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Maislegen 2023: Funktionieren Mulch- und Direktsaat auch ohne Glyphosat?

Glyphosat ist ein wichtiger Baustein der konservierenden Bodenbearbeitung. Doch die Einschränkungen sind schon jetzt enorm. Wie lässt sich das System dennoch aufrecht erhalten?

Lesezeit: 9 Minuten

Unsere Autoren: Helmut Döhler und Hans Koch, Döhler Agrar

Die neue Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung von 2021 beinhaltet für glyphosathaltige Herbizide weitgehende Anwendungsbeschränkungen bis hin zu Verboten in Schutzgebieten. Obwohl alles gegen ein komplettes Verbot unternommen wird, ist dies bereits ab 2024 nicht ganz auszuschließen.

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Eine Herausforderung für konservierende Bodenbearbeitung und Direktsaat! Ist Glyphosat doch hier ein elementarer Baustein, der geringe Zugkraftaufwendungen mit niedrigem Kraftstoffverbrauch bei gleichzeitiger Förderung der Bodenbiologie und Humusaufbau vereint.

Besonders im Frühjahr ermöglicht es, Mischverunkrautungen oder nicht abgefrorene Zwischenfrüchte zu bekämpfen. Der Wirkstoff ist somit ein bestens eingespielter Wegbereiter für eine bodenschonende und erosionshemmende Bestellung von Mais im Mulch- und Direktsaatverfahren.

Daher stellt sich die Frage, inwieweit die Landwirte dieses System auch ohne Glyphosat beibehalten können und welche Anpassungen dafür notwendig sind. Denn einfach nur Glyphosat weglassen und das bisherige System weiterfahren, funktioniert in der Regel nicht!

Mulchsaat beginnt bei der Vorkultur

Am unkompliziertesten lässt sich die Maismulchsaat mit einer Kombination von mechanischer Bodenbearbeitung und dem Anbau einer Zwischenfrucht realisieren. Zunächst muss das Ziel sein, dass sich die Zwischenfrüchte schnell und ungestört entwickeln können.

Und weil üblicherweise vor dem Mais Wintergetreide steht, ist hier bereits frühzeitig auf eine optimale Strohzerkleinerung (max. 3 bis 5 cm) und Strohverteilung des Mähdreschers zu achten. Gegebenenfalls kann man das Stroh noch mit einem Striegel verteilen und gleichzeitig die Stoppeln entwurzeln.

Je weniger Bodenbearbeitung Sie nach dem Drusch durchführen möchten, desto wichtiger ist kurzes und gut verteiltes Stroh. Ausfallgetreide zu minimieren versteht sich dabei von selbst, auch wenn es sich trotz allem nicht gänzlich verhindern lässt. Das gilt vor allem, wenn Stroh im Schwad abgelegt und abgefahren wird. Hier bleibt immer ein „Ausfallgetreide-Grünstreifen“ zurück.

Auch die Wahl der Getreideherbizide spielt bei der Vorplanung der Mulchsaat im Folgejahr eine Rolle. Dies hat der Sommer 2022 besonders deutlich gezeigt. Viele Zwischenfrüchte, die ohne oder mit reduzierter Bodenbearbeitung in die Stoppeln oder in den abreifenden Weizen ausgesät wurden, sind schlecht bis gar nicht aufgelaufen. Dies ist nicht nur auf schlechte Keimbedingungen durch die Trockenheit zurückzuführen, sondern auch auf Restmengen von spät applizierten, nicht abgebauten Getreideherbiziden (u. a. Sulfonylharnstoff).

Gute Bedingungen schaffen

Zur Vorbereitung einer schnellen Zwischenfruchtsaat gleich nach der Ernte stehen der Strohstriegel und der Flachgrubber zur Wahl. Eine weitere Alternative ist der Schälpflug, der im Zuge von zu erwartenden Herbizidbegrenzungen wieder mehr in die Praxis Einzug halten wird.

Er eignet sich auch gut, um Ausfallgetreide zu bekämpfen. Andernfalls muss es mit mehrmaligen, sehr flachen Arbeitsgängen kontrolliert werden. Jedoch: je flacher die Bodenbearbeitung, desto höher ist das Risiko von Problemen beim Saataufgang durch Trockenheiten oder Herbizidnachwirkungen.

Hinsichtlich des Feldaufgangs muss man bei Trockenperioden entweder vorher die Restfeuchte des Bodens prüfen oder den Saatzeitpunkt an zu erwartende Niederschläge anpassen. Fünf Millimeter Niederschlag auf ein ordentlich mit Zwischenfrucht gesätes (nicht gestreutes) Feld, ggf. mit nachfolgendem Anwalzen, sind in der Regel ausreichend.

Ist es kurz nach der Ernte zu trocken, empfiehlt es sich, die Getreidestoppeln sehr flach zu bearbeiten, um damit zunächst Ausfallgetreide, Unkräuter und Ungräser zum Auflaufen anzuregen. Die Aussaat der Zwischenfrüchte kann noch bis zu vier Wochen später erfolgen.

Die mehrmalige Bearbeitung muss zuverlässig das aufgelaufene Grün so abschneiden, dass kein Wiederaustrieb erfolgt. Hier haben sich Breitschar-Flachgrubber mit Tasträdern sehr gut bewährt. Sie schneiden auf wenigen cm Tiefe die Wurzeln ganzflächig ab oder reißen sie los und legen bei zügiger Fahrgeschwindigkeit die Biomasse auf der Bodenoberfläche ab.

Ziel ist dabei, das Wurzelwerk frei von Boden zu schütteln, um die Pflanzen der Sonnenstrahlung auszusetzen und austrocknen zu lassen. An die Flachgrubber angebaute zweireihige Striegelsysteme eignen sich hier besser als Walzennachläufer.

Zielsetzung entscheidet über Zwischenfruchtart

Die Art der Zwischenfrucht sollte sich nach der Fruchtfolge richten. Das Angebot ist vielfältig, da ist für alle Zwecke und Einsatzbereiche etwas dabei:

  • Der klassische Gelbsenf in Reinsaat deckt den Boden schnell ab, macht eine gute Bodengare, bildet ordentlich Masse, lässt aber soviel Licht auf die Bodenfläche, dass die unterdrückende Wirkung auf Unkraut und Ungras oft nicht ausreichend ist. Zudem friert er oft zu schnell ab und gibt den gebundenen Stickstoff damit häufig zu früh frei.
  • Will man das Mehrfachziel, der Unkrautunterdrückung, Wurzelmassebildung und Nährstoffkonservierung sowie Mulchschichtbildung erreichen, eignen sich besser Artenmischungen.
  • Sollen Zwischenfrüchte im Sommer schnell und ohne oder mit sehr geringer Bodenbearbeitung (z. B. Strohstriegel) angebaut werden, kommen vor allem Phacelia, kleinkörnige Leguminosen, Ramtillkraut, Iberischer Drachenkopf, Lein, Leindotter, Körnerhirse, Platterbse, Rotwicke, einschnittiger Alexandrinerklee, Erdklee, Ölrettich und Sandhafer in Betracht.
  • Lassen Bodenbearbeitung und Witterungsverlauf eine rasche Saat nicht zu, kommen spätsaatverträgliche Arten wie Buchweizen, Ramtillkraut, Phacelia, Kresse, Ölrettich und Senfarten in Frage.
  • Wird das Feld tiefgründig bearbeitet, eignen sich eigentlich alle der genannten Arten. Diese sind nicht frostresistent, frieren aber dennoch in milden Wintern nicht immer zuverlässig ab.
  • Auch überwinternde Arten können zum Einsatz kommen: Sie eignen sich aber nicht für Standorte, die sich nur langsam erwärmen, also nass-kalte Böden und/oder solche am Nord- und Osthang. Passend sind dabei für die schnelle Saat mit minimaler Bodenbearbeitung die Winterrübsen, Winterfutterraps, Markstammkohl, winterharte Leguminosen, (z. B. Seradella, Steinklee), Wintererbsen, Ackerbohne, Zottelwicke, Winterhafer und Grünroggen.
  • Verzichten sollte man auf Kreuzblütler, wenn sich Raps in der Fruchtfolge befindet und auf Grünroggen bei hohem Getreideanteil.

Soll die Zwischenfrucht Ausfallgetreide und Ungras wirkungsvoll unterdrücken, geht das nur in Kombination mit hohen Aussaatdichten. Erfahrungsgemäß sind dazu Mischungen mit 500 bis 600 Körnern/m² erforderlich. Das sind zwischen 25 bis 85 kg/ha, je nach TKG der gewählten Arten. Eine zügige Entwicklung der dicht gesäten Zwischenfrucht verschafft ihr einen deutlichen Wuchsvorsprung gegenüber den feinblättrigen Ungräsern bei der Konkurrenz um Licht, Wasser und Nährstoffe. Das dichte Wurzelnetz unterdrückt die Unkrautwurzeln zusätzlich.

Weitere Strategien

Herbstkeimer wie Fuchsschwanz, Trespe usw. können Sie durch mehrmaliges Bearbeiten, Keimanregung und der anschließenden Konkurrenz mit Zwischenfrüchten kleinhalten. Sind dann in der Zwischenfrucht immer noch Restbestände, kann man im Winter durch Walzen der Zwischenfrucht (und der Ungräser) in Frost-Tauzyklen einen zusätzlichen Unterdrückungseffekt erzielen.

Bei Nachttemperaturen von ca. minus 5 °C macht sich das am besten. Im Ergebnis geht die Fläche mit einer abgetrockneten, blattfreien und „offenen“ Mulchschicht ins Frühjahr, die den Durchtritt von Sonne und somit die wichtige Erwärmung des Bodens vor der Maisaussaat ermöglicht.

Handelt es sich um einen sehr dicht gesäten und gut entwickelten Zwischenfruchtbestand, werden die Unkräuter bis in den Winter hinein effektiv unterdrückt, aufgrund des fehlenden Lichtreizes keimen viele Unkräuter und -gräser gar nicht erst.

Ein Walzen und/oder Abschneiden mit dem Flachgrubber im Frühjahr nach dem Abfrieren bewirkt erneut einen Lichtreiz und löst die Keimung von Beikräutern aus. Besonders kräftig können sich diese entwickeln, wenn Sie Gülle/Gärrest sehr zeitig im Frühjahr einarbeiten, sodass kritische Konkurrenz zu den Maispflanzen auftritt. Hier ist eventuell noch ein zusätzlicher Bearbeitungsgang vor der Maissaat mit dem Flachgrubber oder einem aggressiven Striegel erforderlich – alternativ auch mit einer Hacke nach der Saat zwischen den Reihen oder die Kombination aus Reihenspritzung und Maishacke.

Wichtig ist auch, dass die Bearbeitungsgänge keine großen Kluten hinterlassen. Zerfallen diese erst spät und geben Unkrautsamen frei, kann das zu einer Spätverunkrautung führen. Ist der Un- und Beikrautdruck trotz aller Maßnahmen hoch, kann noch eine Herbizidmaßnahme mit überwiegend blattaktiven Wirkstoffen folgen. Ein Restrisiko des durch den Mulch entstehenden Spritzschattens bleibt.

Wann und wie die Düngung platzieren?

Um die Mulchschicht zu erhalten, eignet sich bei passenden Bodenbedingungen das Strip Till-Verfahren in Verbindung mit GPS geführter Saat. Die Mulchschicht wird nur einmal durchschnitten und das Gülleband ersetzt die Unterfußdüngung.

Alternativ kann die Gülle auch in den wachsenden Maisbestand und damit näher am Hauptbedarf ausgebracht werden. Durch einen nachfolgenden Hackgang lässt sich die Einarbeitung der Gülle mit einer zusätzlichen Unkrautbekämpfung kombinieren.

Dies alles sind Maßnahmen die extrem von Standort und Witterung abhängen. Sie sind deshalb nur bedingt planbar und verlangen viel Fingerspitzengefühl.

Überwinternde Zwischenfrüchte

Bauen Sie überwinternde Arten an, wie Winterackerbohne und Wintererbse, empfiehlt es sich, diese zu walzen oder zu mulchen, ggf. kombiniert mit einem Schneidwerkzeug. Danach folgt die Aussaat mittels einer Direktsaattechnik ohne eine weitere Bodenbearbeitung. Der Mais wird aber erst ca. 10 bis 14 Tage später gedrillt als bei den abfrierenden Zwischenfrüchten. So erwärmt sich der Boden schon mehr und die lang dauernde, dichte Bodendeckung trägt wirkungsvoll zur Unkrautunterdrückung bei.

Allerdings ist die Gülle- und Gärrestausbringung schwieriger. Strip Till oder Schlitztechnik sind die einzigen Möglichkeiten, die Gülle mit in das System einzubinden. Die dadurch bedingte Bodenbewegung lässt einen höheren Unkraut- und Gräserdruck erwarten. Auch eine Nachauflaufgülledüngung in die Reihe kommt in Frage. Hack- und Striegelgänge sind nicht durchführbar. Daher muss man bei Bedarf mit blattaktiven Herbiziden nachlegen. Erfahrungen, insbesondere aus der Schweiz, zeigen aber, dass das Verfahren bei dichten Beständen der Winterleguminosen gut gelingen kann.

Überwinternde Zwischenfrüchte mit einer Futternutzung im Frühjahr bedeuten eine noch größere Herausforderung. Durch die Erntemenge und anschließende Bodenbearbeitung wird in trockenen Lagen oft so viel Wasser entzogen, dass es für einen guten Maisertrag nicht immer reicht.

Fazit: Höherer Aufwand ohne Glyphosat

Die Mulch- und Direktsaat ohne Glyphosat ist grundsätzlich möglich. Die absolute Sicherheit und Planbarkeit bei Unkrautkontrolle, Gülledüngung, Saatbettvorbereitung sowie Bestandesführung haben wir aber nicht mehr.

Wir müssen das Allroundherbizid durch mehrere mechanische Arbeitsgänge in Verbindung mit einer gut etablierten Zwischenfrucht ersetzen und diese mit genauer Beobachtung des Standorts wiederum zeitlich genau an Witterung, Bodenzustand und Pflanzenbestand anpassen. Das heißt, dass der Aufwand für Maschinen- und Gerätetechnik, Kraftstoff, Betriebsleitermanagement und Kosten deutlich ansteigen wird.

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