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Energieembargo

Sachverständige warnen vor möglichem Gas-Lieferstopp aus Russland

Die ökonomischen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die Energieversorgung in Deutschland waren am Montag Thema einer öffentlichen Anhörung im Bundestagsausschuss für Klimaschutz und Energie.

Lesezeit: 4 Minuten

Wirtschaft und private Verbraucher müssen sich auch ohne Unterbrechungen der Gaslieferung aus Russland auf weiter steigende Energiepreise einstellen. Eine „schockartige Unterbrechung von russischen Gaslieferungen“ hätte dagegen drastische Folgen für Deutschland. Davor hat die Mehrheit von 13 Sachverständigen bei einer Anhörung am Montagnachmittag im Bundestagsausschuss für Klimaschutz und Energie gewarnt.

Tom Krebs, Professor für Makroökonomik an der Universität Mannheim, warnte bei einem sofortigen Lieferstopp von Gas durch Russland „im ungünstigsten Fall“ vor einer „Krise, die Deutschland noch nie erlebt hat“. Nicht nur die sozialen Folgen wären stärker als bei der Finanzmarktkrise 2009 und bei der Corona-Pandemie 2020. Mehr zu seiner Befürchtung...

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Auch private Haushalte betroffen

Auch Karen Pittel, Professorin für Volkswirtschaft und Leiterin am ifo-Zentrum für Energie, Klima und Ressourcen, mahnte, dass ein Zusammenbruch der Erdgasversorgung auf jeden Fall vermieden werden müsse. Dazu seien Reduzierungen des Gas-Verbrauchs von Wirtschaft und privaten Haushalten nötig, aber auch die Suche nach Alternativen, wie beispielsweise der Aufbau einer Versorgung mit Fracking-Gas über LNG-Terminals.

Einen anderen Weg schlug Professor Hans-Jürgen Kretzschmar, Technische Universität Bergakademie Freiberg und Experte für Untertagespeichertechnik, vor. Er sprach sich für Fracking in Deutschland aus. Bodenschätze gebe es genug, und die Arbeiten der Erkundung, wie viel Gas gewonnen werden könnte, würden rund ein Jahr dauern.

Pläne zur Einsparung von Gas

Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), hat noch eine andere Idee. Sie verwies auf eine Studie, die ihr Haus erst kürzlich veröffentlicht habe, wonach 20 % Gas eingespart werden könnten. Zusammen mit einem Auffüllen der Gasspeicher würde es im Winter dann bei Unternehmen und bei privaten Verbrauchern nicht zu Versorgungsengpässen kommen.

Auch Carsten Rolle, Leiter der Abteilung Energie- und Klimapolitik beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), und Sebastian Bolay, Leiter Referat Energiepolitik Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK), sprachen sich für Einsparungen aus. Beide forderten allerdings auch, Kohlekraftwerke länger laufen zu lassen, und gaben zu bedenken, dass das bisherige Wirtschaftsmodell „Russland als Lieferant für Erdgas und Erdöl“ nicht länger funktioniere. Die Transformation werde dazu führen, dass „die Energiepreise massiv steigen“, für Wirtschaft und für die Verbraucher.

„Wir raten dringend davon ab, auf russisches Gas heute oder morgen zu verzichten“, sagte Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur. Trotzdem sei die Lage erkannt und Krisenstäbe und Krisenzentren seien im Aufbau. Um an belastbare Daten zu kommen, laufe derzeit eine Umfrage zum Energieverbrauch. Die Bundesnetzagentur ermittle unter großen Gasverbrauchern die Bedarfe, auch um sich ein Bild davon zu verschaffen, welche Unternehmen systemrelevant sind oder durch eine Unterbrechung oder Reduzierung der Gaszufuhr besonders große Schäden erleiden würden.

Industrie in Sorge

Von Seiten der Industrie kamen Warnungen, welche Folgen ein Lieferstopp Russlands hätte. Einige Unternehmen stellten bereits jetzt Planungen an, ihre Produktion in die USA zu verlegen. Roderik Hömann, Leiter der Energie und Klima bei der Wirtschaftsvereinigung Stahl, gab an, dass 87.000 Arbeitsplätze bei einem Lieferstopp vor dem Aus stünden. Eine Reduzierung der Stahlproduktion würde nicht nur den Automobilbau, sondern auch die geplanten Maßnahmen zum Erreichen der Klimaziele verlangsamen oder beeinträchtigen. Es gelte zweispurig zu fahren: Gas einzusparen und Gasvorkommen zu heben.

Annekathrin Hoppe (SPD), Bürgermeisterin von Schwedt, sagte, dass durch die PCK-Raffinerie 95 % in Brandenburg und Berlin mit Benzin, Diesel, Flugturbinenkraftstoff und Heizöl versorgt werde. In Schwedt würden ohne das russische Öl oder ein vergleichbares Produkt nicht nur die Lichter der brandenburgischen Stadt, sondern gleich im gesamten Bundesland, in Berlin und in Teilen von Süd-Mecklenburg-Vorpommern und in Westpolen ausgehen. Es bestünden lediglich vertikale Pipeline-Versorgungen durch Leitungen aus Russland, horizontale Linien seien nicht vorhanden. Die nun angedachte Alternative, über die Häfen Rostock und Danzig eine Versorgung aufzubauen, sei möglich, brauche aber Zeit. Allerdings werde nun gehandelt, der Besuch von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90 / Die Grünen), der am Montag zu einem Besuch bei PCK in Schwedt war, werde allgemein als gutes Zeichen gewertet.

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