Minus 50 Cent in 26 Wochen – der Preisverfall beim Schlachtschweinepreis hat die deutschen Mäster im Herbst und Winter hart getroffen. Wie konnte es dazu kommen?, fragte die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) auf ihrer gestrigen Mitgliederversammlung in Münster die TOP 4 der deutschen Schweineschlachter. Clemens Tönnies, Geschäftsführer der Tönnies Unternehmensgruppe, Godert Tegelberg, Leiter des operativen Geschäftsbereichs Schwein bei VION, Dr. Helfried Giesen, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Westfleisch, und Steen Sönnichsen, Geschäftsführer von Danish Corwn in Essen (Oldenburg), versuchten sich bei der von top agrar-Chefredakteur Dr. Ludger Schulze Pals moderierten Podiumsdiskussion in Erklärungen.
Überrascht schienen alle Schlachter vom letztjährigen Schweineangebot, das so volatil war wie nie zuvor. Während im ersten Halbjahr 2014 die Wochenschlachtungen deutlich unter einer Million lagen, gab es im zweiten Halbjahr Schweine „satt“ – die Wochenschlachtungen stiegen teils deutlich über eine Million Schweine. „Dafür haben wir bis heute keine Erklärung“, betonte Sönnichsen, „auch unsere Prognosen haben das nicht vorhergesagt.“ Zusätzlich beschleunigte das Importembargo der Russen ab August den Preisverfall in 2014.
Was passiert in 2015?
Verhalten optimistisch zeigten sich die Schlachter bzgl. der Preisentwicklung in 2015. Aktuell kurbelt der im Vergleich zum US-Dollar schwache Euro den Schweinepreis wieder an, weil dadurch die deutschen Schlachter ihre Ware auf dem Weltmarkt wieder leichter unterbringen können. „Zur Grillsaison im Sommer wird der Preis zwischen 1,40 € und 1,60 €/kg SG liegen“, wagte Dr. Giesen eine vorsichtige Prognose.
Sehr zuversichtlich gab sich auch Clemens Tönnies bzgl. der Absatzchancen für deutsches Schweinefleisch: „Wir haben noch längst nicht alle Exportmärkte erschlossen, und auch in Deutschland gibt es noch Chancen für innovative Produkte im Convenience-Bereich.“ Große Hoffnung setzt er zudem in den russischen Markt, der sich seiner Ansicht nach noch in diesem Sommer wieder öffnen könnte. „Der russische Markt ist noch lange nicht gesättigt“, so Tönnies.
Die Entwicklung der ISN
Die ISN hat aktuell 10.911 Mitglieder. Im Jahresvergleich entspricht das einem leichten Rückgang von gut 1,5 %, bilanzierte ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack. Die Gesamt-Einnahmen im Jahr 2014 betrugen 710.769,58 €, die Gesamt-Ausgaben lagen bei 654.347,34 €. Damit verbleibt ein Ergebnis von 56.422,24 € (2013: 65.630,54 €).
Weitere Infos:
Brauchen wir einen neuen Schweinepreis? (18.02.2015)