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Biomethan statt Wärme verkaufen: Chance für Ü20-Anlagen

Statt Wärme aus dem BHKW für die Nahwärmeversorgung zu verkaufen, könnten Anlagenbetreiber Kommunen oder Firmen Biomethan als Brennstoff anbieten, schlägt Henrik Borgmeyer vor.

Lesezeit: 4 Minuten

Hintergrund: Immer mehr Biogasanlagen erreichen das Ende der 20-jährigen EEG-Laufzeit. Als Alternative zur Stromerzeugung denken viele über den Einstieg in die Biomethanproduktion nach. Bislang war es üblich, das zum erdgasgleichen Biomethan aufbereitete Biogas ins Erdgasnetz einzuspeisen und an spezialisierte Biomethanhändler zu verkaufen. Alternativ könnte der direkte Verkauf von Gas als Brennstoff lukrativ sein. Denn Biomethan gilt nach dem Gebäudeenergiegesetz auch als Option für Hausbesitzer, den Pflichtanteil von 65 % erneuerbare Energien zu erfüllen. Welche Vorteile das hätte, erläutert Henrik Borgmeyer, Geschäftsführer des Anlagenherstellers bioconstruct aus Melle sowie Mitglied im Präsidium des Fachverbandes Biogas.

Sie schlagen den Verkauf von Biomethan anstelle von Wärme vor. Welchen Vorteil hätte das?

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Borgmeyer: Die Energieversorgung mit Biogasanlagen steht vor einem großen Problem, weil viele Anlagen das Ende der EEG-Förderung erreichen. Bei Börsenstrompreisen von unter 18 ct/kWh können viele nicht mehr wirtschaftlich Strom erzeugen und sind auf zusätzliche Erlöse angewiesen. Die Teilnahme an einer Ausschreibung für weitere zehn Jahre Förderung birgt für viele Betreiber auch keine Perspektive, weil das Ausschreibungsvolumen viel zu gering ist. Es wird also nach aktuellem Stand nicht für alle Anlagen eine Anschlussvergütung geben können. Im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung sind Biogasanlagen zwar stark gefragt. Viele Gemeinden fragen an, ob die Anlagen nicht Wärme liefern können. Doch die Wärmeerlöse machen nur ein Drittel oder ein Viertel der Gesamterlöse aus. Das ist also auch kein Allheilmittel. Daher sollten sich Anlagenbetreiber fragen: Warum muss ich überhaupt Wärme verkaufen? Könnte man nicht auch Biomethan anbieten, das die Verbraucher direkt in ihren Gasheizungen als regenerative Energie nutzen und damit ihre Pflicht nach dem Gebäude-Energiegesetz erfüllen? Die Hauseigentümer könnten die vorhandene Technik weiter nutzen. Gerade in großen, älteren Häusern oder in unsanierten Wohnblocks, die aufgrund ihres Alters und ihres Wärmebedarfs nicht mit überschaubarem Investitionsaufwand mit einer Wärmepumpe versorgt werden können, wäre das eine sinnvolle Alternative.

Biomethan lässt sich ja heute schon ins Netz einspeisen und als Brennstoff nutzen. Was wäre daran neu?

Borgmeyer: Neu ist, dass man keinen klassischen Abnahmevertrag mit einem Gashändler macht, sondern direkt mit einer Kommune, einem Stadtwerk oder einer Wohnungsbaugesellschaft verhandelt. Man hätte damit einen direkten Kontakt zu dem Abnehmer.

Wäre die Wertschöpfung über den Verkauf von Biomethan als Kraftstoff nicht höher?

Borgmeyer: Nicht unbedingt. Denn eine wichtige Erlöskomponente beim Verkauf als Kraftstoff ist die Treibhausminderungsquote. Diese ist nur hoch, wenn der Betreiber überwiegend Wirtschaftsdünger einsetzt. Es gibt aber Anlagen, die haben keinen Zugriff auf Gülle oder Mist und sind auf die Vergärung von nachwachsenden Rohstoffen angewiesen. Zwar gilt auch beim Einsatz von Biomethan als Option nach dem Gebäudeenergiegesetz der Maisdeckel von 40 %. Aber Betreiber können auch andere Energiepflanzen einsetzen. Das damit erzeugte Gas können sie beim direkten Brennstoffverkauf nutzen.

Das bedeutet, es gibt neben Biomethan als Kraftstoff einen zweiten lukrativen Markt.

Borgmeyer: Genau. Gas auf Basis von Wirtschaftsdüngern lässt sich als Kraftstoff in der Landwirtschaft oder bei Speditionen nutzen oder an Tankstellen verkaufen. Die große Nachfrage nach Wirtschaftsdüngern, die mancherorts zu steigenden Preisen für Gülle und Mist führt, macht den Rohstoff für Verstromungsanlagen allmählich unattraktiv. Wer zum Erhalt des Güllebonus auf den Zukauf von Wirtschaftsdünger angewiesen ist, weil er selbst keine oder zu wenig Tiere hat, bekommt damit ein Problem. Nawarogas hat eine Zukunft im Bereich Wärmeversorgung.

Aber flexible Biogasanlagen werden doch auch zur Stromversorgung benötigt, vor allem zum Ausgleich von Solar- und Windenergie.

Borgmeyer: Das ist richtig. Aber die große Flexibilität, die die Anlagen bieten, indem sie auch längere Dunkelflauten überbrücken können und damit ein regeneratives Backup darstellen, wird nicht ausreichend honoriert – weder vom Markt noch von der Politik. Auch wenn der Wirkungsgrad insgesamt in der Kraft-Wärme-Kopplung höher ist als bei der Verbrennung in einer Therme, kann die Umstellung auf die Biomethanerzeugung für viele Anlagenbetreiber die bessere Perspektive bieten. Falls sich die Rahmenbedingungen zugunsten der Stromerzeugung ändern, kann das ins Netz eingespeiste Biomethan ja auch zur Stromerzeugung verwendet werden. Der Preis wird entscheiden, was attraktiver ist. Dazu kommt noch ein weiterer Aspekt: Häufig ist die flexible Stromerzeugung parallel zur Wärmeversorgung nur mit einem sehr großen Pufferspeicher für Heizwasser möglich.

Apropos Preis: Welche Erlöse sehen Sie für Biomethan im Wärmemarkt?

Borgmeyer: Aktuell sind durchaus zweistellige Centbeträge üblich. Während Nawaro-Biomethan lange Zeit 6,8 bis 7,5 ct/kWh gekostet hat, ist man jetzt eher jenseits der 10 ct. Ein Preis von 11 ct/kWh (Brennwert) für das Biomethan bedeutet umgerechnet einen Stromerlös von 26 ct/kWh (elektrisch). Damit kann man auf ein wartungsintensives und störanfälliges BHKW verzichten und eine Anlage wirtschaftlich betreiben. Zudem muss man kein teures Wärmenetz bauen.

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