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topplus ISN-Mitgliederversammlung

Schweinebranche zwischen Frust und Zuversicht

Trotz derzeit guter Erlöse planen viele Schweinehalter den Ausstieg. Sie beklagen immer höhere Auflagen, die wachsende Bürokratie und die fehlende Planungssicherheit bzw. Perspektive.

Lesezeit: 5 Minuten

Die deutsche Schweinehaltung hat in den vergangenen Krisenjahren eine bittere Ausstiegswelle erlebt.  Allein in den letzten drei Jahren wurde die Schweineerzeugung hierzulande um ein Fünftel abgebaut. Inzwischen hat sich die ökonomische Situation auf den Betrieben wieder deutlich verbessert. Die Preise für Ferkel und Mastschweine bewegen sich seit dem vergangenen Jahr auf einem sehr hohen Niveau. Und auch die weiteren Preisaussichten sind angesichts der Rückgänge in der Erzeugung gut.

Zunehmende Bürokratie, fehlende Planungssicherheit

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„Dennoch ist die Stimmung unter den Schweinehaltern schlecht und die Investitionsbereitschaft gering“, berichtete der Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN), Dr. Torsten Staack, zum Auftakt der heute (20.02.24) in Osnabrück stattfindenden Mitgliederversammlung. Als Hauptgründe wurden bei einer Umfrage, die die ISN im vergangenen Herbst unter ihren Mitgliedern durchgeführt hat, die zunehmende Bürokratie, die fehlende Planungssicherheit und die stetig wechselnden Anforderungen genannt. Das habe sich auch in den Bauernprotesten der letzten Monate widergespiegelt.

Kosten fressen die derzeit guten Erlöse auf

Hinzu komme die Kostenschraube, die durch politische Vorgaben immer weiter nach oben gedreht werde, so Staack. Die zunehmenden Kosten würden selbst die Rekorderlöse für Mastschweine und Ferkel mehr als auffressen. Insbesondere die in den kommenden Jahren anstehenden großen Kostenblöcke, u.a. durch Tierhaltungs- und Emissionsauflagen sowie durch den Umbau auf höhere Haltungsstufen, bereiten den Schweinehaltern große Sorgen. Die hiesigen Schweinehalter sehen sich so einem unfairen Wettbewerb gegenüber ihren europäischen Berufskollegen ausgesetzt.

Investitionsbedarf in Millionenhöhe

„Auf fast jeden Schweinehalter kommen hierzulande durch neue Auflagen zusätzliche Kosten von einer oder mehreren Millionen zu. Am Ende müssten die Erzeugerpreise um mindestens ein Viertel oder sogar noch deutlich mehr steigen, um das alles abzudecken. Dass eine derartige Preissteigerung dauerhaft kommen wird, daran zweifeln die meisten von uns“, ergänzte der ISN-Vorsitzende Heinrich Dierkes. Die Tierhalter bräuchten Klarheit, wie sie ihre Betriebe aufstellen sollen. Sie könnten nicht morgen ihre Ställe abdichten, um die Abluft zu filtern und die gleichen Ställe übermorgen für das Tierwohl wieder öffnen.

Gerede vom Bürokratieabbau

„Und wenn dann die Bundesregierung auf dem Höhepunkt der Proteste auch noch die nächste Keule aus dem Ordnungsrecht zieht – gemeint ist die Änderung des Tierschutzgesetzes – obwohl wir die ganzen anderen Vorgaben noch gar nicht umsetzen konnten, dann sind die geäußerten Absichten zum Bürokratieabbau nur Gerede ohne Inhalt“, so Dierkes. Durch die Brille der Schweinehalter betrachtet laufe die viel beschworene Transformation der Schweinehaltung mehr als unrund. Man sehe nur politisches Stückwerk. Es fehle das Gesamtkonzept.

Geld muss auch bei den Schweinehaltern ankommen

Dazu nannte der ISN-Vorsitzende ein Beispiel: „Auch wenn uns allen klar ist, dass die Finanzierung der hohen Zusatzkosten nicht allein über den Markt gelingen kann, bringen uns Teilvorschläge, wie sie Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir mit der Abgabe auf Fleisch und Fleischprodukte ins Spiel gebracht hat, nicht weiter.“ Nicht, weil das kein sinnvolles Instrument sein könnte, sondern weil es nicht zu Ende gedacht wurde. Erst wenn klar geregelt sei, wie das Geld dann auch sicher bei den Schweinehaltern ankomme und nicht im Bundeshaushalt verdampfe, könne ein Schuh daraus werden.

Klare Forderungen an die Ampelregierung

Deshalb formulierte Heinrich Dierkes in Osnabrück klare Forderungen an die Ampelregierung in Berlin:

  • Einen Stopp neuer Rechtsvorgaben, bis die schon beschlossenen Vorgaben fristgerecht umgesetzt wurden;

  • Die Fraktionsspitzen müssen beweisen, dass sie es mit dem Lösen der Stallumbaubremse ernst meinen;

  • Und die Finanzierung des Umbaus müsse endlich klar geregelt werden. Die Bauern benötigen klare Zusagen, wie und unter welchen Voraussetzungen sie tatsächlich an das Geld kommen.

Podiumsdiskussion mit Wirtschaftsvertretern

Bislang sei man immer dann gut vorangekommen, wenn die Wirtschaft am Zuge war und es konkret wurde, brachte es Dierkes auf den Punkt. Deshalb hatte die ISN im Rahmen ihrer diesjährigen Mitgliederversammlung die Spitzenvertreter der in Deutschland führenden Schlachtunternehmen zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Diskutiert wurde u.a., welche Anforderungen und Folgen sich aus den politischen Vorgaben für den Schweinefleischsektor und dessen Strukturen ergeben. ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack hatte in seinem Vortrag bereits auf eine deutliche Veränderung der Marktstrukturen hingewiesen. Der Markt werde sich weiter segmentieren, gleichzeitig aber auch konsolidieren und weiter konzentrieren. Und Integrationen werden künftig eine größere Rolle spielen.

Klimaschutzdiskussion bietet auch Chancen

Thema war auch, wie die Vorgaben praktikabel umgesetzt werden können, z.B. die Kennzeichnung von Fleisch sowie die Nachhaltigkeit und der Klimaschutz. Die Tierwohldiskussion ebbe zwar ab, gehe aber als wichtiger Bestandteil in die Nachhaltigkeitsdebatte über, so Staack. Die Klimaschutzdiskussion biete den schweinehaltenden Betrieben gleichzeitig aber auch gute Chancen. Denn Effiziens zähle wieder.

Herausforderungen bei der Haltungskennzeichnung

Insbesondere die Haltungskennzeichnung beim Fleisch stelle die ganze Kette bei der Logistik und der Vermarktung allerdings vor große Herausforderungen. „Denn bislang wissen weder die verantwortlichen Bundesländer noch die Wirtschaft, wohin die Tierhalter ihre Haltungsstufen melden müssen und wie die Kontrollen erfolgen werden. Dabei muss die Meldung der Schweinemäster spätestens zum 1. August 2024 abgegeben sein, also in nicht einmal sechs Monaten“, kritisierte Staack.

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