Der kanadische Düngemittelhersteller Potash hat den Übernahmeversuch des deutschen Konkurrenten K+S aus Kassel abgeblasen. Ein Zusammenschluss der Unternehmen sei nicht mehr im Interesse der Aktionäre, berichtet das Handelsblatt. Wegen der sich zuletzt stark eingetrübten Marktlage und des Widerstands der K+S-Führungsriege mache es keinen Sinn mehr, die Übernahme weiter zu verfolgen, teilte das kanadische Unternehmen mit. Der Kurs der K+S-Aktie stürzte zu Handelsbeginn am Montagmorgen um rund 24 Prozent auf 23,56 Euro ab.
K+S hatte zuvor die Avancen von Potash mehrfach abgelehnt: Die Offerte über 41 Euro je Aktie, die K+S mit insgesamt 7,9 Milliarden Euro bewertete, war dem Dax-Unternehmen zu niedrig und die Arbeitsplatzgarantien nicht sicher genug. Auch deutsche Landespolitiker stellten sich hinter den K+S-Vorstand, obwohl Potash unter anderem auch bei der hessischen Landesregierung vorgesprochen hatte.
Potash-Chef Jochen Tilk setzt jetzt auf Wachstum aus eigener Kraft. Das Unternehmen sei mit seiner Bilanz, seinem Portfolio und der operativen Struktur gut aufgestellt, um künftige Chancen zu nutzen. Er betonte noch einmal, dass der Ende Mai dem K+S-Management unterbreitete Vorschlag fair und angemessen gewesen sei. Der Vorschlag habe zudem umfassende und glaubhafte Zusagen an die Mitarbeiter, Gewerkschaften und Standorte von K+S enthalten. Ein Zusammenschluss hätte es beiden Unternehmen erlaubt, von einer breiteren Aufstellung sowohl bei den Produkten als auch Regionen zu profitieren, betonte er.
Doch inzwischen habe sich die Situation drastisch geändert. „Seither hat das herausfordernde gesamtwirtschaftliche Umfeld dazu beigetragen, dass die weltweiten Rohstoff- und Aktienmärkte deutlich nachgegeben haben. Vergleichsunternehmen in der Kali-Branche mussten Kurseinbrüche um fast 40 Prozent hinnehmen“, sagte Tilk. „Angesichts dieser Marktbedingungen und der fehlenden Unterstützung seitens des K+S-Managements sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es nicht länger im Interesse unserer Aktionäre liegt, den Zusammenschluss weiterzuverfolgen.“
K+S war Anfang September wegen des Verdachts der unerlaubten Abfallentsorgung ins Visier der Behörden geraten. Ermittler durchsuchten vor knapp einem Monat Büros und Geschäftsräume des Unternehmens. Ausgangspunkt war eine Strafanzeige der thüringischen Gemeinde Gerstungen aus dem Jahr 2008. Die Gemeinde wirft K+S nach Angaben des Landeskriminalamts vor, von 1999 bis 2007 insgesamt 9,5 Millionen Kubikmeter Abfall, insbesondere Salzlauge, in unterirdische Gesteinsschichten der Gerstunger Mulde versenkt zu haben.