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Drei Landwirte geben Einblick: Mit Direktsaat Erträge sichern und Aufwand minimieren

Die Wetterextreme nehmen zu und damit das Interesse an Direktsaat. Wir haben mit drei Landwirte aus verschiedenen Regionen über ihre Erfahrungen gesprochen und stellen ihre Technik vor.

Lesezeit: 9 Minuten


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Ackerbauer Günther: Von Mulch- auf Direktsaat umgestellt

Bernd Günther hat seinen Ackerbau Schritt für Schritt von der Mulch- auf die Direktsaat umgestellt. Seit letztem Jahr wachsen alle Pflanzen ohne vorherige Bodenbearbeitung. Sein Betrieb liegt in Fuchsstadt, südlich von Würzburg. Günther betreibt eine Biogasanlage und verwertet darin Mais, Zuckerrüben und Getreide-GPS, das größtenteils von seinen eigenen Flächen stammt.

Wie Hitze und Starkregen Landwirt Günther herausfordern

Die Region ist mit rund 600 mm Jahresniederschlägen und Lößböden mit durchschnittlich 80 Bodenpunkten eigentlich prädestiniert für den Ackerbau. Allerdings stellen starke und lang anhaltende Hitzeperioden mit anschließenden Starkregen die Landwirtschaft vor größere Herausforderungen.

„Hier kann schon mal sechs Wochen kein Regen fallen. Hinzu kommen sehr hohe Temperaturen in den Trockenphasen. Jeder Bodenbearbeitungsgang hat uns früher etwa 25 Liter Wasser je Quadratmeter gekostet. Mit der Direktsaat bleibt dies im Boden und hilft uns dann in den Trockenperioden. Nach der Trockenheit regnet es teils heftig mit bis zu 100 mm Niederschlag pro Quadratmeter in kurzer Zeit“, schildert Günther die Bedingungen.

Die großen Regenmassen bereiten gerade auf den steileren Lösslehm-Flächen Probleme. „Mit der Direksaat schaffen wir ein stabiles Bodengefüge. Der Boden schwimmt nicht weg, wenn es stark regnet und Winderosion ist auch kein Problem mehr“, so Günther weiter.

Wie Landwirt Günther seinen Maschinenpark fit für die Direktsaat gemacht hat

In neue Geräte wollte Bernd Günther nicht investieren. Vielmehr hat er seine bestehenden Maschinen angepasst. So stattete er z.B. seine Ultima CS Zinkensämaschine von Köckerling mit neuen Scharen aus. Mit den standardmäßigen, 60 mm breiten Scharen habe er zu viel Boden bearbeitet. Deshalb tauschte er diese gegen 16 mm breite Schare von AFC aus Frankreich. „Mit den schmalen Zinken bringen wir einen höheren Druck auf den Boden in der Saatreihe. Das ist wichtig bei sehr trockenen und festen Böden“, beschreibt der Landwirt die Technik.

Mit der Maschine sät er Weizen, Triticale sowie Zwischenfrüchte. Der Saatreihenabstand liegt bei 18,75 cm. „Die Zwischenfrüchte drillen wir nach dem Getreide direkt in die Stoppel. Dabei fahren wir per GPS mit einem halben Reihenabstand versetzt, sodass die Saat in den Räumen zwischen den Stoppeln platziert wird.“ Damit schafft er einen dichten Bestand mit weniger Unkräutern. „Das hilft uns bei den Sommerungen im Folgejahr, den Unkrautdruck niedrig zu halten. Ganz ohne Herbizidbehandlung kommen wir allerdings nicht aus, hier setzen wir Glyphosat vor der Saat von Zuckerrüben und Mais ein“, erklärt uns der Landwirt weiter.

Nach Zuckerrüben und Mais folgt bei Bernd Günther dann Getreide, wo er in der Regel ohne Herbizidbehandlungen auskommt. Die dichten Bestände und die Keimruhe der Unkräuter durch die fehlende Bearbeitung tragen dazu bei.

Ebenfalls modifiziert hat er seine Väderstad Tempo. „Mit der Einzelkorndrille säen wir Mais und Zuckerrüben mit einem Reihenabstand von 50 cm“, beschreibt er die Frühjahrsaussaat. Anstelle der standardmäßigen, glatten Andruckrollen hinter den Säaggregaten setzt er auf gezackte Rollen. Diese stammen ebenfalls von einem separaten Zulieferer. „Die gezackten Rollen brechen die Seitenwandverdichtungen, die durch die großen Säscheiben der Sämaschine entstehen“, so der Landwirt. „Damit verhindern wir, dass die Saatschlitze bei nachfolgender Trockenheit verkrusten.“




Schweinehalter Oing: Über Strip Till zur Direktsaat

Der Maisanbau brachte Christoph Oing zur Direktsaat im Getreide. Seit 2021 hat er zusammen mit einem Berufskollegen dafür eine eigene Maschine. Bereits 2012 startete Oing mit dem Strip Till-Verfahren beim Mais. Getreide und Zwischenfrüchte sät er nun direkt. Sein Betrieb liegt im Münsterland. Neben dem Ackerbau mit 60 ha Fläche hält er Sauen und Mastschweine.

Weil er die im Betrieb anfallende Gülle effektiver einsetzen wollte, kam Christoph Oing vor einigen Jahren bereits zum Strip Till. „Mit der streifenförmigen Bearbeitung des Ackers verbinden wir die Güllegabe vor der Saat mit einer minimalen Bodenbewegung“, so Oing weiter. Die Gülle liegt dabei im Band unter der Erde und wird durch einen Lohnunternehmer mit entsprechender Technik ausgebracht. Einige Tage später folgt dann die Maisaussaat.

„Der schwarze Boden in der Saatreihe trägt zur Erwärmung bei und lässt die jungen Pflanzen besser starten“, erklärt er seine Erfahrungen. Den Mineraldüngereinsatz konnte er dadurch deutlich senken. Zudem verschlämmen die Böden nach stärkeren Regenfällen weniger und Winderosion, wie auf den intensiv beackerten Flächen, sei nicht zu erkennen.

Mit welcher Technik Landwirt Oing die Direktsaat umsetzt

Dem Landwirt ist vor allem der stabile Boden bei der Maisernte aufgefallen. „Auf den Flächen mit wenig Bodenbearbeitung war die Befahrbarkeit im Herbst deutlich besser“, beschreibt Oing. Diese Erkenntnisse wollte er auch auf den Getreideanbau übertragen. Sein Problem: Das Maisstroh bleibt nach der Ernte auf den Flächen. Zwar werden die Stoppeln gemulcht, die hohe organische Masse ist bei der Aussaat mit herkömmlicher Technik aber ein großer Störfaktor.

„Wir haben 2020 einen Lohnunternehmer gefunden, der die Direktsaat anbietet und uns versicherte, dass es auch in Maisstroh funktioniert“, beschreibt der Landwirt die Situation. Die Ergebnisse waren vielversprechend.

Um unabhängiger zu sein, wollte er in eigene Technik investieren und konnte dafür einen Nachbarbetrieb gewinnen. 2021 kaufte er in Gemeinschaft eine Sly Miniboss-Direktsaatmaschine, die nun Agrisem vertreibt. Auf das Gerät ist er im Internet aufmerksam geworden. Die Direktsaatmaschine ist drei Meter breit und arbeitet mit schräg zur Saatreihe angeordneten Scheiben.

„Durch diese Anordnung entsteht eine Art Untergriff, sodass Maisstroh etwas aus der Saatreihe geräumt wird. Das garantiert uns eine ordentliche Kornablage“, erklärt der Landwirt. Die Säschare sind in einem Abstand von 18,75 cm angeordnet. Im Feld wird jedes einzelne Aggregat über einen doppeltwirkenden Zylinder aktiv in den Boden gedrückt. Große Tiefenführungsrollen begrenzen den Weg jedes Aggregates nach unten, was zu einer präzisen Kornablage führt.

Das Saatgut wird elektrisch ausdosiert und per hydraulisch angetriebenem Gebläse zu zwei Verteilern gefördert. Der Tank ist zweigeteilt, damit kann Oing nach Wahl auch unterschiedliche Saatgüter gleichzeitig ausbringen.

Die Maschine ist laut dem Betriebsleiter leichtzügig. In der Ebene reichen 100 PS Motorleistung. Über die Unterlenker und zwei Räder hinten an der Sämaschine wird die Miniboss getragen. Während der Arbeit achtet er darauf, nicht schneller als 8 km/h zu fahren. So wird nicht unnötig zu viel Erde bewegt.

Wie sich Oings Pflanzenschutz verändert hat

Der Pflanzenschutzaufwand ist bei Oings nicht höher als vorher. „Wir kommen in der Regel ohne Glyphosat aus. Weil viele Flächen im Wasserschutzgebiet liegen, ist der Einsatz durch das Verbot dort sowieso eingeschränkt. Im Getreidebau haben sich die Maßnahmen zu früher verändert. Die damals oft standardmäßige Applikation der Herbizide im Vorauflauf verschiebt sich in das Frühjahr“, erklärt er uns.




Marktfruchtbetrieb Engfer: Fruchtfolge bringt Sicherheit

Der Marktfruchtbetrieb Engfer aus der Gemeinde Mölln auf der mecklenburgischen Seenplatte wirtschaftet auf rund 1.250 ha Ackerfläche. Das erlaubt eine weite Fruchtfolge. Sie bauen neben Raps, Weizen und Gerste auch Mais, Zuckerrüben, Erbsen, und Lupinen an und vermehren Grassamen.

Ein kupiertes Gelände und stark wechselnde Böden prägen die Landschaft. Die Landwirte arbeiten deshalb seit etwa zehn Jahren pfluglos. Damit wollten sie eine intensive Bodenbearbeitung vermeiden. Dennoch waren in Summe teilweise bis zu vier Arbeitsgänge nötig.

Warum Familie Engfers die Direktsaat ausprobiert

„Die Verdunstung ist durch die intensive Bearbeitung sehr hoch“, fügt Vater Thomas Engfer an. Seit 2018 sind allerdings gerade in den Sommermonaten deutlich weniger Niederschläge gefallen, die Regenmengen verteilen sich mehr auf den Winter und das Frühjahr.

„Im Frühjahr ist die Befahrbarkeit der Flächen teils sehr schwierig, weil das Bodengefüge nicht wirklich fest ist. Deshalb probieren wir auf ausgewählten Flächen seit einiger Zeit die Direktsaat“, erläutert Sohn Jonathan die geplante Veränderung. Die Ackerbauern können bereits einen positiven Effekt erkennen. Sie kommen im Frühjahr besser auf diese Flächen.

„Die weite Fruchtfolge und die dadurch gesunden Böden haben uns in der Entscheidung gestärkt, umzusteigen“, erklären Vater und Sohn. Zudem ist der personelle Aufwand bei der Direktsaat deutlich geringer, ebenso der maschinelle.

Für welche Direktsaat-Technik sich die Familie Engfers entschieden hat

Nach einer Vorführung haben sich die Landwirte für eine sechs Meter breite Direktsaatmaschine vom französischen Hersteller Novag entschieden. Die T-Force Plus 650 hat einen Reihenabstand von 25 cm. Zwei große Tanks ermöglichen die gleichzeitige Ablage von Saatgut und Dünger an einem Säschar mit 3 cm Abstand zueinander – also als getrennte Verteilung.

Möglich macht das eine Kombination aus Schneidscheibe und Säschuhen. Die gezackte Scheibe zerkleinert Pflanzen und Ernterückstände und öffnet die Saatrille etwas. Die Säschuhe links und rechts an der Scheibe arbeiten hauptsächlich unter der Bodenoberfläche und dosieren Saatgut und/oder Dünger aus den integrierten Auslässen.

Anschließend sorgen V-förmig angeordnete Andruckrollen wieder für den nötigen Bodenschluss. Das soll den Eingriff in den Boden auf ein Minimum reduzieren. Für die zusätzliche Ablage von z.B. Schneckenkorn und einer Untersaat ist die Maschine mit zwei weiteren, optionalen Tanks und Dosiereinrichtungen ausgerüstet.

Im Frühjahr kam die Novag bereits bei der Maisaussaat zum Einsatz. Hier haben Engfers bei 25 cm Reihenabstand Mais ohne echte Vereinzelung gelegt. Für diesen Sommer planen sie die Rapsaussaat in Kombination mit einer Leguminose.

Den Boden wollen die Landwirte diesen Sommer nicht mehr bearbeiten. Nur der Mulcher kommt nach Mais zum Einsatz. Künftig sollen die Keimruhe der Unkräuter durch die fehlende Bodenbewegung, Untersaaten und Zwischenfrüchte den Gesamtaufwand der Pflanzenschutzmittel reduzieren.

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