Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

topplus Farm-Tours Uruguay

Grün, grüner, Uruguay?

Riesige Betriebe und eine hügelige Landschaft: Uruguay ist für Ackerbauern und Milchvieh­halter ein interessantes Urlaubsziel. Schlaglichtartige Eindrücke einer Reise – Teil 2.

Lesezeit: 5 Minuten

Südamerikas zweitkleinstes Land ist im Vergleich zu Argentinien grüner, hügeliger – und aufgeräumter. Das erkennt die Reisegruppe schon beim Queren der Grenze über den Río Uruguay. Ein weiterer Unterschied, der sich während unserer Farm-Tours-Reise im Februar 2024 zeigt: Das Land ist sowohl politisch als auch wirtschaftlich sehr stabil. Dieser Eindruck spiegelte sich auf den drei hochproduktiven Betrieben wider, die wir innerhalb von zwei Tagen besuchen durften.

Uruguay

Offizieller Name: Republik Östlich des Uruguay

Fläche und Einwohner: 176.215 km² und 3,44 Mio. Einwohner (20/km²)

Hauptstadt: Montevideo

Korruptionsindex: Platz 16 von 180

Landwirtschaftlich genutzte Fläche: 14 Mio. ha (80,4 % der Landesfläche)

Bruttoinlandsprodukt: 76 Mrd. US-$

Währung: Uruguayischer Peso (UYU, ­Inflationsrate 6,09 % zum Vorjahr), US-$

Politik: Präsidialrepublik unter Präsident Luis Alberto Lacalle Pou (konservativ)

Vom kleinen Betrieb zur ­landesweit tätigen Firma

Von dem kleinen Küstenstädtchen Mercedes am Río Negro aus geht es zum Betrieb „El Bravio“ von Agraringenieur Marcos. Der Landwirt hat italienische Wurzeln, seine Familie lebt jetzt in der 7. Generation in Uruguay. Am Tag ­zuvor war er noch mit seiner Familie im Ferienresort im 270 km entfernten Montevideo (es ist Karneval). Für den Besuch unserer Reisegruppe auf seinem Betrieb ist er mit seinen beiden Söhnen Diego und Matías extra zurückgekehrt.

Hier bewirtschaftet die Familie rund 1.000 ha Acker in Direktsaat, seit 2018 mit precision farming-Techniken. Die Böden sind 15 bis 80 cm tief und speichern maximal 200 mm Wasser, sodass 500 ha beregnet werden können. Durchschnittlich fallen rund 1.200 mm Regen, doch bis zu unserem Besuch war es auch hier zu trocken. Das aufziehende Ge­witter ist also mehr als willkommen – es bringt nicht nur Regen, sondern kühlt auch die Temperaturen von über 30 auf ca. 27 °C ab.

Marcos setzt auf zwei verschiedene Fruchtfolgen: Auf den niedriger gele­genen Flächen steht Mais-Wicke/Mais-Weizen-Soja – Wicke dient als Zwischenfrucht. Auf den höher gelegenen Flächen wachsen Soja-Raps-Soja-Weizen-Mais. Marcos versucht, zwei bis drei Ernten pro Jahr zu realisieren. Alle Kulturen sind gentechnisch verändert (GVO), die Sojabohnen sind z. B. nicht nur gegen Round up resistent, sondern auch gegen den Wirkstoff 2,4 D. „Doch die ersten Lichtnelken werden dagegen resistent“, sagt Marcos und zeigt auf eine Pflanze im Sojabestand.

Den geernteten Mais verkauft der Landwirt zu 100 % im Land. Weizen exportiert er zur Hälfte, Soja und Raps zu 100 %. Als Pacht sind 1 t Soja­bohnen/ha üblich, alternativ zahlt man 400 US-$. Um Land zu kaufen, muss Marcos rund 10.000 US-$/ha zahlen.

Aus dem Familienbetrieb hat sich über die Jahre ein großes Unternehmen entwickelt: Agroegocios del Plata (ADP). In Summe bewirtschaftet das Unternehmen 26.000 ha Ackerland in ganz Uruguay. Zudem ist in vier Feedlots Platz für 27.000 Rinder – das Fleisch vermarktet ADP im In- und Ausland unter eigenem Label, kürzlich bis nach Deutschland und Frankreich. Zum Unternehmen gehören Siloanlagen an ebenfalls vier Standorten mit einer Lagerkapazität von 128.000 t samt eigenem Labor und 123 Mitarbeiter. Mit der „ADP Zone“ hat die Firma eine jährlich Veranstaltung geschaffen, auf der sich Hunderte Landwirte für ­einen Wissensaustausch treffen.

Denn die politischen Vorgaben werden auch in Uruguay enger gezurrt. ­„Immer wenn unsere Politiker nach Europa reisen“, sagt Marcos „bringen sie dumme Ideen mit.“ So müssten Betriebe z. B. vor der Saat einen Plan der Kul­turen auf den Flächen sowie geplante Düngungs- und Pflanzenschutzmaßnahmen vorlegen und genehmigen lassen. Zwar seien die Probleme zwischen Uruguay und Deutschland ähnlich – weder Banker noch Politiker hätten Ahnung von der Landwirtschaft – dennoch schätzt Marcos die ein oder andere Vorgabe in Uruguay. Betriebe zahlen z. B. weniger Steuern, wenn sie nachhaltig investieren. Wohl auch daran liegt es, dass das Land gut 97 % des Stroms nach­haltig produziert – ein Großteil davon über Windparks. Eine Kilowattstunde Strom kostet laut Marcos 0,25 US-$.

Holstein-Kühe als wichtiger ­Betriebszweig

Auf Milchproduktion hat sich der Betrieb „La Muesca“ spezialisiert. Rund 4.000 Holsteins aus US- und uruguayischer Genetik hält der Betrieb an verschiedenen Standorten mit insgesamt 58 Mitarbeitern. Zur Farm gehören 10.000 ha Ackerland, 2.500 ha davon sind für den Futteranbau eingeplant. Das erzählt Berater Maxim auf dem Hof ca. 200 km nördlich der Hafenstadt Colonia del Sacramento.

Dort stehen in einem neuen Stall von Mai 2023 rund 1.200 Kühe, wovon bei unserem Besuch 800 in Milch sind. Der Betrieb setzt auf saisonale Ab­kalbung zwischen März bis August. Bei drei Melkzeiten in einem 60er-Karussell liegt die Milchleistung bis zu 40 l pro Kuh und Tag, die Jahresleistung bei 12.000 bis 14.000 l. „Hier stehen die besten Kühe das Landes“, sagt Maxim.

Für die Milch bekommen die Landwirte seit Kurzem 0,38 US-$, bislang waren es nur 0,35 US-$. Rund 25 % der produzierten Menge im Land bleibt auch in Uruguay, der Rest wird exportiert, z. B. nach China.

Weidemilch vom ­Familien­betrieb

Dass es auch eine Nummer kleiner geht, zeigt der Familienbetrieb von Georgia. Sie bewirtschaftet mit ihrem Mann, zwei Melkern und drei weiteren Angestellten einen Betrieb mit 250 Kühen an zwei Standorten – und setzt dabei auf reine Weidehaltung mit gut 700 ha ­Portionsweiden. Zudem gehören rund 800 ha Ackerland zum Betrieb.

An den Doppel-20er-Swing-over Fischgrätenmelkstand ist ein offener Wartehof angeschlossen, man kann ihn von den Treibewegen direkt erreichen. Während der Melkzeiten um 10.00 Uhr und 22.00 Uhr bekommen die Kühe 3 kg Kraftfutter/Tier im Melkstand. Die Milchleistung liegt im Durchschnitt bei 22 l/Kuh.

Auch auf Acker und Weide gibt das Ehepaar sein Bestes: Bodenuntersuchungen sind ihre Basis für den effizienten Anbau. Damit stehen die kleineren, familiengeführten Betriebe den große in nichts nach. Sie alle sorgen dafür, dass Uruguay grün bleibt.

Mehr zu dem Thema

top + Schnupperabo: 3 Monate für 9,90 € testen

Alle wichtigen Infos zur Maissaussaat 2024 | Tagesaktuelle Nachrichten, Preis- & Marktdaten

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.