Während die EU-Mitgliedstaaten zunehmend nationale Maßnahmen gegen das Schmallenberg-Virus ergreifen, warnt EU-Gesundheitskommissar John Dalli vor Kurzschlussreaktionen. In Berlin plädierte Dalli vergangene Woche für Verhältnismäßigkeit: Die Auswirkungen des Erregers auf die Tiergesundheit seien begrenzt. Ferner gebe es keine Anzeichen, dass Menschen empfänglich seien. Erst solle man die Verfügbarkeit weiterer Daten über die nächsten Monate hinweg abwarten, dann könne man die besten Maßnahmen treffen, um mit dem Problem umzugehen.
Zum Zeitpunkt des Agrarrats waren mehr als 60 Schaf- und Ziegenhaltungen in den Niederlanden betroffen sowie einige Dutzend Fälle in Deutschland, Belgien und Großbritannien bekannt. Staatssekretär Dr. Robert Kloos vom Bundeslandwirtschaftsministerium und sein niederländischer Amtskollege Henk Bleker riefen die Kommission auf, eine EU-weite Meldepflicht einzuführen.
Dalli sicherte eine Prüfung zu, plädierte gleichzeitig jedoch für eine Antwort mit Augenmaß, um unnötige Verwerfungen auf dem Binnenmarkt sowie im Handel mit Drittländern zu vermeiden. „Es ist entscheidend, dass wir die Angelegenheit in der richtigen Perspektive betrachten“, so der Kommissar. Auch in Zukunft würden in Europa neue Tierkrankheiten auf den Plan treten. Man solle das Schmallenberg-Virus als Gelegenheit sehen, die EU-Instrumente zur Bekämpfung neuer Risiken zu kalibrieren.
Am vergangenen Mittwoch kündigte das Bundeslandwirtschaftsministerium an, eine nationale Meldepflicht für Schmallenberg-Infektionen einzuführen. Madrid wiederum will einen Aktionsplan zur Vorbeugung gegen das Virus entwickeln. In Spanien wurde der Erreger bis Mitte vergangener Woche noch nicht nachgewiesen. (AgE)
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