Eine hohe Beteiligung von Landwirten an der Initiative Tierwohl erwartet der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV), Johannes Röring. Er geht davon aus, dass das zur Verfügung stehende Finanzvolumen zügig genutzt werde, sagte Röring vergangene Woche vor Journalisten in Berlin, ohne sich auf Teilnehmerzahlen festzulegen.

Der WLV-Präsident sprach von einer großen Dynamik, die allenthalben spürbar sei. Er erwarte, dass es mit dem branchenübergreifenden Bündnis erstmals gelingen werde, das Tierwohl in der Breite zu erhöhen und die Tierhaltung in Deutschland weiterzuentwickeln. Die Interessen der Erzeuger sieht Röring hinreichend gewahrt: „Die Landwirte kommen nicht zu kurz.“ Dazu trage auch das gewachsene Vertrauen innerhalb der Lebensmittelkette bei. Die Landwirte seien Teil der Verantwortungskette; ihre Maßnahmen für mehr Tierwohl würden angemessen honoriert, und zwar unabhängig von der jeweiligen Marktlage.

Der Präsident vom Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG), Leo Graf Drechsel, rechnet damit, dass mehr als 70 % der Geflügelhalter mitmachen werden. Die Hauptgeschäftsführerin vom Verband der Fleischwirtschaft (VDF), Dr. Heike Harstick, unterstrich den dynamischen Charakter der Initiative, deren Inhalte man stetig weiterentwickeln werde.

Für den Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) bekräftigte dessen Hauptgeschäftsführer Franz-Martin Rausch die für drei Jahre geltende Finanzzusage des Handels. Diese gelte unabhängig vom jeweiligen Marktpreis.

Es gibt aber auch Kritik. So bezeichnet Thomas Schröder vom Deutschen Tierschutzbund die Initiative als Ablenkungsmanöver. Das Geld im Fonds reiche nur für 8 % deutsche Betriebe und sei für den Verbraucher an der Ladentheke überhaupt nicht erkennbar, wie er im Beitrag des Morgenmagazins sagte...  (2:33 min)

Anmeldung ab April

Die Initiative Tierwohl hat offiziell mit Jahresbeginn ihre Tätigkeit aufgenommen. Seit dem 1. Januar zahlen teilnehmende Einzelhändler in den Fonds ein. Ab April können sich zunächst schweinehaltende Betriebe, etwas später auch Geflügelhalter über Koordinierungsstellen für die Teilnahme registrieren lassen.

Betriebe müssen bei der Registrierung angeben, welche Tierwohlkriterien sie ausgewählt haben und wieviel Tiere einbezogen werden. Sie müssen ferner angeben, bis wann sie die Maßnahmen umgesetzt haben. Erfolgen muss dies im Zeitraum von Anfang Mai bis Ende September. Ab Mai starten die Audits im Bereich Schweinefleisch; für Geflügel beginnen die Audits voraussichtlich im Juli.

Durchgeführt werden die Überprüfungen von Zertifizierungsstellen der Initiative Tierwohl. Der Tierwohlzuschuss beträgt für Schweinehalter pauschal 500 Euro pro Jahr für die Grundanforderungen. Je nach umgesetzten Wahlkriterien wird ein individueller Zuschuss pro Tier gewährt. Geflügelhalter bekommen 3,6 Cent/kg für Hähnchen, 3,25 Cent/kg für Putenhennen und 4 Cent/kg für Putenhähne.

top agrar war für Sie bei der Pressekonferenz der Initiative. Hier alle Fakten:

Initiative Tierwohl beantwortet offene Fragen (15.1.2015)