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DBV-Situationsbericht belegt Einnahmeplus 2022/23 bei den Landwirten

Laut des aktuellen DBV-Situationsberichts haben sich die Unternehmensergebnisse deutlich verbessert. Im Durchschnitt lag es bei Haupterwerbsbetrieben bei 115.400 € je Hof. Doch nicht alles ist rosig.

Lesezeit: 4 Minuten

DBV-Präsident Joachim Rukwied hat am Donnerstagmorgen den neuen Situationsbericht und die Unternehmensergebnisse des Wirtschaftsjahres 2022/23 auf Basis von 8.000 betrachteten Betrieben vorgestellt.

Dass viele Landwirte mit der wirtschaftlichen Lage im Wirtschaftsjahr 2022/2023 relativ zufrieden waren, ist wenig erstaunlich: Im Durchschnitt ­erwirtschaftete ein Betrieb im Wirtschaftsjahr 2022/2023 ein Unternehmensergebnis (UE) von gut 115.000 €, 45 % mehr als im Vorjahr 2021/22.

Als Ursache dafür nennt Rukwied die durchschnittlich 23 % höheren Erzeugerpreise. Die Preise für landwirtschaftliche ­Betriebsmittel seien zwar auch gestiegen, aber mit 16 % deutlich weniger. Die EU-Direktzahlungen trugen 26.600 € zum Ergebnis bei, das entspricht 23 %.

Ackerbauern profitierten von den ­höheren Erzeugerpreisen bei Getreide und Raps. Mit rund 120.000 € lag ihr Ergebnis noch einmal rund 27.000 € (+28 %) über dem des Vorjahres.

Milchviehhalter steigerten wegen der hohen Milchpreise das Unternehmens­ergebnis noch deutlicher um rund 60 % auf über 143.000 € .

Die auf Mutterkuhhaltung und ­Rindermast spezialisierten „sonstigen Futterbaubetriebe“ konnten zwar 30 % mehr als im Vorjahr erwirtschaften, mit 61.500 € ist der Unternehmensgewinn aber relativ gering. Ein Grund dafür sind die vergleichsweise schwach angestiegenen Rinderpreise.

Veredlungsbetriebe konnten sich im Wirtschaftsjahr 2021/22 ein gutes Stück von den Folgen der Corona-Krise und den Schweinepest bedingten Exporteinschränkungen erholen. Mit 134.349 € erreichten sie nach jahrelanger Durststrecke ein Allzeithoch bei den Unternehmensergebnissen und steigerten es gegenüber dem Vorjahr um rund 110 %.

Nebenerwerbsbetriebe konnten im WJ 2022/2023 ihr Unternehmensergebnis um 12 % auf 18.300 € steigern. Die Durchschnittsgröße lag bei 36 ha.

Bio-Betriebe haben 5 % mehr verdient und erreichen ein Unternehmensergebnis von 100.600 €. ­Zahlungen aus Agrarumweltmaßnahmen (AUM) machen dabei 29.100 € aus. Im Durchschnitt aller Haupterwerbsbetriebe liegen die AUM-Zahlungen bei 6.100 €.

Weinbaubetriebe erlebten als einzige Betriebsform einen starken Rückgang ihrer Wirtschaftsergebnisse, und zwar um durchschnittlich 16.000 € oder 18 % auf 74.900 €.

Bedenklich ist: Trotz der wirtschaftlichen guten Lage haben die Betriebe kaum mehr investiert. Die Nettoinvestitionen stiegen nur um etwa 5 % auf 25.000 €. Gegenüber dem Vorjahr um 19 % zugenommen haben vor allem die Investi­tionen in Maschinen, während Inves­titionen in Ställe und Wirtschaftsgebäude um 11 % sanken.

Gewinne täuschen

Rukwied ist es jedoch sehr wichtig, die Zahlen korrekt einzuordnen. So handelt es sich nicht um Reingewinne, sondern von den Unternehmensergebnissen müssen die Landwirte sämtliche Sozialleistungen zahlen, die Rentenbeiträge für alle Familienmitglieder abführen sowie Neuinvestitionen stemmen. Gerade bei letzteren belasten die stark gestiegenen Kosten die Höfe sehr. Daher sei es erfreulich, dass die Betriebe mehr einnehmen konnten.

Auffällig ist laut dem Bauernpräsidenten allerdings das starke Nord-Südgefälle. Zwischen den Ergebnissen in Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg liegen 100.000 € Unterschied. Das liegt zum einen an den deutlich größeren Flächen und Betrieben in Norddeutschland, aber auch an der Ausrichtung: Besonders die Sonderkultur, Obst- und Gemüse sowie Weinbaubetriebe in BW haben mit rückläufigen Einnahmen zu kämpfen.

Rukwied sehr besorgt über Zukunft

Im laufenden Wirtschaftsjahr wird das hohe Einkommensniveau nicht zu halten sein: Die Erzeugerpreise seit dem Jahreswechsel sind bei wichtigen pflanzlichen und tierischen Erzeugnissen wieder im Sinkflug, so Rukwied weiter.

"Die Landwirtschaft geht nicht zuversichtlich in die Zukunft. Wir sehen einen starken Preisverfall an den Märkten, der Milchpreis ist von 60 auf 40 Ct gefallen. Die Ergebnisse 2023/24 werden deutlich geringer sein", betonte der Präsident.

Neben weiter hohen Kosten belaste die Landwirte auch die erhebliche politische Unsicherheit. In neue Ställe würde z.B. derzeit niemand mehr investieren. Stattdessen erlebe man eine massive Verlagerung der Tierhaltung ins Ausland. Große Betriebsaufgaben habe es in der Schweinehaltung gegeben, aber auch Milchbauern würden ihre Rinder abschaffen.

Rukwied sieht nun die Bundesregierung gefordert. Sie müsse Lösungen aufzeigen, Planungssicherheit geben und mit starker Förderung den Sektor stützen. Weiter wünscht sich der DBV mehr Offenheit gegenüber Innovationen, Forschung und grüner Gentechnik. Die Bauern bräuchten einen Werkzeugkasten und die Aussicht, Zukunftstechnologien nutzen zu können. Dazu gehöre auch, dass es keinesfalls weitere Kürzungen am Agrarhaushalt geben dürfe.

Nicht zuletzt mahnt Rukwied dringend einen Abbau der Bürokratie an. Sie erdrücke die Betriebe regelrecht. Für unverständlich und praxisfern hält er einige GLÖZ-Vorgaben, wie das Verbot Weizen zu säen. In der Branche spreche man statt GLÖZ schon von Murks 1 bis Murks 8. "Ich bin Ackerbauer, und kein Kalender- oder Paragrapehnbauer", betont Rukwied.

Stegemann macht Regierung Vorwürfe

Viele landwirtschaftliche Betriebe legen derzeit wichtige Investitionen auf Eis, bestätigt auch Albert Stegemann, Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Investitionen wären aber nötig, damit die Landwirte auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben und gute Gewinne erzielen können.

"Wesentlicher Grund der Zurückhaltung bei Investitionen ist die fehlende Planungssicherheit. Denn Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir schafft es auch nach zwei Jahren im Amt nicht, verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen und den Bauern die notwendige politische Rückendeckung zu geben. Stattdessen denkt die Ampel laut über weitere Auflagen und verschärfte Regeln nach. Leitbild der Ampel ist eine Landwirtschaft jenseits aller Realitäten“, sagt Stegemann als Reaktion auf den vorgestellten Situationsbericht.

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