Vorschläge der Europäischen Kommission zur Luftreinhaltung könnten der Landwirtschaft gerade auch in Deutschland einiges abverlangen, auch wenn das Ziel zusätzlicher Ammoniakeinsparungen offenbar im letzten Moment nach unten geschraubt wurde.

Wie aus den vergangene Woche vorgestellten Entwürfen hervorgeht, soll der EU-Ammoniakausstoß bis 2030 im Vergleich zu 2005 um 27 % gesenkt werden. In früheren Fassungen waren 30 % oder sogar 34 % angesetzt worden. Ferner verzichtet die Kommission auf ein Zwischenziel für das Jahr 2025. Trotzdem wäre Deutschland überproportional betroffen: Hierzulande sollen die Ammoniak- und Methanemissionen im Berichtszeitraum um 39 % gesenkt werden. Der größte Beitrag müsste vom Agrarsektor stammen.

EU-Umweltkommissar Janez Potočnik betonte vor Journalisten, die Landwirtschaft müsse ihren Teil genauso leisten wie der Transportsektor oder der Luft- und Schiffsverkehr. Der Agrarbereich füge Ökosystemen und Naturschutzgebieten großen Schaden zu. Die Analyse habe gezeigt, dass die Luftqualität am besten und am kosteneffizientesten durch die Fokussierung auf einige ausgewählte Wirtschaftszweige verbessert werden könne.

Weniger Tote durch Feinstaub und Ozon

Jeder spreche nur über die Kosten, aber niemand über den Nutzen der Maßnahmen, monierte Potočnik. Den konservativsten Schätzungen zufolge übersteige der Wohlfahrtsgewinn die Kosten um das Zehnfache. Laut Kommission könnten bei der Umsetzung des kompletten Pakets einschließlich der nichtlandwirtschaftlichen Teile die feinstaub- und ozonbedingten vorzeitigen Todesfälle in der EU bis 2030 um 40 % verringert werden. Deutschland rief die Behörde beim Agrarrat dazu auf, die Folgen für die Landwirtschaft genau im Auge zu behalten und regelmäßig auf Ratsebene Bericht zu erstatten.

Wirtschaftsweise anpassen

Wie aus dem Kommissionsvorschlag hervorgeht, sollen Landwirte insgesamt weitere Maßnahmen zur Senkung von Ammoniakemissionen treffen. Unter anderem muss es zum Stichtag 1. Januar 2022 gelungen sein, die Emissionen von Gülle und Festmist auf Acker- und Grünland um mindestens 30 % im Vergleich zu bestimmten Referenzverfahren zu verringern: Wege dazu sind beispielsweise die Anpassung an den vorhersehbaren Stickstoff- und Phosphorbedarf, witterungsbedingte Ausbringungsverbote, die Nutzung von Schleppschlauch, Schleppschuh oder Injektionen sowie eine zügige Einarbeitung. Landwirtschaftliche Betriebe müssten ausreichende Kapazitäten für die emissionsarme Lagerung von Dung vorhalten und Festmistlager überdachen.

Als eine weitere Möglichkeit wird die Umstellung auf eine eiweißreduzierte Fütterung angeregt. Aus Kommissionskreisen wurde darauf hingewiesen, dass für solche und andere Anstrengungen Investitionsförderung aus der ländlichen Entwicklung abgerufen werden könne. Ferner wurde hervorgehoben, dass Länder wie Dänemark oder die Niederlande bei der Senkung des Ammoniakausstoßes als Vorreiter gälten. Die Vorschläge müssen jetzt im neuen Jahr von Rat und Europaparlament beraten werden.

Der DBV reagierte mit deutlicher Kritik:

EU-Kommission plant drastische Emissionsverschärfung für Ställe (19.12.2013)

Brüssel drängt auf verschärfte Ammoniakeinsparungen (16.12.2013)