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Schlechte Konjunktur

Fachkräftemangel entspannt sich

Die deutsche Wirtschaft wächst dieses Jahr so gut wie gar nicht. Einziger Vorteil: Es werden nun doch nicht soviele Fachkräfte benötigt. Als Bremsklotz erweist sich offenbar die Schuldenbremse.

Lesezeit: 5 Minuten

Der Fachkräftemangel in Deutschland ist aktuell nicht mehr ganz so dramatisch wie letztes Jahr noch. Laut einer Ifo-Umfrage unter rund 9.000 Firmen suchen derzeit 36 % der Betriebe qualifizierte Arbeitskräfte. Vor einem Jahr waren es noch fast 44 %.

Der gesunkene Anteil liegt jedoch nicht daran, dass mehr Experten da sind oder sich die Beschäftigten höher qualifiziert haben, es ist vielmehr die schwächelnde Konjunktur. Dadurch sinkt auch die Nachfrage nach Fachkräften.

Vor allem die Industrie verzeichnet weniger Aufträge. Sinkenden Fachkräftebedarf melden aber auch der Handel und das Bauhauptgewerbe, während die Logistikbranche händeringend Personal sucht. Auch Rechtsanwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer suchen nicht erst seit heute in größeren Dimensionen qualifizierte Mitarbeiter.

Schuldenbremse mit für schrumpfende Wirtschaft verantwortlich

Das führt zu der Frage, warum unsere Wirtschaft denn gerade so schwach ist. Dafür gibt es zwar viele bekannte und oft diskutierte Gründe, einen interessanten Aspekt hat jetzt aber das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung in den Ring geworfen: Die Schuldenbremse ist mit schuld.

Und weil die Regierung auch 2024 an der Begrenzung festhalten will, geht das IMK von einem weiteren Schrumpfen der Wirtschaft um 0,3 % aus, während andere Institute ein vorsichtiges Plus sehen. Die vergangenen Einbußen hätten durchaus an den Kostenexplosionen u.a. bei der Energie gelegen. Doch das sei nun vorbei. Der weitere Rückgang der Wirtschaftsleistung liege 2024 an der Haushaltspolitik, so das IMK.

Um dem entgegenzuwirken fordert das Institut mehr staatliche Investitionen und eine Reform der im Grundgesetz verankerten Schuldenbremse, die nur eine geringe Neuverschuldung zulässt. „Während eine Lockerung der Geldpolitik in Sicht ist, zeichnet sich eine konjunkturgerechte Umkehr der deutschen Fiskalpolitik bisher nicht ab“, hieß es.

Es sei notwendig, Infrastrukturinvestitionen auszuweiten und transformative Investitionen direkt sowie über günstigere Abschreibungsmöglichkeiten zu fördern. In diesem Zusammenhang sollte auch der Strompreis etwa durch eine Übernahme von Netzentgelten durch den Bundeshaushalt gesenkt werden, um die Produktion im Inland zu sichern und die Abkehr von fossilen Energien im Verkehr und bei der Wärmeerzeugung der Haushalte zu unterstützen.

Da die FDP aber ein Entgegenkommen ablehnt, sind Experten insgesamt skeptisch, dass es in absehbarer Zeit gelinge, die Schuldenbremse zumindest so weit zu reformieren, dass Investitionen ausgenommen sind.

Übrigens: Deutschland hat unter den zehn größten Industrienationen der Erde die niedrigste Staatsverschuldung, weniger als die Volksrepublik China, kaum halb so viel wie die USA. Anders als die Amerikaner kann Deutschland aber kaum noch Investitionen mit Steuergeldern locken.

Politische Gründe für Wirtschaftsschwäche

Das ARD-Magazin Plusminus hat kürzlich Probleme zusammengetragen, unter denen der Standort Deutschland leidet. Nicht verwunderlich, dass dabei die deutsche Auflagenflut, Bürokratie und behördliche Gründlichkeit ganz vorn als Bremsklötze sind.

Beispiel 1: Ein Fabrikunternehmen wollte seine Brenner von Erdgas auf Wasserstoff umstellen. Geeignete Brenner sind bundesweit hundertfach im Einsatz und vom TÜV zugelassen. Trotzdem musste die Firma ein komplettes Genehmigungsverfahren durchlaufen. Das war erst abgeschlossen, als die Gaskrise längst überwunden war. 

Beispiel 2: Eine Firma muss ihre chemischen Produkte nach den Regeln europäischer REACH-Gesetzgebung zertifizieren, die kontinuierlich verschärft wird. Jedes Zertifikat benötigt lange externe Prüfungen und kostet Hunderttausende Euro. Fünf Produkte hat der Hersteller dann freiwillig aus dem Programm genommen, weil es sich nicht lohnt. Die werden nun anderswo in der Welt weiter produziert und nach Europa geliefert, ohne dass sie REACH einhalten.

Sowohl EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen als auch die Bundesregierung von Kanzler Scholz hatten versprochen, den Dschungel bremsender Vorschriften gründlich zu lichten. Passiert ist diesbezüglich bislang wenig.

Auffällig ist auch, dass die Kosten und Strompreise in Deutschland vergleichsweise hoch sind. Und andere Staaten bieten Firmen auch massive Steuernachlässe und nehmen dafür steigende Staatsverschuldung in Kauf.

Erzeugerpreise sinken

Am Mittwoch gab es dann aber doch noch eine gute Nachricht: Die Erzeugerpreise sind weiter gesunken, was auch für einen Rückgang der Inflation spricht.

So verlangten die Hersteller gewerblicher Produkte durchschnittlich 4,1 % weniger als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte. Das war bereits der achte Rückgang in Folge und mehr, als Experten erwartet hatten.

Von Januar auf Februar gaben die Preise ebenfalls nach, und zwar um 0,4 %. Hier war nur ein Minus von 0,1 % erwartet worden. Nahrungsmittel kosteten dabei erstmals seit fast drei Jahren wieder weniger als ein Jahr zuvor: Sie verbilligten sich um durchschnittlich 0,8 %. Günstiger waren insbesondere nicht behandelte pflanzliche Öle (–19,4 %). Die Preise für Milch sanken um 11,8 %, die für Kaffee um 9,7 %. Süßwaren verteuerten sich hingegeben um 12,9 %, Butter um 5,6 %.

Hauptgrund waren laut Destatis gesunkene Preise für Energie. So fiel der Strompreis um 16,8 %, der für Gas sogar um 17,7 %. Auch Kraftstoffe wie Benzin verbilligten sich um 1,4 %.

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