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Statt Gewinnzuwachs in Landwirtschaft sollten Medien von Unternehmensergebnis sprechen

Warum Ökobetriebe von den Agrardieselkürzungen besonders betroffen sind und man statt Gewinn besser von Unternehmensergebnis sprechen sollte, erklärt Dr. Albert Hortmann-Scholten.

Lesezeit: 4 Minuten

Von den Agrardiesel-Kürzungen sind vor allem Ackerbauern und Ökobetriebe betroffen, sagt Dr. Albert Hortmann-Scholten von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen im NDR-Interview. Denn bei den Öko-Betrieben sei das Thema Pflanzenschutz zu berücksichtigen.

„Diese Betriebe verwenden keine chemischen Pflanzenschutzmittel, um das Unkraut zu reduzieren. Deswegen verbrauchen sie von der Tendenz her mehr Agrardiesel, als das in konventionellen Betrieben der Fall ist. Dort schlägt dann der Verlust der Rückvergütung stärker durch.“

Gewinnzuwachs oft in Berichten erwähnt

In vielen Medienberichten erwähnen die Journalisten, dass die Landwirte doch 2023 mehr Gewinn gemacht haben. Darauf angesprochen entgegnet Hortmann-Scholten, dass man die genannte Summe korrekterweise als Unternehmensergebnis bezeichnen müsse und nicht als Gewinn. „Diese Einkünfte werden von einem Unternehmen erwirtschaftet, an dem mehrere Personen beteiligt sind - meist auch nicht entlohnte Arbeitskräfte aus der eigenen Familie.“

Es sei richtig, dass das zurückliegende Wirtschaftsjahr ein außerordentlich gutes war. Das war vor allem den Marktbedingungen und dem politischen Umfeld geschuldet. Landwirte hätten historisch sehr hohe Milchpreise und überdurchschnittliche Getreidepreise erzielt. Aber Landwirte müssten mit extremen Preisschwankungen zurechtkommen.

„Sie leben von einer Aneinanderreihung von guten Jahren, aber auch von vielen schlechten Jahren. Bei der derzeitigen Diskussion wäre es sinnvoller, wenn wir einen Jahresdurchschnitt über mehrere Jahre betrachten würden. Dieser liegt in Niedersachsen im Mittel der letzten fünf Jahre bei 86.000 € pro Jahr, die als Unternehmensergebnis ausgewiesen werden. Unseres Erachtens sollte man nicht von einem einzigen Jahr ausgehen und daran die gesamtwirtschaftliche Lage der Landwirtschaft festmachen.

Einkünfte sind kein Reingewinn!

Die oft genannten 160.000 € stehen allerdings nur zum Teil für den privaten Konsum zur Verfügung, stellt Hortmann-Scholten weiter klar. Von diesem Geld müsse noch vieles bezahlt werden. Der Berater nennt hier die Versorgung der Altenteiler sowie die Finanzierung der Altersvorsorge und Krankenversicherung.

„Und als Unternehmer müssen die Landwirte auch Nettoinvestitionen planen. Das wird zunehmend von der Landwirtschaft gefordert. Der Umbau der Tierhaltung wäre aus diesen Beträgen zumindest teilweise zu finanzieren. Das erfordert gewaltige Investitionssummen. Darum ist ein sehr gutes Jahr, wie wir das jetzt hinter uns gebracht haben, absolut notwendig“, so Hortmann-Scholten.

Das sieht auch die Interessengruppe Freie Bauern so: Versuche, die zusätzlichen Belastungen der Landwirtschaft mit Verweis auf den im Dezember veröffentlichten Situationsbericht des Bauernverbandes zu rechtfertigen, seien nicht akzeptabel. „Diese Veröffentlichung war kontraproduktiv, sie gibt nicht annähernd die tatsächliche Einkommenssituation der Bauernfamilien wieder“, kritisiert Bundessprecher Alfons Wolff.

Von den 2022/23 angeblich erzielten 115.000 € Durchschnittsgewinn müssten die Tilgung von Krediten, Sozialversicherungen und Steuern abgezogen sowie die mithelfenden Familienangehörigen bezahlt werden, rechnet der Landwirt vor: „Berücksichtigt man dann noch die für landwirtschaftliche Unternehmer übliche 60-Stunden-Woche, erwirtschaften viele Kollegen nicht mal den Mindestlohn, und das in einem außergewöhnlich guten Jahr.“

Trüber Ausblick

Für die Zukunft sieht der Fachmann wieder magere Zeiten anbrechen. So müssten die Ackerbaubetriebe mit deutlich schlechteren Ergebnissen rechnen. Die Getreidepreise seien stark eingebrochen. „Wir hatten vor einem Jahr in der Spitze Weizenpreise von weit über 400 € je Tonne. Momentan sind die Preise für Weizen an den Börsen schon unter 200 € gefallen. Da ist also eine Halbierung des Preisniveaus zu beobachten. Da kommt es sehr individuell darauf an, wie der Landwirt seine Ernte vermarktet hat. Aber wenn Getreideerzeuger jetzt noch einen Großteil der Ernte im Lager haben, dann trifft es diese besonders hart.“

Darüber hinaus hätten auch die Milchviehbetriebe herbe Preisrückgänge erlitten. Aktuell sehe man eine gewisse Bodenbildung, sodass es auf dem ermäßigten Niveau weitergeht. Vergleichsweise gut stünden die Veredelungsbetriebe da. Diese dürften noch mal gegenüber dem Vorjahr eine gewisse Steigerung der Unternehmensergebnisse erwarten. Allerdings hätten Schweinehalter durch die Corona-Krise und durch den Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest schon sehr schlechte Jahre hinter sich.

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