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Der Weg zur ersten Nuss-Ernte: Einblicke in ein innovatives Agroforstsystem

Junglandwirt Till Kröner betreibt Agroforstwirtschaft auf seinen 30 ha Land. Wie er die Fläche darunter nutzt und wieso er das Pflanzen der Walnuss- und Maronenbäume nicht selbst zahlen musste.

Lesezeit: 5 Minuten

Junglandwirt Till Kröner aus Tecklenburg in Nordrhein-Westfalen hat seinem 2022 gegründeten Bioland-Betrieb einen ganz besonderen Namen gegeben: „Wurzeln und Hörner“. Und der Name ist Programm, denn Kröner baut neben seinem Milchziegenbetrieb mit eigener Käserei ein Agroforstsystem auf. Zusätzlich hält er Legehennen und eine Hand voll Rinder auf der Familienhofstelle, direkt am Teutoburger Wald.

Getroffen hat top agrar den inspirierenden Landwirt und Agroforst-Berater vergangene Woche auf der GROWTH Convention im Osnabrücker Coppenrath Innovation Center. Dort sprach Kröner über die Vorteile von Agroforstsystemen  und seine ersten Erfahrungen damit. Auf der Konferenz diskutierten Vertreter aus Industrie, Praxis und Forschung über regenerative Bodenbearbeitung, Pflanzenschutz und Klimawandelanpassung.

Walnüsse und Esskastanien aus Tecklenburg

Hofnachfolger Till Kröner strebt eine tierwohlgerechte, bodenschonende und gegen den Klimawandel gerüstete Landwirtschaft an. Fast die gesamte Wertschöpfung hält er am Hof und vermarktet seine Produkte im eigenen Hofladen. In dessen Sortiment finden sich neben Eiern, Hähnchenfleisch und Ziegenmilch bald auch Esskastanien und Walnüsse von den 2022 gepflanzten Bäumen.

Bis zur ersten Ernte braucht er jedoch eine Menge Geduld: Die 99 Walnuss- und 78 Maronenbäume tragen erst nach frühestens zehn Jahren. Erste Haselnüsse kann er nach etwa fünf Jahren von seinen 165 Sträuchern ernten. Anfang Mai diesen Jahres will er zusätzlich 3.000 Weiden und Pappeln zur Energieholzgewinnung pflanzen – deren Erträge kann er ebenfalls nach fünf Jahren erwarten.

Für mehr Bodengesundheit

Die positiven Umwelteffekte des Agroforstsystems sollen bereits vorher spürbar sein. Er erhofft sich einen fruchtbareren, resilienteren Boden. Zudem fördern die Bäume den Humusaufbau, die Biodiversität, speichern CO2 im Boden und vermindern Wind- und Wassererosion.

Was ist Agroforst?

Agroforst ist ein Landnutzungssystem, das Gehölzstreifen (Bäume oder Sträuche) und Ackerkulturen oder Tierhaltung auf einer landwirtschaftlichen Fläche kombiniert. Sowohl die Anzahl als auch das Alter der angepflanzten Gehölze kann je nach Nutzungsart variieren. Bäume zur Energieholzgewinnung werden alle 3-15 Jahre gekürzt und treiben dann langsam wieder aus. Obstbäume hingegen werden geerntet und mehrere Jahrzehnte alt.

Baumreihen entlang der Höhenlinien pflanzen

Jeder Baumstreifen ist 1 m breit, links und rechts daneben lässt Kröner 7 m Bearbeitungsraum. Den Platz braucht er, um die Früchte zu ernten oder den Baumschnitt erledigen zu können. Zwischen den Bearbeitungsräumen liegen jeweils 21 m Acker- oder Weidefläche. Das Laub der Bäume will er in Zukunft trocknen, pressen und an seine 100 Bunten Deutschen Edelziegen verfüttern.

Die kleinen Wiederkäuer hält er auf den freien Flächen unter Wal- und Haselnuss in einem mobilen Zaunsystem, das er regelmäßig umstecken muss. Unter den Esskastanien baut er standardmäßig Ackerkulturen wie Sommergetreide oder Ackerbohne an, um Futter für die Tiere zu gewinnen.

Das Besondere an seinen Baumreihen ist die Form: Denn sie verlaufen nicht gerade, sondern orientieren sich an den Höhenlinien. Diese sogenannte Konturpflanzung soll die Flächen in Hanglage besonders gut vor Erosion schützen. Im Angesicht des Klimawandels hilft das Höhenlinien-System zusätzlich, denn es soll Regenwasser besser auffangen.

Um die Beschattung zu optimieren, orientiert sich Kröner an der Hangausrichtung und der Sonneneinstrahlung. „Das Ziel ist, dass die Krone besonders weit oben ist, sodass der Kronenschatten weit wandert und nicht zu lange an einer Stelle ist“, sagt Kröner. Damit die Baumreihen den Wind brechen können, empfiehlt er zusätzlich, beim Pflanzen die Windrichtung zu berücksichtigen.

Die Ernte seiner Nussbäume wird im Spätherbst stattfinden, wenn er seine Ackerkulturen bereits geerntet hat. Den jährlichen Baumschnitt nimmt sich Kröner im Winter vor. „So ergänzen sich die Arbeitsspitzen aus Agroforst und Ackerbau optimal“, sagt Kröner.

Private Stiftungen tragen die Investitionskosten

Finanziell unterstützt haben ihn die VRD Stiftung für Erneuerbare Energien aus Hannover und die Daniel Schlegel Umweltstiftung aus Berlin. Ihre Zuschüsse konnten die Anfangsinvestitionen vollständig abdecken. Lediglich in einen Pflanzlochbohrer, mit dem er 30 cm tiefe Löcher in die Erde bohren kann, musste er bisher eigenes Geld stecken. Bis zu den ersten nennenswerten Erträgen, kommen weitere Investitionen in Ernte- und Verarbeitungstechnik auf ihn zu. Denn er möchte die Früchte seiner Bäume in der eigenen Eismanufaktur verarbeiten und weitere Produkte wie Nussmus oder Studentenfuttermischungen herstellen können.

Er rät anderen Landwirten dazu, sich ebenfalls an private Stiftungen zu wenden. Berater des Deutschen Fachverbands für Agroforstwirtschaft (DeFAF e. V.) halfen ihm dabei, den Kontakt herzustellen.

Patenschaften als weitere Einkommensquelle

Als zusätzliche Geldquelle verkauft Kröner Baum- und Lämmerpatenschaften. Für 90 € können Kunden ein weibliches Lamm beim Aufwachsen begleiten, es besuchen, streicheln und mit ihm spazieren gehen. Besonders Familien mit Kindern nutzen dieses Angebot.

Die Baumpatenschaften bekomme er weniger gut an die Leute, so Kröner. Für 50 € können Kunden einen Baum kaufen und bekommen dafür eine Übersichtskarte mit ihrem Baum und eine Urkunde. „Das ist aktuell eher eine ideologische Unterstützung. In ein paar Jahren könnten Partner die Produkte ihres Baumes bei uns abholen – dann ist das Angebot sicher attraktiver.“

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