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Artikel 148: „Es kommt kein Cent mehr Milchgeld ins System“

Vertreter der Milchbranche zeigen sich überwiegend ermüdet von der Diskussion um den Artikel 148 GMO. Uneinig ist man sich, wie die Situation der Milchbauern verbessert werden kann.

Lesezeit: 4 Minuten

„Immer dann, wenn der Staat in den Milchmarkt eingreifen wollte, ging das in die Hose“, machte Karsten Schmal, Vizepräsident des Deutschen Bauernverbands (DBV) erneut deutlich und blickte dabei auf die Milchquote zurück. Er diskutierte mit weiteren Vertretern der Milchbranche bei der Veranstaltung des Institut für Ernährungswirtschaft (ife Kiel) „Sichere Milchpreise – Verfügbare Instrumente, Neuerungen, Anforderungen an Milchlieferkontrakte und Perspektiven für die Milchlieferkette“. Die Veranstaltung fand in Berlin im Vorfeld des "Berliner Milchforums" statt.

Wie war das noch mit der Demokratie?

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Bei einer Veranstaltung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zum Thema Lieferbeziehungen im August vergangenen Jahres sei deutlich zu erkennen gewesen, dass der Wunsch, den Artikel 148 Gemeinsame Marktordnung (GMO) durchzusetzen, der einer Minderheit ist. „Dass es nun trotzdem durchgesetzt wird, entspricht nicht dem demokratischen Grundgedanken“, bemängelte Karsten Schmal. „Wir brauchen den Artikel 148 GMO nicht“, brachte er die Position des DBV auf den Punkt.

Festpreismodelle als Positivbeispiel

Wiederspruch für diese Position kam aus den eigenen Reihen: „Wir haben gerade eine extrem unbefriedigende Situation für Milchviehbetriebe“, meldete sich Christian Schmidt vom Bauernverband Sachsen-Anhalt aus dem Plenum zu Wort und forderte dazu auf, den Artikel 148 konstruktiv zu gestalten.

Als Positivbeispiel nannte er das Festpreismodell des Deutschen Milchkontors (DMK): Mirko Wätjen, Leiter Risikomanagement des DMK, hatte zuvor erklärt, dass die DMK-Mitglieder zweimal pro Monat insgesamt bis zu 30 % der Milchmenge ihres Betriebs zu einem Festpreis anbieten können. „Milcherzeuger arbeiten auf Mindestlohnniveau und das für Lebensmittelerzeugung. Das kann nicht sein!“, verdeutlichte Christian Schmidt seine Haltung.

Dass die Produktionskosten kein Maßstab sind, betonte Karsten Schmal und berichtete in dem guten Milchjahr 2022/2023 von einer Gewinnspanne bei Milchviehbetrieben in Hessen von 30.000 € bis mehr als 1 Mio. €. „Wo soll man da einen Mindestpreis festlegen?“

BMEL lässt viele Fragen offen

Ob Molkereien mit einem System wie dem vom DMK ihr Soll bereits erfüllt haben, wenn der Artikel 148 GMO vom BMEL durchgesetzt wird, konnte Dr. Manfred Ehlerding nicht beantworten. Er erklärte auch auf die Frage, wann es denn nun umgesetzt werden soll lediglich, dass der Entwurf vorliegt. Für weitere Details sei er nicht sprechfähig genug.

Florian Hildebrand, Vice President Dairy & Food Europe vom Finanzdienstleister StoneX warnte davor, dass die Absicherung an der Börse für Molkereiunternehmen die Liquidität mitunter erheblich einschränken könnte. „Es müssen außerdem auch genügend Käufer da sein“, gab er zu bedenken. Seine Befürchtung ist, dass Molkereien niedrige Festpreise ausgeben, um ihr eigenes Risiko zu minimieren.

Wunsch: Wettbewerbsfähig bleiben

Martin Boschet, Geschäftsführender Vorstand der Hohenloher Molkerei appellierte in Richtung BMEL: „Lasst die Unternehmer Unternehmer sein! Ich bin ein Freund der Absicherung an der Warenterminbörse – aber auf freiwilliger Basis.“ Manfred Tannen, Vizepräsident des Landvolks Niedersachsen unterstrich das und betonte, dass mit der Umsetzung des Artikel 148 GMO kein Cent mehr ins System kommt. „Wir müssen vielmehr unsere Wettbewerbsfähigkeit sicherstellen“, machte er deutlich.

Stabile Preise nehmen die Kosten nicht mit

Dr. Manfred Ehlerding vom BMEL räumte ein, dass der Artikel 148 GMO nicht für höhere, dafür aber für stabilere Preise sorgen würde. Peter Manderfeld, Sprecher der Interessengemeinschaft Milch und Aufsichtsratsvorsitzender von Hochwald, konterte: „Ich warne vor stabilen Preisen, die nehmen die Kosten nicht mit!“ Die Auswirkungen davon seien 2022 in Frankreich zu beobachten gewesen. „Die Betriebe hatten ähnliche Kosten wie wir aber 20 ct weniger Milchgeld.“  

Geduldsprobe

Ermüdet von der seit Jahren geführten Diskussion über den Artikel 148 GMO zeigte sich auch Eckhard Heuser, Geschäftsführer vom Milchindustrie Verband. Er befürchtet ein Bürokratiemonster und formulierte eine deutliche Bitte an das BMEL: „Entscheiden Sie sich endlich zum letzten Mal. Ich kann das Thema nicht mehr hören. Beenden Sie das und Feierabend!“

Ihre Meinung ist gefragt!

Was ist Ihre Meinung zum Artikel 148 GMO: Notwendig für eine bessere Positionierung der Erzeuger in der Lieferkette oder sinnlos?

Schreiben Sie ihren Kommentar an Kirsten.Gierse-Westermeier@topagrar.com. Die Redaktion behält sich vor, besonders interessante Beiträge gekürzt zu veröffentlichen.

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