Anderthalb Jahre lang – von Februar 2019 bis September 2020 – sollen die Angeklagten 66 ausländische Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Staaten mit gefälschten Papieren nach Deutschland eingeschleust und vor allem an mehrere Fleisch verarbeitende Betriebe in Sachsen und Sachsen-Anhalt vermittelt haben, berichtet der MDR. Zudem sollen sie weitere 49 Personen, vornehmlich aus der Ukraine, als sogenannte Scheinstudenten mit gefälschten Immatrikulationsbescheinigungen eingeschleust haben. Die Erträge aus dem illegalen Geschäftsmodell werden auf 1,3 Millionen Euro beziffert.
Großrazzia im September 2020
Nach monatelangen Ermittlungen führte die Polizei im September 2020 eine Großrazzia durch und untersuchte mehr als 60 Objekte in Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Berlin und Sachsen, um die Hintermänner illegaler Leiharbeit zu finden. Das Ermittlungsverfahren mit dem Namen "Taubenschlag" konzentrierte sich vor allem auf die Berkana GmbH. Drei Jahre später hat nun Ende September vor dem Landgericht Halle der Prozess gegen die Schleuser-Bande begonnen.
Tönnies ebenfalls betroffen
Das Unternehmen Tönnies mit Werk in Weißenfels teilte damals mit, nichts von den kriminellen Machenschaften der Berkana GmbH gewusst zu haben. "Nachdem die Tönnies-Guppe Kenntnis von den Geschäftspraktiken der Firma Berkana erhalten hatte, hat sie sich sofort und fristlos von ihr getrennt", erklärt Tönnies-Sprecher Kai Lars von Stockum auf MDR-Anfrage. Anschließend habe man sich um die betroffenen Mitarbeiter gekümmert, sodass damals niemand aufgrund der Ereignisse um Berkana das Tönnies-Werk verlassen musste, so von Stockum gegenüber dem MDR weiter.
Ausweisprüfgerät in Betrieb genommen
Um sich künftig vor Schleusern zu schützen, wurde 2020 im Weißenfelser Werk ein von der Bundesdruckerei zertifiziertes Ausweisprüfgerät in Betrieb genommen. Neue Mitarbeiter müssten dort vor dem ersten Arbeitsantritt ihre entsprechenden Dokumente auf Echtheit prüfen lassen. Sollte es Auffälligkeiten geben, würde die Polizei informiert.