieren. Ein relevanter Teil des Geldes sollte in Programme für Sonderkulturen in Deutschland gehen, da hier der Einsatz von Pestiziden pro Hektar besonders hoch ist.

Technische Lösungen können einen Beitrag leisten

Wäre nicht die Förderung von Präzisionstechnik in Pflanzenschutz und Düngung der bessere Weg, um die Umweltverträglichkeit des konventionellen Ackerbaus zu verbessern, ohne Abstriche bei den Erträgen hinnehmen zu müssen?

Es wird kein Weg daran vorbeiführen, die Anbausysteme zu verändern, wenn wir die Umwelt schützen und uns langfristig mit Lebensmitteln gut versorgen wollen. Technische Lösungen können einen Beitrag leisten, und mit einer Pestizidabgabe würde die Anschaffung attraktiver werden. Aber technische Lösungen befreien uns nicht von der Notwendigkeit, grundlegendes zu verändern. Es gibt übrigens Daten aus Frankreich, die zeigen, dass auch ohne Präzisionstechnik und ohne Ertragsverluste auf einen Teil der Pestizideinsätze verzichtet werden kann.

Forschung und Züchtung ignorieren den Biolandbau zu oft

Die Grünen betonen schon immer die Vorteile des Ökolandbaus für Landwirte, Umwelt und Natur. Was aber sind aus Ihrer Sicht die Nachteile des Biolandbaus und was kann oder muss daran geändert werden?

Der Biolandbau muss mit dem großen Nachteil leben, dass Forschung, Züchtung und Regulierung ihre Themen zu oft ignorieren. Hätten wir in den letzten Jahrzehnten so viel Geld in die Forschung für Fragestellungen der ökologischen Landwirtschaft gesteckt, wie in die Förderung des Irrwegs Gentechnik, wären wir heute sehr viel weiter.

"Neue Züchtungstechnologien" sind Gentechnik!

Das EU-Parlament hat sich dafür ausgesprochen, Pflanzen, die mit neuen Züchtungstechnologien hergestellt werden, von den strengen Zulassungsregeln des Gentechnikrechts zu befreien. Tragen Sie die Entscheidung mit? Wenn nicht: Was spricht aus Ihrer Sicht dagegen?

Bei den von der Industrie als „neue Züchtungstechnologien“ beworbenen Methoden handelt es sich juristisch und technisch eindeutig um Gentechnik. Es löst kein Problem, wenn man einfach juristisch umdefiniert, was unter das Gentechnikrecht fällt. Bei den neuen Methoden handelt es sich um eine sehr mächtige Technologie, deren Produkte geprüft und zugelassen werden sollten, bevor die in die Umwelt entlassen und in der Lebensmittelproduktion eingesetzt werden. Ich finde es aber gut, dass das Europäische Parlament eine Kennzeichnungspflicht fordert. Die ist notwendig, damit die Verbraucher*innen eine informierte Entscheidung treffen können.

Vielen Dank!

Sie wollen mit diskutieren?

Wir sprechen am 19. März in Berlin bei Politik trifft Praxis über "Pflanzenbau im Wandel - Wie werden wir Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit gleichermaßen gerecht?"

Haben Sie Fragen zum Thema oder weiterführende Gedanken? Wir freuen uns auf Ihre Anregungen.

Schreiben Sie uns schon im Vorfeld an: Fragen@topagrar.com

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