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topplus Windenergie in Baden-Württemberg

Windkraftausbau: Das plant Baden-Württemberg

Genau wie in Bayern stockt auch der Ausbau der Windenergie im Ländle. Mit einer Taskforce und weiteren Maßnahmen will die Landesregierung das ändern.

Lesezeit: 4 Minuten

Der fehlende Zubau von Windenergieanlagen ist vor allem ein Problem in Süddeutschland: Im ersten Halbjahr 2023 sind die meisten neuen Windräder (125 Anlagen, 597 MW) in Schleswig-Holstein gebaut worden. Das sind 38 % der neu errichteten Windräder. Auf Platz 2 liegt Niedersachsen (52 Anlagen, 17 %), gefolgt von Nordrhein-Westfalen (45 Anlagen, 13 %). In Baden-Württemberg sind dagegen nur acht neue Anlagen gebaut worden, in Bayern fünf und im Saarland vier. In den Flächenländern Thüringen und Sachsen gab es überhaupt keinen Zubau.

Dass für das starke Nord-Süd-Gefälle bei der Windenergie auch die Bundespolitik Einfluss hat, zeigt das Beispiel Baden-Württemberg: Im Jahr 2017 hatte das Land mit 123 neuen Windrädern den bisherigen Rekord von 2016 (120 Anlagen) übertroffen. In den Jahren 2011 bis 2017 sind in Baden-Württemberg insgesamt 336 Windkraftanlagen gebaut worden.

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Änderung des EEG

Dann jedoch hatte die Bundesregierung das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) geändert und statt der Festvergütung Anfang 2017 das Ausschreibungsverfahren eingeführt. Die Folge: Während es im Jahr 2016 noch 206 Genehmigungen für Windenergieanlagen im Südwesten gab, war es im Jahr 2017 nur noch eine. Südlich des Mains haben zudem 2017 nur 3,4 % der erfolgreichen Projekte einen Zuschlag erhalten, vor Inkrafttreten des EEG-Änderung lag die Quote bei über 20 %. „Es ist technisch anspruchsvoller und deshalb teurer, in Süddeutschland einen guten Standort auf dem Berg zu erschließen, als einen von der Windstärke her ähnlich guten Standort im norddeutschen Tiefland. Um einen ausgewogenen Ausbau der Windenergie in ganz Deutschland zu ermöglichen, muss der Bund diese regionalen Unterschiede künftig angemessen berücksichtigen“, forderte der damalige Umweltminister Franz Untersteller. Dazu kommt: Laut Energieatlas Baden-Württemberg sind relativ wenig Flächen überhaupt für die Windenergie geeignet.

Die Bundesregierung hat diesen Warnruf aber nicht ernst genommen. „In den vergangenen Jahren kam der Ausbau der Windenergie in Baden-Württemberg praktisch zum Erliegen“, bemängelt der BWE-Landesverband. Im Jahr 2022 wurden lediglich neun neue Anlagen errichtet. Im Jahr zuvor lag der Zuwachs noch bei 25 Windenergieanlagen. „Die geringen Zubauzahlen müssen ein Weckruf sein, die Anstrengungen für den EE-Ausbau auf allen Ebenen zu forcieren“, so Franz Pöter, Geschäftsführer der Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg (Plattform EE BW). Der Branchenverband sieht positive Anzeichen für mehr und schnellere Genehmigungen, die sich aber erst in den nächsten Jahren in den Zubauzahlen niederschlagen werden, und hat Vorschläge zur Beschleunigung präsentiert. Die Plattform fordert: Die Landesregierung muss den nachgeordneten Genehmigungsbehörden eindeutige Handlungsanweisungen geben und dort zugleich weitere Stellen mit dem Verantwortungsbereich Klimaschutz schaffen.


Zum Erreichen der Klimaziele müssen bis 2030 im Durchschnitt pro Jahr rund 100 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 530 Megawatt errichtet werden, mehr als zehnmal so viel wie aktuell.

Konflikt mit dem Artenschutz

Um den Windenergieausbau auf die Spur zu bringen, schlägt die Plattform EE BW die vorrangige Ausweisung der windstärksten Flächen ab 215 Watt pro Quadratmeter (W/m²) auch bei hohem Artenschutz-Konfliktpotenzial sowie die vorrangige Ausweisung der windschwächeren Standorte ab 190 W/m² bei niedrigem bis mittlerem Artenschutz-Konfliktpotenzial vor. „Gerade in den Hochlagen des Schwarzwaldes muss ein Kompromiss geschlossen werden zwischen dem Auerhuhn und der Windkraft, der nicht 100 % Auerhuhn und 0 % Windenergie heißt“, sagt Jörg Dürr-Pucher, Vorsitzender der Plattform EE BW.


In der Taskforce für den Ausbau der erneuerbaren Energien sind mit der Planungsoffensive, den Ausschreibungen von Forst BW und den Hinweisen zum Denkmalschutz bereits einige wichtige Weichenstellungen vorbereitet worden, die die Ausbaugeschwindigkeit erhöhen könnten. Diese gilt es nun konsequent umzusetzen. Für Windenergie – und Photovoltaik gleichermaßen – wichtig wäre, dass sich die Öffnung von Landschaftsschutzgebieten in der Planungs- und Genehmigungspraxis widerspiegelt. 



Erste Fortschritte hatte die im Oktober 2021 eingesetzte „Taskforce Erneuerbare Energien“ gebracht. Sie hat dafür gesorgt, mit wirksamen Maßnahmen die Projektdauer bei Windkraftanlagen von der ersten Idee bis zur Inbetriebnahme von ehemals bis zu sieben Jahren um fast drei Jahre zu verkürzen. Ein im Januar 2023 veröffentlichter „Praxisleitfaden Windkraft“ soll dabei helfen, die Genehmigungsverfahren schneller und effizienter zu realisieren. „Dabei fordern wir, dass beim Ausbau Landwirte und Bürger stark mit einbezogen bzw. beteiligt werden. Auch sollten Projektierer die Belange der Landwirtschaft berücksichtigen“, erklärt Dr. Dominik Modrzejewski, Referent für pflanzliche Erzeugung, Nachwachsende Rohstoffe & Erneuerbare Energien beim Landesbauernverband in Baden-Württemberg. Mit Informationsveranstaltungen will der Bauerverband jetzt Projektierer und Flächenbesitzer dafür sensibilisieren.

BWE: "Ziel ist illusorisch"

Dennoch: Das Ziel der Landesregierung von 100 neuen Windkraftanlagen bis 2025 nennt die Vorsitzende des Bundesverbands Windenergie in Baden-Württemberg, Julia Wolf, „illusorisch". Denn diese Anlagen müssten 2023 genehmigt werden. Bislang lägen erst 17 Genehmigungen vor. Wolf verweist in einem Beitrag des SWR auf lange Lieferzeiten und Engpässe bei Material, Gutachtern oder Arbeitern für die Fundamente sowie auf Verzögerungen bei den Genehmigungen für die Transporte. „100 Anlagen im Jahr, das sind 300 Rotorblätter, die mit Überlänge, Überbreite und nachts mit Polizeibegleitung durch Deutschland fahren müssten."

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