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Tagebuch eines GVO Geschädigten Teil 4: "Stinkwut"

Landwirt Anton Glogger\-Hönle aus Attenhofen bricht wütend seinen Mais um... Donnerstag, 24.06.2010: Ich überlege ob ich nach dem Umbruch gleich mit Mais nachsäen kann. Die überwiegenden Meinungen, auch meiner Kollegen tendieren dazu. Ein befreundeter Landwirt ist so sauer, dass er gar nichts mehr machen will, außer umbrechen.

Lesezeit: 4 Minuten

Landwirt Anton Glogger\-Hönle aus Attenhofen bricht wütend seinen Mais um...


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Donnerstag, 24.06.2010: Ich überlege ob ich nach dem Umbruch gleich mit Mais nachsäen kann. Die überwiegenden Meinungen, auch meiner Kollegen tendieren dazu. Ein befreundeter Landwirt ist so sauer, dass er gar nichts mehr machen will, außer umbrechen. Ich nehme noch Kontakt mir meiner Rechtschutzversicherung auf, denn alles läuft auf eine Klage hinaus, denn keiner fühlt sich für den Schaden verantwortlich. Die lokale Zeitung bittet um ein Interview. Aus Mangel an Zeit erledigen wir das per Telefon.


Freitag, 25.06.2010: Nach einer unruhigen Nacht fange ich mit dem Umbruch an. Der Mais lässt sich nicht so einfach mit meiner Kreiselegge einarbeiten. Selbst bei langsamer Überfahrt bleiben noch einige Pflanzen stehen oder werden nur über dem Vegetationsknoten abgerissen. Kurz überlege ich, ob ich doch den Pflug nehmen soll. Doch sollte es in den nächsten Tagen nicht regnen, geht mir gar keine Nachsaat auf. Eigentlich ist Schlepper fahren eine entspannende Arbeit. Der Kopf bleibt frei und ich kann meine Gedanken schweifen lassen. Nicht so heute. Die Regierung von Oberbayern hat uns Bauern den schwarzen Peter zu geschoben. Wir sollen nicht nur den Mais vernichten, sondern auch noch garantieren, dass keine Pflanze mehr hoch kommt. Und in mir kommt immer mehr eine Stinkwut hoch. Ich soll nicht nur die Arbeit für andere machen, sondern auch noch für deren Fehler den Kopf hinhalten. Und keiner fühlt sich für eine Entschädigung zuständig. So ganz nebenbei mache ich mindestens 5 Lerchenpärchen heimatlos.



Gegen zehn breche ich die Arbeit ab. Mein Helfer hat abgesagt und so kümmere ich mich ums Heu. Kaum bin ich auf der Wiese ruft mich meine Frau an, dass die von Pioneer beauftragten Schätzer der Hagelversicherung gekommen seinen. Jetzt werde ich richtig stinkig, können die nicht vorher anrufen. Ich lasse sie warten und kümmere mich um mein Heu. Was dann abgeht hat den Charakter eines Haustürgeschäftes. Die Schätzer wollen nicht einmal die Felder sehen, fragen nur nach den Flurstücksnummern, ob ich Mais nachsäen will, ob ich schon etwas beseitigt habe, wie hoch wohl der Schaden sein würde. Ich und meine Frau fühlen uns mehr als überrumpelt. Ich beschließe diese Vorgehensweise anzufechten. Der Beitrag in der Heimatzeitung ruft unerwartete Reaktionen hervor und Anrufer ermuntern mich dazu, den Kopf nicht hängen zu lassen. Samstag 26.06.2010: Mein Heu brachte ich gestern mit toller Qualität ins Trockene. Heute zwinge ich mich dazu, den Rest des Maises nieder zu machen. Runde um Runde zermalen die Kreiseleggenzinken den Mais, der bei dem wunderbaren Wetter so richtig wachsen möchte. Runde um Runde steigt meine Wut über die Leute die eine Technik anwenden, die viele nicht haben wollen, die nicht kontrollierbar ist und die aber vielen aufgezwungen wird. Runde um Runde ärgere ich mich mehr über Politiker und Entscheidungsträger, die nicht fähig sind, gangbare Wege für diese Technik zu finden. Runde um Runde möchte ich die anschreien, die sämtliche Verantwortung von sich weisen. Runde um Runde ärgere ich mich mehr über die Suppe die ich auslöffeln muss, aber andere mir eingebrockt haben. Runde um Runde kalkuliere ich die Kosten, die mir durch die zusätzliche Arbeit entstehen. Langsam neigt sich die Tankanzeige gegen null. Ich schaue den Spaziergängern zu, den Radfahrern, die dem Freibad zustreben, ich denke an meine liegen gebliebene Arbeit.... Als ich fertig bin, kommt nicht wie sonst diese Zufriedenheit auf, wie sonst, wenn ich meine Feldarbeit erledigt habe. Ich bin nur froh fertig zu sein.



Sonntag 28.06.2010: Wieder habe ich schlecht geschlafen. Die Geschichte verfolgt mich jetzt schon in meinen Träumen. Nach der Kirche werde ich darauf angesprochen. Besonders älter Landwirte verstehen die Welt nicht mehr. Einen Grund gibt es dennoch zu feiern. Deutschland ist eine Runde weiter!


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